SPIELART: Ruhe, schönstes Glück der Erde
Sie ist unter uns, die Lust nach Ruhe, nach geordneten Verhältnissen, Regelmäßigkeit, Reinheit. Josse de Pauws "RUHE" (erarbeitet mit dem Muziektheater Transparent und dem Collegium Vocale Gent) kollagiert schauspielerisch anspruchsvolle Monologe mit Schubertliedern wie "Ruhe, schönstes Glück der Erde", "Wein und Liebe" oder "Die Nacht". Vorgetragen werden diese Lieder mit einer musikalischen Perfektion, die der Hörerin die Tränen in die Augen treten lässt.

Die Monologe thematisieren auch eine Sehnsucht nach "Ruhe" und Ordnung: sie sind aus dem Buch "De SS'ers" erarbeitet und führen - auf realen Personen aus dem besetzten Holland der 40er Jahre fußende Figuren vor, die sich mit Freude und einem eigentlich nur geringfügigen Hang zur Rechtfertigung an ihre Zeit als freiwillige SS Mitglieder erinnern, vom Monster zum Menschen werden, und damit plötzlich zur Identifikation gereichen.
Lieder wie Monologe präsentieren sich dabei in einer ganz speziellen Raumsituation: Das Publikum bevölkert eine lose Insel konzentrischer Sitzkreise, bestehend aus lauter unterschiedlichen Stühlen; Sänger und Schauspieler bewegen sich unter ihnen, sitzen mit ihnen.
Wenn es in den Monologen menschelt, das schmachtende Liedgut dem Rippenfell schmeichelt, wird einem der eigene Hang zu Kitsch und zur "Ruhe" zum Verdachtsmoment, werden die Umsitzenden gespannt beäugt.
Zum Ende des klugen und mutigen Stücks verlassen die Künstler ihr Publikum und formen doch noch eine Bühnensituation: Dort verweist schließlich der Ruhe-Choral, als gänsehauterzeugende Verzerrung (eine Bearbeitung Annelies Van Parys) auf eine ganz andere Form der Ruhe; auf eine, die Frieden mitbringt und kein Säuberungsdenken, auf ein Akzeptieren von Polyphonien.
"RUHE" ist großes Theater mit dem Mut, sein Publikum nicht autoritär an der Hand zu nehmen sondern es in seiner Berührtheit ganz gnädig alleine auf den schönen, individualistischen Stühlchen sitzen zu lassen.
RUHE
(Josse De Pauw/ Muziektheater Transparant/ Collegium Vocale Gent,
Belgien)
RUHE ist noch einmal zu sehen
am 23.11., 20:30 - 21:50 Uhr
Muffatwerk/ Muffathalle
Homepage der Theatergruppe:
transparant.be

Vom 28. April bis zum 6. Mai 2007 gilt im Münchner Volkstheater wieder die Devise: "


Die morgige Premiere und alle Folgevorstellungen von Tobias Bühlmanns Inszenierung "Das große Sterben" im 
München, am vergangenen Mittwoch. Es ist 21.00 Uhr, als drei junge Männer die Bretter, die die Welt bedeuten, betreten. Ihre Namen sind Justus Jonas (Dr. Thomas), Peter Shaw (Käpt'n SupaKnut) und Bob Andrews (Britta Lemon). Ihr Motto: Wir lösen jeden Fall. Ihre Auftraggeber: Das Wuppertaler Vollplaybacktheater. Und das hatte sich für seine neue Deutschlandtour vorgenommen, endlich einmal die sog. „Vorzeit“ von „Die drei Fragezeichen und der Teufelsberg“ auf die Bühne zu bringen. (
In „El Diablo und die Rache am Teufelsberg“ wird die Geschichte des vogelfreien Mexikaners Caspar Delgado erzählt, der sich auf blutige Art und Weise am Sheriff von Santa Clara rächt. Allerdings kommt der Racheengel dabei selbst zu Fall, und etliche Jahre später vermeint man noch immer dessen furchterregendes Geheule im Tal der Wehklagen zu hören. Das Stöhnen scheint aus einer Höhle im Teufelsberg zu kommen, doch sobald man sie betritt, herrscht Ruhe.
Auch die Daltons-Brüder samt Ma haben, der Originalgeschichte sei Dank, ihren großen Auftritt, was nicht verwundert, zumal Namen hier im wahrsten Sinne des Wortes Programm sind. Neben etlichen Seitenhieben auf die Detektivcombo um TKKG, allen voran Tarzan als 80er Jahre Haudrauf-Vokuhila, mußte sich schließlich sogar Geisterjäger John Sinclair, der in einer Art Parallelhandlung den Kampf gegen das Böse antritt, ordentlich durch den dunklen Kakaosumpf ziehen lassen.
Die hochgelobte Detailverliebtheit der Truppe, die sich in ausgeklügelten Bühnenbildern und kreativen Requisiten zeigt, wird damit stellenweise auch zu ihrer Schwäche ebenso wie der Versuch, mit „El Diablo und die Rache am Teufelsberg“ eine eigens produzierte Story auf den Markt zu werfen.

Vom 03. bis 10. Oktober ist im Münchner 