Aufstieg und Fall des jugendlichen Klettermaxe
Die Kommunikationswissenschaft (KW) hat es in ihrer kurzen, wenngleich glorreichen Geschichte geschafft, einige elementare Erkenntnisse aus der Tiefe der Zeitungen zu bohren.
Einer dieser Lehrsätze besagt, dass wir immer dann besonders von einer Nachricht eingenommen werden, wenn sie beispielsweise besonders nah an uns passiert ("Lokales sticht!"), besonders spektakulär ist ("Mann beißt Hund"), oder einen besonderen prominenten Protagonisten beinhaltet ("Boris Becker beißt Hund").
Besondere Prominenz im Boris-Becker'schen Sinne kann der Pechvogel der Woche nicht vorweisen, aber bei der Nähe und vor allem der Spektakularität seiner Aktion trifft er, insbesondere zur Wiesnzeit, voll ins Schwarze.
Es berichtet die Feuerwehr am heutigen Donnerstag in Wort und Bild:
Bereits seit Dienstag Abend befand sich ein 27-jähriger Mann in einem 60cm mal 40 cm großen Kaminschacht eines 6-stöckigen Gebäudekomplexes in der Münchner Altstadt. [Muenchenblogger weiß: Überm McD im Tal.]
Seinen eigenen Angaben zu Folge wollte er einen Freund
besuchen und wählte hierzu den Weg über das Dach. Aus bisher unbekannter Ursache geriet der Mann jedoch in den Kamin und rutschte circa 28 Meter in die Tiefe. Erst am heutigen Nachmittag konnten seine Hilferufe geortet werden und damit seine Rettung eingeleitet werde.
Es ist anzunehmen, dass es der junge Mann mit dieser Aktion in einige Tages- und Abendzeitungen schaffen dürfte.
Gespannt sein darf man auf journalistische Interpretationsversuche (Wiesnbier -> Fensterln) ebenso wie auf zotig-doofe Wortspiele (Aufstieg -> Fall) sowie das erste RTL-Exklusivinterview des bemitleidenswerten Schornstein-Fegers.
Steht in Anbetracht der Geschehnisse etwa zu befürchten, dass es sich um einen ambitionierten KW-Studenten handelt, der sich im frühsemestrigen Übermut aufschwang, die Theorie vom Nachrichtenwert im Selbstversuch zu überprüfen?
Nix genaues weiß man nicht.