Kein Semesterticket für Studenten

"Die Elite muss betteln!" - Demo am Marienplatz

In München wird es kein Semesterticket geben. Doch damit wollen sich Münchens Studenten nicht abfinden. Am Freitag wird demonstriert.

Vor ein paar Tagen wurde bekannt, dass es in München kein Semesterticket geben wird (muenchenblogger berichtete). "Das heutige Fahrausweisangebot des MVV deckt die Bedürfnisse der Studenten bereits gut ab, es gibt also nicht wirklich dringenden Handlungsbedarf", hieß es.

Münchens Studenten wollen sich so nicht abspeisen lassen und setzen sich ein, vielleicht doch noch etwas zu ändern an der Entscheidung.

Am Freitag, den 18. Juli findet ab 16 Uhr auf dem Marienplatz eine Demonstration statt. "Die Elite muss betteln!" - so das Motto. "Geh gemeinsam mit allen Münchner Studierenden auf dem Marienplatz betteln. Nimm diese Tasse und ein kreatives Bettelschild und komm mit", heißt es in dem Auftruf.

Kommentare

Tobi Bauer am Do., 17.07.2008 - 13:27

Was mich bei der ganzen Sache etwas wundert: Einerseits wird die persönliche Freiheit super hoch aufgehängt (Man denke an die Diskussion um den E-Garten und wie alle von fieser Bevormundung reden) und erbittert gegen Abgaben wie die Studiengebühren argumentiert; aber dann sollen alle Leute, die sich bewusst dafür entscheiden, *nicht* mit dem MVV in die Uni zu fahren, die Tickets für jene quersubventionieren, die lieber U-Bahn statt Radl fahren?

Nicht falsch verstehen, ich finde die Idee eines Semestertickets prinzipiell gut, aber dann muss es auch in einem realistischen Preisrahmen liegen. Nach Garching raus sinds im ATII pro Monat 66,40 Euro - Das ist heftig; Aber bei aller berechtigten Schimpferei muss man sich doch auch gewahr sein, dass dieser Betrag, wenngleich ärgerlich, niemanden vom Maschinenbau- oder E-Technikstudium abhalten wird. - (Alle Garchinger, die aufgrund der hohen Kosten das Studium abbrechen mussten, bitte melden...)

Wenn die MVG sich auf ein 4-Ringe-Studenten-Ticket für ca. 170 Euro (regulär im ATII 270 Euro) einlassen würde, dann gäbs bei Zwangsabnahme via Semesterbeitrag einen noch viel größeren Aufschrei - mit Hinweis auf, man errät es, persönliche Wahlfreiheit und gemeine Bevormundung.

Tatsächlich bedürftige Studenten beziehen, davon ist auszugehen, BAFöG. - Die älteren Semester werden sich noch erinnern, dass vor einigen Jahren (2001, iirc) die gestiegenen Heizkosten für BAFöG-Empfänger mit einmalig 100 DM abgefedert wurden. - Möglicherweise wäre die klügere Lösung, die hohen Mobilitätskosten auf diese Weise zu lindern: MVG-Monatsmarken sammeln, einreichen und dann einen Erstattungsbetrag (z.B. 30%) via BAFöG zurückbekommen. (Ob dafür allerdings eine rechtliche Grundlage vorhanden ist steht zu bezweifeln. Man denke nur an den Münchner Polizisten, der - erfolglos - auf dem Rechtsweg einen München-Zuschlag im Tarifvertrag verankert sehen wollte.)

Ein pauschaler Semesterbeitrag (45 Euro!) klingt halt einfach sehr gut und "zieht". - Wirklich dran glauben, für 0,25 Euro am Tag mit dem MVV durch Gesamtnetz zu düsen, tun aber wohl doch nur die Träumerli.

Martin am Do., 17.07.2008 - 13:52

/*Zitat*/
> Ein pauschaler Semesterbeitrag (45 Euro!) klingt halt einfach sehr > gut und "zieht". - Wirklich dran glauben, für 0,25 Euro am Tag mit > dem MVV durch Gesamtnetz zu düsen, tun aber wohl doch nur die > Träumerli.

Erst informieren, dann reden...

AK SEMETI -- Die einzig umsetzbare Lösung wäre also wie folgt gewesen: 45 € pro Semester aller Studierenden (entspricht 7,50 € im Monat), hierfür hätten alle Studierenden das Gesamtnetz von Montag bis Freitag ab 17 Uhr, an Wochenenden und Feiertagen ganztags nutzen können (in den sogenannten "Nebenzeiten"). Dies ist ein großzügiges Angebot als Ausgleich für eine Solidarzahlung, welches ein freiwilliges Semesterticket überhaupt ermöglicht. Ohnehin wurden Berechnungen für mehrere Sockelbeträge angestellt, von 28 bis 45 € pro Semester mit unterschiedlichen Nebenzeiten.
Der Aufpreis bei einem Sockelbetrag von 45 € würde 170 € betragen, um das Gesamtnetz 6 Monate lang zu jeder Zeit nutzen zu können. Bei niedrigeren Sockelbeträgen wäre der Aufpreis etwas höher gelegen.

Um möglichst vielen Studierenden an unserer und anderen Hochschulen gerecht zu werden, lag seit Februar 2007 unser Vorschlag auf dem Tisch, den Aufpreis im Sockelmodell nach Innenraum, Außenraum und Gesamtnetz zu trennen. Ziel sollte sein, dass Ihr in der Summe aus Sockelbetrag und freiwilligem Aufpreis unter bisherigen Ausgaben liegt, solltet Ihr den MVV durchschnittlich nutzen, und Nichtnutzer des MVV so wenig wie möglich belastet werden.....

Wohlgemerkt, auch die Verbundgesellschaft, also der MVV, hat dieses Modell verfolgt, wurde jedoch von seinen eigenen Gesellschaftern überstimmt: die MVG, Tochter der Stadtwerke München, bei welchen u.A. das Rathaus im Vorstand sitzt, und die S-Bahn München. Wobei interessanterweise die Bahn auch bei der Ausarbeitung des Vertriebskonzeptes noch mehr als kooperativ und engagiert war. -- AK SEMETI

Es war nie die Rede von 45€ für das gesamte Netz zu jeder Zeit...

http://asta.fs.tum.de/unsere-arbeit/hochschulpolitik/ak-semesterticket

bei bedarf kann man sich dort informieren.

zum thema persöhnliche freiheit: münchen is die letzte große unistadt ohne semesterticket und wird von der so genannt sozialdemokratischen partei regiert.
=> sozialdemokratie = lastenverteilung im vernünftigen maße.

190€ sind wahrlich zu viel (wobei in manch anderen städten das semesterticket fakultativ weit >100€ liegt), aber 45€ aufs semester verteilt wahrlich nicht

sPaCePiR8 am Do., 17.07.2008 - 14:30

äußerst clever ist natürlich, diese Demo mitten in die Klausurenzeit zu legen

Tobi Bauer am Do., 17.07.2008 - 15:51

Hallo Martin,

das mit den 45 Euro ist natürlich überspitzt formuliert gewesen, aber genauso überspitzt ist wohl der Gedanke, dass die Studenten das Nebenzeit-Ticket als Zuckerl schlucken würden, um den Weit-Pendlern (so ca. ab 4 Ringe aufwärts) ihre Tickets mitzufinanzieren.

Fakt: Wer innerhalb der 3 innersten Ringe wohnt (wahrscheinlich die Mehrzahl der Studierenden?), würde beim 45+170 Preismodell draufzahlen.

Den Vorschlag, nach Viel-, Wenig- und Garnicht-Nutzern zu unterscheiden, halte ich in der Theorie für sinnvoll, praktisch aber kaum umsetzbar. Dafür sind Nutzungsverhalten und Anspruch an den ÖPNV einfach zu unterschiedlich.

Eher macht schon der Vorschlag Sinn, a la Grüne Karte zum Sockelbetrag noch Innen-, Außen- und Gesamtraum zubuchen zu können.

Naja. - Tragisch für die StuVes ist natürlich, wenn ausgerechnet Rot-Grün über die MVG das Semesterticket verhindert.

Für mich hat persönliche Wahlfreiheit übrigens nichts damit zu tun, dass München als "letzte große Unistadt" kein Semesterticket hat.

Nunja. Vielleicht klappts ja doch irgendwann mal mit Eurem Vorhaben.

Kerstin Föll am Fr., 18.07.2008 - 16:55

Na toll, hätte die Demo nicht ein bisschen früher angekündigt werden können?? Bei uns an der Uni haben wir gar nichts davon mitbekommen. Außerdem ist eine Demo mitten in der Klausurzeit auch nicht gerade die optimalste Lösung...

Ich verstehe nicht, wieso fast alle Uni-Städte in Deutschland ein (akzeptables) Semesterticket gebacken kriegen, nur in München läuft's nicht. Naja, im Grunde verstehe ich es schon. Die MVG nutzt ihre Monopolstellung schamlos aus. Es sind doch die wenigsen Studenten, die sich eine Wohnung direkt in München leisten und deshalb mit dem Fahrrad zur Uni fahren können. Die meisten kommen von weiter außen (S-Bahn) und da es mit Parkplätzen an der LMU auch schlecht ausschaut - was bleibt noch, außer die öffentlichen zu benutzen?

Wenn die Demo auf dem Marienplatz kein Gehör findet, wäre ich dafür, die U-Bahnen zu bestreiken. 60 000 Studenten, die einen ganzen Tag mit der U3 und der U6 unterwegs sind, das wäre mal ein Spaß.

Manuel am Fr., 18.07.2008 - 17:41

Zitat:
"Außerdem ist eine Demo mitten in der Klausurzeit auch nicht gerade die optimalste Lösung..."

Ich glaub, dass es von der MVV durchaus beabsichtig war, die Gespräche genau jetzt platzen zu lassen. In der Vermutung, dass die Studierenden sich nicht schnell genug organisieren können um was dagen zu unternehmen, weil sie entweder Prüfungen haben oder die Stadt teilweise schon wieder verlassen haben (Die nicht dauerhaft hier wohnen).

Ich hoffe nur, dass die Verantwortlichen der MVV was daraus lernen werden und sich erneut in die Diskussion um ein Semserticket einbringen.
Das Sockelmodell ist meiner Meinung nach die beste Alternative, da jeder was davon hat. Mir kann keiner erzählen, dass er für 7.50 Euro im Monat nicht mal mit der MVV fahren würde, selbst wenns nur zum Kunstparkt (pardon, Kulturfabrik) ist um einen zu heben ohne mit dem Auto unterwegs zu sein. Das Angebot wäre auf jeden Fall fair und viele, die Aufgrund der zu hohen Preise für Studenten momentan noch mit dem Auto zur Uni fahren würden sich auch umstimmen lassen und den MVV nutzen.

Falls alles nichts hilft hoffe ich, dass die Fachschaften für das beginnende Semsester wieder was "auspacken" um die MVV zu ärgern. Das mit den überfüllten U-Bahnen wäre durchaus eine denkbare Möglichkeit.

Martin am Fr., 18.07.2008 - 21:46

> äußerst clever ist natürlich, diese Demo mitten in die Klausurenzeit > zu legen

war wohl wie schon bereits erwähnt von der MVV so gedacht um die studenten an einer effektiven reaktion zu hindern. haben sie auch geschafft. es waren grad mal 500-1000 leute am marienplatz.

> Fakt: Wer innerhalb der 3 innersten Ringe wohnt (wahrscheinlich
> die Mehrzahl der Studierenden?), würde beim 45+170 Preismodell > draufzahlen.

jein. ich wohn genau ring 4 und zahle im moment 6x55€=330€, da ich in den semesterferien in münchen wohne.
genaue zahlen findest du unter:
http://www.fs.tum.de/semeti/pdf/semeti_10_mappe-mai-2008.pdf

ich habs mal überflogen (sind >70 seiten) und der niedrigste durchschnitt für nen standort war 204€ (medizin klinikum r.d.isar). bin mir da aber nicht ganz sicher. geht aber bis zu 350€ hoch (DURCHSCHNITT) bei ernährungswissenschaftlern in weihenstephan.
=> die meisten fahren in der tat günstiger. außer die fahrradfahrer =)

noch was zu den zahlen, die der mvv veröffentlich hat (die waren der meinung, dass nur 24% an einem semeti interessiert sind... LÜGE)
Ludwig-Maximilians-Universität München
* Solidarmodell: 68%
* Sockelbetragsmodell: 21%
* gar kein Semesterticket: 10%

Technische Universität München
* Solidarmodell: 65%
* Sockelbetragsmodell: 30%
* gar kein Semesterticket: 4%

Fachhochschule München
* Solidarmodell: 72%
* Sockelbetragsmodell: 18%
* gar kein Semesterticket: 9%

GESAMT
* Solidarmodell: 67%
* Sockelbetragsmodell: 24%
* gar kein Semesterticket: 8%

Korbinian am Fr., 18.07.2008 - 22:47

Da hat sich der MVV wohl genau die Statistik rausgenommen und sie so interpretiert wies ihnen passt....

"GESAMT
* Solidarmodell: 67%
* Sockelbetragsmodell: 24%
* gar kein Semesterticket: 8%"

Zitat aus der Pressemiteilung des MVV:
"diese Variante eines Semestertickets [hier ist nur die Sockelmodellvariante gemeint] bei den Studierenden auf wenig Interesse stoßen würde: lediglich 24% bekundeten bei der Befragung entsprechende Kaufabsichten.

Das nenn ich ma Umfrageauswertung....., denke wenn ma nur nach Sockelmodell oder gar nicht fragt siehts 90% pro Sockel aus...

Marta am Sa., 19.07.2008 - 17:22

Leute,

da es am Freitag am Marienplatz nicht geklappt hat müssen wir uns was anderes einfallen lassen. Schreibt doch alle eine E-mail an Herrmann, der muss ja auch Interesse an Studenten haben.

amissa am Sa., 19.07.2008 - 21:01

Wenn ich das richtig verstanden habe, behauptet der MVV ein "richtiges" Semesterticket (das mir auch lieber wäre), sei zu teuer, weil sie jetzt schon durch die Studenten so hohe Einnahmen haben

Tja, wie wäre es, wenn wir einen Weg fänden, ohne den MVV zur Uni zu kommen? Fahrgemeinschaften bilden, die von außerhalb von bestimmten "Sammelpunkten" losfahren, zu denen jeder zu Fuß/ mit Fahrrad hinkommt, also so eine Art private Sammeltaxis - ich glaube nichtmal, daß man das lange durchhalten müsste, um den MVV wieder an den Tisch zu bekommen.

Aber das scheitert vermutlich auch wieder an der Organisation :-/

Da müßte es auf Campus.lmu irgendeine Art Suchmaschine geben, wo man die Zeiten eingibt, von wann bis wann man ander Uni ist und die dann die nächste gemeldete Fahrgemeinschaft ausspuckt bzw. die nächsten Fahrdienstsuchenden oder so
Und die bereitschaft, notfalls auch mal ne Stunde an der Uni zu überbrücken, wenn halt erst 'ne Stunde später wieder was fährt

Kerstin am So., 20.07.2008 - 13:46

Für die Leute in der Innenstadt ist der Vorschlag halt fast unmöglich umzusetzen, weil es für uns einfach keine Parkplätze gibt. Vielleicht sollten wir unsere Autos aus Protest unter dem Siegestor parken? ;) In anderen Foren wird diskutiert, auf das Fahrrad umzusatteln, das ist für die Leute, die mit der S-Bahn oder dem Zug kommen (was ziemlich viele sind), aber auch nicht möglich. Wir sind auf die MVV angewiesen und dass wissen die ganz genau.

vert am Fr., 29.08.2008 - 23:50

autsch. ich mag es ja kaum sagen: wir bekommen nächstes jahr ein nrw-ticket. (drei jahre verhandlungen, galube ich).
für irgendwas um 120euronen pro semester.
irgendwas läuft bei euch falsch. (ich schiebe das nicht auf asta, stuve oder studis allgemein. verkehrsbetriebe sind einfach aufgeblasen und selbstgefälligund in verhandlungen die pest).

das solidarmodell ist der einzige gangbare weg, allerdings seid ihr in bayern in einer schlechten verhandlungsposition, da es bei euch keine verfasste studierendenschaft mit beitrags- und finanzhoheit gibt (1977 von eurer staatspartei wohlweislich abgeschafft. diese hässliche opposition! jetzt organisiert sie sich auch noch!) wie soll man so eine große stadtweite kampagne fahren - ohne geld?

Paul am So., 22.03.2009 - 13:03

Endpreise für Semestertickets in anderen Großstädten mit vergleichbarem ÖPNV, teilweise mit Sockelbedarfsmodell:

Berlin: 150€
Bonn: 134€ *
Düsseldorf/Duisburg/Essen: 114€ *
Hamburg: 145€
Frankfurt: 139€
Köln: >100€ *
Stuttgart: 196€

* Das Semesterticket in NRW beinhaltet das NRW-Ticket: man kann als Student also rund um die Uhr den GESAMTEN Nahverkehr in Nordrhein-Westfalen nutzen!

Dass München als einzige Hochschulstadt kein Semesterticket hinbekommt, finde ich erbärmlich. Ich weiß auch nicht, woher die MVV das mit dem Bundesverwaltungsgericht und den 45€ haben, denn kein einziges Semesterticket kostet unter 45€. Oder verwechseln die hier (absichtlich) Preise pro Monat und pro Semester (45€ pro Monat oder pro Semester)? Ich fände diesen Preis von 190€ pro Semester eigentlich okay, vorausgesetzt das Ticket würde im gesamten MVV-Verkehr uneingeschränkt gelten.

Am fairsten wäre natürlich ein Sockelbedarfsmodell: sagen wir 45€ Sockelpreis (verpflichtend für alle!), dafür MVV-Fahrten abends und am Wochenende inklusive, oder meinetwegen auch begrenzt bis zu 2/3/4/... Ringen oder so - und dann freiwillig für jeden der mehr will: Aufpreis von 150€, dafür uneingeschränkt MVV.

Sowas würde München echt gut stehen.

Lisa Proll am Mi., 29.12.2010 - 18:43

In Stuttgart gibt es das Selbe Problem, wir haben demonstriert und demonstriert, aber es hat nichts gebracht. Dieses Jahr ist alles wieder teurer!

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