Am Montag fand auf dem Tollwood-Festival das Konzert von Kettcar und Madsen statt (Konzertfotos in der Bildergalerie). Da die Meinungen in der Redaktion ein wenig auseinandergehen, gibt es bei muenchenblogger heute mal eine Konzertkritik im Doppelpack.
Mitreißendes Mitsing-Konzert
Die jungen netten Madsen, deren bekanntestes Lied "Die Perfektion" heißt, haben diese noch nicht ganz erlangt: Sänger Sebstian vergaß eine Textpassage. Sonst machen die Jungs Musik à la Sportfreunde Stiller, was die Zuschauer auch in der Pause gleich animierte, "5474902006" anzustimmen. Dann kamen Kettcar.
Ungewöhnlicherweise spielten Kettcar als erstes ein Lied, das im Publikum kaum einer kannte. Doch dann wurde das Konzert, so wie man es erwartet hatte: Die Zuschauer sangen jede Textzeile lauthals mit. Es sind ja die Texte, die bei Kettcar faszinieren. Und so macht ein Mitsing-Konzert mit Kettcar besonders Spaß.
"Die Haustür hinter dir und vor dir der Nachdurst, dazwischen: wir", "Es ist besser, für das was man ist, gehasst, als für das, was man nicht ist, geliebt zu werden", "Aber irgendwie ist es doch besser, im Taxi zu weinen als im HVV-Bus, oder nicht?", "Mach immer was dein Herz dir sagt, immer was dein Herz dir sagt".
Die letzten Worte des Liedes "Stockhausen, Bill Gates und ich", das davon handelt, mit den genannten im Aufzug festzustecken, ließ Marcus Wiebusch vom Publikum ganz alleine singen: "Der gebrochene Daumen von Carlos Santana, ich habe den wichtigsten Finger von Carlos Santana. Und dann holten sie uns raus."
Dann hätte das Konzert zu Ende sein können. Das letzte Wort dem Publikum überlassen: sehr schön. Doch es kam noch das melancholische "Balu, der Bär". Natürlich haben Kettcar es nicht in "Bruno, der Bär" umbenannt.
(Lisa)
Ernsthafte ältere Herren
Als die meisten Kettcar-Fans mit dem Kettcar noch durch Omas Hinterhof gekurvt sind, da hießen Kettcar noch "But alive", spielten Punkrock und waren bekannt für Liedzeilen à la "Ich möchte Ilona Christen die Brille von der Nase schlagen."
Mittlerweile interessiert sich niemand mehr für Ilona Christens
Brille (vielleicht trägt sie sogar schon Kontaktlinsen) und aus den
Punkrockern von einst sind ernsthafte ältere Herren mit Mut zum großen Gefühl geworden.
Auch in der gut besuchten Musik-Arena auf dem Tollwood-Festival haben sie gekonnt auf der emotionalen Klaviatur ihrer Fans gespielt. Die Stimmung war gut, auch wenn sich die Band manch peinliche Zwischenansage hätte sparen können. Hamburgern scheint es manchmal schwer zu fallen, sich das Abspulen von München-Klischees zu verkneifen, z.B. dass in München alle ganz, ganz viel Geld haben.
Aber es stimmt schon, das Tollwood ist ja auch wirklich ein teures Pflaster geworden: Für 23 Euro bekommt man hier entweder fünf Öko-Hamburger frisch vom Grill - oder eben fünf Hamburger in der Saturn Musik-Arena (wobei letztere dann doch ein wenig leichter verdaulich sind).
Am Ende des Konzerts wurde es nochmal ganz kuschelig, die Zuschauer sangen mit und reckten ihre Feuerzeuge in die Höhe. Von den einstigen Punk-Wurzeln war nicht mehr viel zu spüren.
Marius Müller-Westernhagen, wenn du für deine nächste Tour noch eine Vorband suchst: Nimm Kettcar!
(Max)
Hey Super! Ich war da!
Klasse Fotos gemacht!