Nach der Besetzung ist vor der Besetzung

Seit einer Woche haben Münchner Studenten die Akademie der Bildenden Künste besetzt, um Protestaktionen zu planen und gegen die Bildungspolitik zu demonstrieren. Am Mittwochnachmittag nun sieht es zunächst so aus, als würden sich die Studenten zurückziehen.
Sie räumen den Plenarsaal, in dem rund 30 Studenten sie seit einer Woche campierten und mehrere hundert täglich diskutierten, und strichen die Wände der Akademie, um Schmierereien, die während der Belagerung entstanden sind, zu überdecken.
Die Akademie hat sich bereit erklärt, den Studenten weiterhin kleinere Räume zur Verfügung zu stellen. Doch damit wollen sie sich nicht begnügen.
Die Studenten haben angekündigt, noch in der Nacht auf Donnerstag eine andere Universität in München zu besetzen – die LMU. Alles weitere wollen sie auf dem Plenum um 17 Uhr besprechen. "Die LMU hat viele Magister- und Diplomstudiengänge in Bachelor- und Master-Studiengänge umgewandelt", sagte eine Studentensprecherin. Deswegen mache es sowieso mehr Sinn, dieses Gebäude zu besetzen als die Kunstakademie.
Nachtrag: Inzwischen wurde Hörsaal M118 im LMU Hauptgebäude besetzt.
Kommentare
Die sollen lieber mal
Die sollen lieber mal studieren anstatt zu protestieren. Dann klappt das auch mit den neuen Abschlüssen. Zumal das ja nu eh zu spät ist. Wer jetzt alles daran setzt es rückgängig zu machen, hat das Problem nicht verstanden.
Wer solche Sprüche klopft,
Wer solche Sprüche klopft, hat nichts verstanden.
Zunächst mal geht es nicht prinzipiell um ein komplettes Zurückdrehen der Bologna-Reform und eine Abschaffung des Bachelors, sondern um die Korrektur der Fehler, die diese Reform zu einer absoluten Pleite gemacht haben; unter Anderem die zu kurze Studienzeit, mangelnde Wahlfreiheit bei Fächern und die damit verbundene Heranzüchtung von absoluten Fachidioten, die vielleicht den Wünschen der Wirtschaft zum Zeitpunkt ihres Studiennbeginns entsprechen, die aber letztendlich nicht fähig sein werden, Neues hervorzubringen und in größeren Maßstäben zu denken, und deren Wissen zu dem Zeitpunkt, wenn sie die Universität verlassen, unter Umständen schon wieder überholt sein kann.
Desweiteren geht es um die Abschaffung Studiengebühren. Bachelor und Studiengebühren zusammen machen es Studierenden ohne entsprechenden finanziellen Hintergrund unmöglich, ein erfolgreiches Studium zu führen - wer auf Bachelor studiert hat realistisch gesehen keine Zeit, zusätzlich seinen Lebensunterhalt zu verdienen und gleichzeitig seine eingeschränkte Regelstudienzeit einzuhalten.
Ein dritter, nicht unwesentlicher Grund ist die solidarität mit den österreichischen Studierenden, welche derzeit gegen noch katastrophalere Bedingungen und Regierungspläne kämpfen und deren Situation sich in den letzten Jahren durch die deutschen Hochschulgesetze und die daraus folgende Abwanderung noch zusätzlich verschärft hat - wir sitzen also alle in einem Boot.
Daher: Solidarität mit allen protestierenden Studieren in Deutschland und Österreich!
Zitat: "Desweiteren geht es
Zitat:
"Desweiteren geht es um die Abschaffung Studiengebühren. Bachelor und Studiengebühren zusammen machen es Studierenden ohne entsprechenden finanziellen Hintergrund unmöglich, ein erfolgreiches Studium zu führen - wer auf Bachelor studiert hat realistisch gesehen keine Zeit, zusätzlich seinen Lebensunterhalt zu verdienen und gleichzeitig seine eingeschränkte Regelstudienzeit einzuhalten."
Meine Meinung: was für ein Unsinn. Ich habe im Frühjahr mein (Bachelor-)Studium an der LMU abgeschlossen, komplett selbst finanziert durch Nebenjobs/Praktika im Umfang von 15-20h während der Vorlesungszeit und Vollzeit in den Ferien. Hab in der Regelstudienzeit von sechs Semestern abgeschlossen, so schlecht kanns nicht gewesen sein denn ich hab jetzt nen recht geilen Job.
Soviel mal zum Thema Lebensunterhalt und "eingeschränkte Regelstudienzeit". Aus meinem Kommilitonenkreis war ich bei weitem nicht der einzige der das geschafft hat.
Aber gut, gleich kommt bestimmt wieder so ein tolles Argument á la das das alles Ausnahmen waren - glaube ich kaum. Studiengebühren von 500€/Semester sind aufs Semester verteilt 80€ mehr im Monat - gerade hier in München wird fast jeder Nebenjob mit 10€/Stunde vergütet. Und keiner, wirklich überhaupt kein Bachelorstudent, kann mir erzählen, dass sein Studium so anstrengend sei, dass er nicht 8h pro Monat (!) arbeiten gehen könnte, um die Studiengebühren zu zahlen.
Und sollte es tatsächlich so sein dann gibts da genug Stundungsmodelle / Kredite von der KfW & Co.
Zur "Solidarität mit Österreich": Woher kommen denn die vielen Deutschen dort? Von Ausnahmen wie den Medizinern mal abgesehen sind das zu 90% Leute, die in Deutschland im Letztversuch durch Prüfungen gefallen sind o. ä. großartige Leistungen vollbracht haben - da sollten sich die Ösis mal überlegen ob sie diese Leute wirklich im Land haben wollen. Das sind dann komischerweise auch immer die ersten, wenns drum geht, eine "Uni zu besetzen" oder solche Scherze zu machen.
An Bologna wirds wohl kaum liegen, dass die Leute aus Deutschland weggehen...Österreich ist ja ebenfalls Mitglied der EU...
Daher: diesen Schwachsinn bitte nicht weiter unterstützen...wenn die Leute in der Zeit, in der sie Unis besetzen sich was dazuverdienen oder in die Bib zum lernen gehen würden, könnten sie auch problemlos die Studiengebühren zahlen bzw. ihr Studium in Regelzeit durchziehen...
@ Spacepirate Deiner Meinung
@ Spacepirate
Deiner Meinung nach sind diese Studenten also faul und/oder dumm. Nett.
Der Raubbau, den viele Studenten, die ich kenne an ihrer Gesundheit betreiben indem sie sich abschuften um irgendwie über die Runden zu kommen ist unverantwortlich. Ein Studium ist schließlich nicht kostenlos, auch mal von Studiengebühren abgesehen. Eine Wohnung, ein Auto, Nahrungsmittel, Strom, Wasser, Abfallentsorgung ... die Liste ließe sich noch beliebig weiter führen. All das bekommt man auch als Student doch nicht geschenkt! Und das sind nur Notwendigkeiten. Von Lebensqualität schaffenden Kostenfaktoren mal ganz abgesehen.
Natürlich kann man sich irgendwie durchschlagen, sei es mit zig dämlichen und unterbezahlten Studentenjobs (Ausbeutung wenn man mal ehrlich wäre), sparen an allen Ecken und Enden, das Leben ausschließlich mit Arbeit und Lernen verbringen... Möglich. Aber wie wir wissen ist das Leben kurz, man ist nur einmal jung und ich würde es niemandem verübeln, der nicht seine Zeit damit vergeuden möchte um daraufhin schnurstracks ins harte (und heutzutage keinesfalls abgesicherte) Berufsleben einzutauchen.
Ich sage das nur, um mal eine andere Perspektive zu eröffnen. Lebenszeit ist schließlich das wertvollste Gut, das wir haben.
Aber zurück zum Punkt: Wer aus besseren Verhältnissen kommt und von seinen Eltern gesponsort wird tut sich natürlich nicht so schwer damit mal einfach so einen 500er rauszurücken.
Alle anderen - und das müssen keine Sprößlinge armer Eltern sein - haben es da schwerer. Allein dieser Umstand ist ungerecht und von daher äußerst kritikwürdig.
"Ich habe es geschafft, die anderen sollen sich mal nicht so anstellen..."
Das ist kein Argument. Das ist pure Ignoranz. Aber was erwarte ich auch, in einem Land das lauter konkurrenzgeile Egoisten heranzüchtet, damit bloß nie auch nur der Funke echter Solidarität aufkommt. Sonst könnte sich in diesem beknackten Land der Untertanen ja mal was ändern.
Ich kann sPaCePiR8
Ich kann sPaCePiR8 eigentlich nur zustimmen. 80€ im Monat sind durchaus machbar und wenn man sein Studium ernst nimmt ist ein Studienkredit eine gute Investition, wenn zeitlich nichts mehr geht. Ich habe selbst einen Studienkredit aufgenommen und bin damit sehr zufrieden.
Ich kann zumindest aus Sicht eines TUM/MWlers sagen dass bei uns die Studiengebühren sehr sinnvoll eingesetzt werden - es wurde im sechstelligen Bereich neues Mobiliar gekauft, neue Doktoranden/Praktikanten/HiWi-Stellen geschaffen, zusätzliche Tutorübungen finanziert, undundund. Wer keinen Bock hat für sowas zu zahlen "hat es auch nicht kapiert" - dann muss er nämlich nehmen was die Uni ihm bietet - wer zahlt, hat einen *Anspruch* auf eine anständige Gegenleistung, die zumindest bei uns draußen in Garching meiner Meinung eindeutig gegeben ist.
Zum Thema Ignoranz: Die 300 Studenten die das Audimax besetzen können sich mal durch den Kopf gehen lassen wieviel Prozent der Studierenden sie ausmachen und ob sie nicht vielleicht für 99,5% der münchner Studenten nicht einen coolen Haufen sondern eine ernsthafte Belästigung darstellen. Ich persönlich wäre sehr angepisst wenn mich jemand wegen irgendeiner ineffektiven Protestaktion um meine Kurse bringen würde. Klingt vielleicht egoistisch, liegt aber vielleicht daran dass ich (anscheinend im Gegensatz zu 300 anderen Studenten) mein Studium mag, den Sinn darin sehe und Lust habe in meinem Fach etwas zu lernen. Da ich gerade im Ausland bin können die natürlich auch gerne das TU-Audimax besetzen wenns ihnen Spaß macht...
Wer sein Fach aus Überzeugung und Interesse studiert hat auch kein Problem später einen guten Job zu bekommen, was wiederum das "Problem" eines Studentenkredits ziemlich relativiert.
Ich hab übrigens überhaupt keinen Bock mich als "Untertanen" "beschimpfen" zu lassen, da ich es schon als relativ untertänig empfinden würde mich mit jemandem solidarisch zeigen zu müssen mit dem ich nun mal nicht die Meinung teile. Davon auszugehen dass "alle Studenten solidarisch miteinander sein müssen und diese und jene Meinung vertreten" ist nicht nur kompletter Blödsinn sondern genauso "pure Ignoranz" der Realität.
80 € sind für Studenten
80 € sind für Studenten nicht machbar, deren Eltern hier nicht deren Miete zahlen (können). Und so jemand schafft es trotz BaFöG ohne Nebenjob sowieso nicht sich sein Studium zu finanzieren. Ausserdem wird hier defintiv nicht jeder Nebenjob mit 10 € pro Stunde bezahlt, das fängt in der Uni schon an.
Wenns an den 80€ pro Monat
Wenns an den 80€ pro Monat hängt kann man auch einen Studentenkredit für 80€/Monat abschließen. Ich nehm zur Zeit wesentlich mehr und find das trotzdem einen guten Deal...
es ist im Übrigen sehr
es ist im Übrigen sehr erstaunlich, dass immer die gleichen Leute protestieren: irgendwelche Geisteswissenschaftler, die eh nicht viel mehr als 15-20 SWS haben und jetzt durch den Bachelor endlich mal gezwungen sind in einer vernünftigen Zeit ihr Studium abzuschließen und nicht ewig und drei Tage lang durch militantes nichtstun den Englischen Garten bevölkern.
Das Studium ist nunmal eine Ausbildung und kein Zeitvertreib. Solche Leute können sich ja auch gerne nach Goa absetzen oder woauchimmer der Hippie von Welt lebt.
Was ist denn da los?!?
Da bin ich doch mal froh im Ausland zu studieren.