Big Brother is watching you

Sprechende Kameras auf dem Orleansplatz

Ob auf öffentlichen Plätzen oder in der S-Bahn - die ständige Videoüberwachung schleicht sich langsam, aber "sicher" in unseren Alltag. Eine Kunstaktion der Urbanauten will diese Tendenz nun bis ins Absurde steigern.
Stille, allgegenwärtige Beobachter (Foto: muenchenblogger)
Stille, allgegenwärtige Beobachter (Foto: muenchenblogger)

"Bitte vergessen Sie nicht, Ihre Zeitung auch zu bezahlen!". "Bitte machen Sie die Sitzbank für andere Passanten frei!" - so oder so ähnlich, aber immer höflich und bestimmt werden sich am Samstag den 15.11.2008 auf dem Münchner Orleansplatz plötzlich Stimmen scheinbar aus dem Nichts erheben und Passanten mit pädagogischen und teils skurrilen Aufforderungen ermahnen.

Hinter den sprechenden Kameras steckt eine Kunstaktion der Urbanauten, die Münchens "Flaggschiff der Sicherheitspolitik" - den Orleansplatz - am Samstag zwischen 11.03 Uhr und 14.51 Uhr für knapp vier Stunden entern wollen. Dort beobachten seit April 2007 drei 360°-Überwachungskameras in Form von schwarzen Halbkugeln das Geschehen auf dem Platz.

Nähere Infos und Hintergründe zur Aktion gibt es unter www.die-urbanauten.de.

Kommentare

Denny am Fr., 14.11.2008 - 13:33

Interessante Aktion. Dann merken vielleicht auch viele Leute, die sich ansonsten nicht mit dem Thema befassen, wohin die Überwachung, welche angeblich unserer aller Sicherheit dienen soll, führen kann.

cathy am Fr., 14.11.2008 - 13:55

Naja.. anderswo ja schon Realität!
http://news.bbc.co.uk/2/hi/uk_news/6524495.stm

Harald am Sa., 15.11.2008 - 11:52

Hm - beschäftige mich mit dem Thema, bin generell gegen Videoüberwachung und Überwachungsstaat, habe aber zum Orleansplatz eine andere Meinung.

Die Zustände dort waren in der Tat absolut untragbar, weil es eben nicht nur eine Handvoll Betrunkener war, die a bisserl übertrieben haben.

Was wäre die Alternative zu den Kameras gewesen?

Den Platz einfach meiden? Nein. Nicht wegen diesen Gestalten, die da die Sau tagein, tagaus rausliessen.
Ständige Polizeistreifen? Das will wohl keiner.
Ein halbe Streetworkerstelle mehr, wie von der Stadt geplant? Da weiss jeder, dass es die nur auf dem Papier gegeben hätte.

Ja, die Kameras haben größtenteils zur Vertreibung dieser Leute geführt - und das ist auch gut so.

Regs am Sa., 15.11.2008 - 17:54

"Ja, die Kameras haben größtenteils zur Vertreibung dieser Leute geführt - und das ist auch gut so."

Aha, das Problem ist sozusagen aus der Welt geschafft. Zumindest aus dem Blickfeld. Meinst Du nicht, dass "diese Leute" jetzt eben einfach woanders sind? Ihren aktuellen Aufenthaltsort sollte man konsequenterweise auch überwachen. Und den nächsten auch. Und den übernächsten.

mao am So., 16.11.2008 - 14:49

@harald: meinungen, die mit "bin generell dagegen, aber" kann ich wirklich nicht mehr ernst nehmen. du meinst ja wohl damit nicht, dass nirgends kameras aufgestellt werden sollten, ausser auf dem orleonsplatz.
raus mit der wahrheit: sag doch gleich wer wo überwacht und vertrieben werden soll.

Harald am So., 16.11.2008 - 21:39

Simmt, bei "Ich bin zwar kein..., aber..."-Beiträgen reagiere ich in der Regel genauso skeptisch.
Aber ist es nicht ein Unterschied, ob ich eine flächendeckende Überwachung einrichte wie in der Innenstadt, oder ob ich an einem ganz bestimmen, einzelnen Brennpunkt ein, zwei Kameras - durchaus zur Abschreckung - aufstelle? Und damit meine ich nicht jede Ecke wo ein paar Punks rumhängen.
Mit ersterem habe ich durchaus ein Problem, mit Letzterem, wenn es nicht dann noch einer und dann noch einer werden, bislang nicht.

mao am Mo., 17.11.2008 - 10:07

@harald: ich versteh schon was du meinst. aber die frage ist wer was als brennpunkt definiert. der nächste sagt, die fussgängerzone ist ein brennpunkt für taschendiebstahl und der übernächste meint, man müsse den chinaturm kontrollieren, weil dort lauter berunkene in ihre fahrzeuge einsteigen.
zur abschreckung ist mir die sichtbare staatsgewalt um einiges lieber als kameras, die irgendwo versteckt wurden und alles mögliche beobachten.

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