In der Ruhe liegt die Kraft: Bright Eyes in der Elserhalle

Der Beginn ist vielversprechend: Conor Oberst alias Bright Eyes und seine Band kommen ganz in Weiß auf die Bühne. Die Musiker nehmen ihre Geigen, Querflöten oder Trompeten in die Hand. Gleich zwei Schlagzeugerinnen sind dabei. Ein bisschen prätentiös, na gut, aber so hatte man es sich vorgestellt das Konzert in der Georg-Elser-Halle am Montag Abend. (Fotos vom Bright-Eyes-Konzert gibt es in unserer Bildergalerie.)

Foto Bright Eyes Elserhalle München

Doch nach einigen Songs macht sich eine gewisse Enttäuschung breit: Der Klang ist ein wenig übersteuert, aus dem Publikum dringen zum Teil lautere Geräusche als von Bright Eyes auf der Bühne, es kommt nur wenig Stimmung auf.

Vielleicht ist die fast vollständig gefüllte große Georg-Elser-Halle nicht der richtige Ort für ein Bright-Eyes-Konzert, das in kleinerem Rahmen sicherlich eine ganz andere Wirkung erzielen könnte. Vielleicht ist es einfach viel zu schwül in der Halle, als dass man sich auf die auf CD grandiosen Songs konzentrieren könnte.

Fotos Bright Eyes Elserhalle München

Am stärksten ist das Konzert bei den ruhigen Songs: Conor Obersts Stimme vermag dann den ganzen Raum zu füllen und in seinen Bann zu ziehen. Besonders die Songs des neuen Albums "Cassadaga" wie "No One Would Riot For Less", "If The Brakeman Turns My Way" oder "Lime Tree" beeindrucken auch live.

Das letzte Lied, das Bright Eyes nach knapp zwei Stunden anspielen, heißt "A Song To Pass The Time" (von der Platte Fevers & Mirrors aus dem Jahr 2000). Der Song endet: "And they'll be laughing, yeah they'll be laughing, my mediocrity, my mediocrity". Vielleicht hat Conor Oberst ja erkannt, dass das Konzert insgesamt leider nur mittelmäßig geglückt war.

Kommentare

Christian am Di., 19.06.2007 - 13:19

Also ich fands echt klasse.
War irgendwie wie Freunde zu Besuch sind. Mit Mike Mogis, Andy LeMaster und natürlich Connor Oberst waren mal wieder die Sahnestückchen des Saddle Creek Kerns zusammen auf einer Bühne.
Für mich war es sehr schön, mitzuerleben, wie der Herr Oberst, mein Jahrgang, sich die letzten Jahre weiterentwickelt hat (wie ich auch) und sich mittlerweile wohlfühlt als Frontmann einer Band. War auch mal anders.
Connor Oberst mit "ruhigen" Songs kennt man live zu genüge. Connor Oberst mit Orchester nicht.
Musikalisch brauchen wir auch nicht anfangen zu diskutieren (bis auf die rechte Drummerin, die manchmal bissel Probleme hatte), das was die Damen und Herren an Können gezeigt haben, war klasse.
Und ganz davon abgesehen, wer bitteschön stellt heutzutage noch für 20€ Eintritt ein ganzes Orchester mit insgesammt 11 Mann auf die Bühne? (Naja gut, Arcade Fire...)

mercury666 am Di., 19.06.2007 - 17:21

Treffender hätte die Kritik nicht ausfallen können, ich hatte schon das Gegenteil befürchtet.

Leider ist das Konzert nie über das Mittelmaß rausgekommen. Schon die fast unerträgliche Hitze in der Elserhalle hat von Anfang an etwas vom Spaß genommen, aber als dann gegen 21.45 Bright Eyes (übrigens ohne Vorband) die Bühne betraten, wurde es leider nicht besser. Insgesamt war es zu durchschnittlich, es dominierten viel zu sehr die ruhigen Songs und nur selten wurde etwas Druck gemacht. Die viel zu lange Zugabe am Ende hat dann auch das Konzert entsprechend beendet: nach einer extrem langsamen, sparsam instrumentierten Darbietung verließ der an diesem Abend an Jesus erinnernde Conor Oberst die Bühne und hinterließ einen schalten Nachgeschmack.

Bright Eyes sind wohl eher etwas für Abende vor der Stereoanlage oder mit dem MP3-Player, live aber leider eher unspannend. Schade.

Lil am Do., 28.06.2007 - 13:18

Also ich kann der Kritik nicht ganz folgen, ehrlich gesagt. Ich fand es unheimlich fesselnd und Conor war eine Sensation, nicht nur auf Grund seiner atemberaubenden Stimme und den bezeichnenden Texten, sondern auch, weil er ein klasse Entertainer ist und selbst wenn er einfach nur ruhig auf der Bühne steht und kein Mucks zu hören ist, unheimlich viel von sich zeigt. Ich habe noch nie einen Künstler wie ihn gesehen und, dass ein paar betrunkene Idioten alle zehn Minuten durch das Publikum rennen mussten, um sich ihre kleinen Gehirne noch weiter mit Alkohol zuzuschütten, war nicht Conors Schuld. Ich finde es sogar unglaublich, dass er es geschafft hat, trotz der permanenten Störung, das Publikum zurück in seinen Bann zu ziehen.
Ich durfte ihn am Sonntag noch auf dem Southside Festival erleben und muss sagen, dass er sowohl auf großen als auch auf kleinen Konzerten, absolut die Oberhand behält und es schafft alle Augen auf sich zu ziehen. Er ist einfach grandios und witzig und überraschend und alles zusammen mit dieser unglaublichen Stimme und den genialen Texten, die ihn zu etwas ganz besonderem machen.

Vanes am Fr., 04.01.2008 - 11:02

Hallo,
auch ich fand das Konzert wundervoll, und kann der schlechte Kritik oben am Anfang absolut nicht zustimmen.
Mich hat jedes Lied fasziniert, ich kenne sie ehe alle auswendig,
und Connor war total süss und menschlich, überhaupt keine Starallüren.
Und die ganze Band schien selber aufgeregt und glücklich Konzert geben zu dürfen.
Und insgesamt eine wundervolle Atmosphäre!

ich kenne GANZ andere Konzerte in der Elserhalle!!

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