Beim Aerosmith-Konzert in der Olympiahalle gab es viele Hits und wenig Überraschungen: Vom fulminanten Einstieg mit "Love in an Elevator" über ruhigere Balladen und schließlich der obligatorischen Zugabe "Walk This Way" absolvierten die amerikanischen Mainstream-Rocker einen durch und durch professionellen und spritzigen Auftritt, Windmaschine und wehende Mähnen im Rampenlicht inklusive. (Viele Fotos vom ersten Münchner Aerosmith-Konzert seit Jahren gibt es in unserer Bildergalerie).
Während der gewöhnliche Rockstar ein meist recht pragmatisches Verhältnis zu seinem Mikrofonständer pflegt, geht die Beziehung des Aerosmith-Frontmanns zu diesem verbreiteten Bühnen-Utensil weit über eine rein praktische Funktion hinaus.
Tyler schwingt ihn wie einen Schamanenstab, wirbelt ihn durch die Luft wie eine Streitaxt, wenn er energetisch über die Bühne hopst, manchmal hält er ihn beschwörend ins Publikum. Nähme er ihn auch noch zwischen die Zähne, würde dies kaum überraschen. Liebevoll hat er das gute Stück mit funkelnden Steinchen und Münzen beklebt, auf der Unterseite steht unzweideutig zu lesen: "Do me, o yeah!".
Auch muss Tylers Mikroständer nicht unbekleidet herumlaufen, wie viele seiner Kollegen im Rockbusiness. Zahlreiche Tücher und Schals verzieren die auf Hochglanz polierte Stange. Fehlt eigentlich nur eine Perücke mit Tylers sehr spezieller Frisur und die beiden wären schwer auseinanderzuhalten.
Die Rangordnung bei Aerosmith ist unschwer zu erkennen. Neben dem Sänger und seiner Mikrofonstange mag noch Gitarrist Joe Perry herausstechen, während die restlichen Bandmitglieder relativ farblos ihren Frondienst in der Rhythmus-Abteilung absolvieren - da hilft auch kein schicker Lederhut oder das Leoparden-Oberteil. Trotzdem sind sie zufrieden wirkende ältere Herrschaften, wohlwissend, das nächste Schlagzeug- oder Bass-Solo kommt bestimmt!
Überhaupt beherrscht Joe Perry wie kein Zweiter das fortgeschrittene Gitarrenposing, da wirkt es nicht einmal peinlich, wenn er sich seines Hemdes entledigt und damit enthusiastisch auf seine am Boden liegende Gitarre eindrischt, dass die Glitter-Flitter-Funken nur so fliegen! Man stelle sich gleiche Szene, sagen wir mal, mit Peter Maffay vor. Nein. Stellen wir es uns lieber nicht vor.
Das Konzert war ganz super, die sind geil drauf....und alle fast 60!!