Einen Zungenkuss für die Nachtagenten, Partygaenger und die Menschheit

Mist, war ich gestern betrunken! Der Kopf schmerzt, die Kleidung stinkt enorm nach Rauch. Mhm, erst mal einen Kaffee. Und dann fällt es Dir wieder ein. Du hast dich gestern von so einem Typen mit Kamera fotografieren lassen, der die Bilder ins Internet stellen wollte. Und, tatsächlich, Du findest den Flyer noch in Deiner Hosentasche, den er Dir gegeben hat. Darauf steht beispielsweise: Parygänger, Laut und Spitz, Nachtagenten. Sofort schmeißt Du den Computer an.

Wir leben in einer Welt, in der sich jeder der Öffentlichkeit preisgeben möchte. Wer keine persönlichen Blogbeiträge schreibt, lässt sich eben beim Weggehen fotografieren: der Zungenkuss mit der besten Freundin, ein Schnappschuss tief ins Dekoltee oder lasziv an einem Eiswürfel lutschend.

Entkommen kann man den Party-Fotografen kaum mehr - zumindest in den Locations nicht, in denen sich Fotowillige Menschen herumtreiben. Weigert man sich, sich knipsen zu lassen, verbringt man mindestens fünf Minuten damit, zu erklären, warum man es nicht für nötig hält, auf einer Internetseite zu erscheinen und die Menschheit an seinem letzten Weggehabend teilhaben zu lassen

Wenn die Fotografierten Glück haben, gibt einer der tausenden Menschen, die das Bild sehen, wenn sie längst schon wieder nüchtern sind, ihnen mit dem Bewertungstool 5 Punkte und schreibt als Kommentar: "Echt geil!"

Und dann: Fast einen Monat später schlägst Du die Prinz auf. Und, oh nein: Hier erscheinst Du schon wieder. In Print. Völlig besoffen der Öffentlichkeit preisgegeben. Oder dann ruft Dich auch noch jemand an und sagt: "Ich weiß, was du letzten Samstag getan hast!"