Wenn sich zwei Hunde im Park treffen, checken sie den Sympathiewert des Gegenüber anhand seiner analen Note. Wenn eine Biene zu ihrem Stock zurückkehrt, tanzt sie den Daheimgebliebenen die Nektar-News von der Blumenwiese vor. Wenn Einzeller aneinander vorbeiglibbern, tauschen sie Moleküle, gegebenenfalls sogar Erbgut aus.
Wenn der Mensch in die U-Bahn steigt, kommuniziert er nicht mit seinen Artgenossen. Wer an anderen herum-schnüffelt oder anfängt, Geschichten zu tanzen, sieht sich schnell isoliert oder gar in den Fängen der U-Bahn-Wache. Was bleibt ist der Blick.Setzt sich ein neuer Fahrgast auf den eigenen Vierer, gibt der Anblick schon die Möglichkeit der groben Einordnung: Ist es eher ein Mann oder eine Frau? Eher locker oder verstockt? Eher Becks oder Jever?
Aber erst der Blick in die Augen führt zu einem handfesten Gefühl und Vorurteil. Der Ausdruck in den Augen rundet den Gesamtanblick ab, deckelt ihn sozusagen, ist das Zentrum, von dem der Eindruck ausgeht.Doch dem Gegenüber in die Augen zu gucken, schickt sich nicht in der U-Bahn. Bei faszinierenden Augen mit charismatischer Ausstrahlung steht man oft vor einem Dilemma. Einerseits möchte man noch ein bisschen darin lesen und noch ein bisschen, andererseits möchte man nicht jenen Blick zugeworfen bekommen, der sagt: „Was glotzt Du so?!“
Dann wirft man vor Scham die Augenlider nieder und wenn sie sich wieder auftun, ist der Blick schon auf so etwas unverfängliches wie einen Schuh oder einen Staubfussel gerichtet. Obwohl Staubfussel in der Münchener U-Bahn ja eher selten sind.Mit dem Wegguck-Reflex unterwirft man sich. Wer zuerst wegguckt, hat verloren. Das ist nicht nur bei den Wölfen so. Auch bei bösen Jungs, die aus Angst vor der Niederlage schnell „Was glotzt Du so, soll ich Dir die Fresse polieren?!“ sagen.
Verliebte können sich bei langem Blickkontakt in die Übersprungshandlung des Küssens retten. In der U-Bahn kennt man sich nicht so gut. Wer dem unbekannten Gegenüber in die Augen guckt, wird als Eindringling wahrgenommen. Und fühlt sich selbst auch so, wenn der Gegenüber plötztlich den Blick erwidert. Dann fühlt man sich schuldig, die augenscheinliche Souveränität des anderen verletzt zu haben. Und guckt weg.
Kinder kümmert das Augen-Blick-Gesetz bekanntlich wenig. Sie glotzen selbst die bösesten Jungs in Grund und Boden.
Kommentare
Recht hast du, cohu. Geht
Recht hast du, cohu. Geht mir auch so. Ich trinke Augustiner, ich pisse Becks. Prost.
Als Augenlieder empfehle ich
Als Augenlieder empfehle ich im Übrigen: "Eye of the Tiger", "Can't take my eyes off you" und "Blue Spanish Eyes".
Wie man die niederschlägt, weiß ich allerdings nicht.
...geschweige denn, wie man
...geschweige denn, wie man sie nieder*wirft*, um den U-Bahn-Blogger ganz korrekt zu zitieren ;-)
Die Songs hab ich in
Die Songs hab ich in Augenschein genommen. Gönn mir jetzt ´n schönes Flens. Prost!
Wer ist eigentlich dieser
Wer ist eigentlich dieser Gegenüber?
(und gegen was übt er
(und gegen was übt er denn?)
"Eher Becks oder Jever?"
U-Bahn-Blogger: falsche Frage. Ganz falsche Frage.
Die Antwort ist: Augustiner.