Der Schmerz einer Trompete: Element of Crime beeindrucken auf dem Tollwood

Auf dem Konzert von Element of Crime gestern auf dem Tollwood ging einiges nicht mir rechten Dingen zu: Zum einen war die Veranstaltung nur mäßig besucht. Gerade einmal die Häfte der Musik-Arena war besetzt und dass, obwohl die grandiose Band von Sven Regener spielte.

Foto Element of Crime München Tollwood

Zum anderen benahm sich das Publikum manchmal ein wenig merkwürdig. Die Lieder von Element of Crime zeichnen sich ja nicht gerade durch eine fröhliche Stimmung aus. Vielmehr handeln sie von der Aussichtslosigkeit der Liebe oder vom Verlassenwerden. Die zahlreichen Paare im Publikum störte dies meist wenig: Bei Songs wie "Weißes Papier" oder "Still wird das Echo sein" umarmten und küssten sie sich, als würde Sven Regener ihre Liebe beschwören. Doch die Textzeilen gingen so:

Ich ess auf dem Fußboden aus der Hand, seh mir jeden Trickfilm im Fernsehen an, alles was du nicht magst, lobe ich mir, ich werde einfach so rein und so dumm sein wie weißes Papier.

oder:

Still wird das Echo sein, wenn die letzte Silbe verklingt, und du merkst das der Klang deiner Stimme mir, keine Liebeslieder mehr singt.

Alles andere hatte allerdings sehr wohl seine Richtigkeit: Sven Regener sang und trompete zwei Stunden lang mit gewaltiger Inbrunst und verlieh den Songs die typische Element-of-Crime-Schwere. Die jungen und ergrauten Gäste im Publikum waren begeistert. Vier Mal trieben sie Element Of Crime für Zugaben auf die Bühne zurück.

Und als die Band schließlich die Bühne verlassen hatte und bei den Zuschauern das Gefühl der Gänsehaut noch nicht ganz verschwunden war, machte sich bereits eine wohlige Zufriedenheit breit.

Kommentare

Steffi am So., 17.06.2007 - 16:41

Klar war das Zelt nur halb gefüllt. Denn wenn parallel Herbie im Olympiastadion spielt, muss Element of Crime leider den Kürzeren ziehen ... ich persönlich hätte mich aber trotzdem gerne zweigeteilt. :-(

karl am So., 17.06.2007 - 23:22

hmmm, ob Grönemeyer das typische Element of Crime - Publikum anspricht würde ich trotzdem bezweifel....

Auf jeden Fall war das Konzert phantastisch, besonders beeindruckend, dass EoC vor halb voller Halle trotzdem gespielt hat wie vor vollem Haus!

RB am Mo., 18.06.2007 - 21:37

Das mit den Pärchen hat Lisa gut beobachtet - hab ich genauso empfunden! Lag´s daran, daß der Sound arg dumpf war und Svens geniale Texte kaum zu verstehen?
Ich selber war ein wenig enttäuscht, obwohl EoC meine großen CD-Helden sind. Publikum und Band haben erst spät zueinander gefunden (man kann schon ein bißchen mehr mit dem Publikum interagieren, ohne gleich seine Seele zu verkaufen), das balladenhafte wurde m. E. überbetont, und auch flotte Nummern gingen etwas im Soundbrei unter. Dazu ein ständiges Kommen und Gehen von Leuten, ignorantes Labern auf den Sitzplätzen, ... kein hundertprozentiger Genuß.

Simon am Di., 19.06.2007 - 17:53

Aus der Sicht eines Pärchens... :-)

Ich kann meinen Vorrednern nur beipflichten (Stimmung etc., neben uns die Frau hat permanent SMS geschrieben... ): ), will aber dennoch eines klarstellen.

JA, wir haben geknutscht. JA, (auch)bei Still wird das Echo sein.

Und warum? Weil einem gerade bei derartigen Zeilen das Glück über die eigenene - vorhandene Liebe - noch viel stärker bewußt wird...

Peter am So., 26.06.2022 - 14:45

Ich fand gar nicht so schlecht, dass ich nicht mit andere vollgeschwitzte Körpern für den Platz unter die Füße kämpfen sollte. Die Bühne und das Band konnte ich auch ohne Leinwand sehen. Und mal ganz ehrlich, das ist kein Bierzelt Musik, man muss dich in der Seele für ein E.O.C. Konzert vorbereiten.Und wer und warum von diese einzigartige Musik Gänsehaut bekommt, lassen wir jeder selber entscheiden. Das Publikum war so breit aufgestellt, können die Texte nicht für alle das Gleiche Bedeutung haben. Für ältere pärchen vielleicht schöne Erinnerungen aus den '90-er, für die heutige Jugend die Abwendung von Konventionellen.Ich finde super, dass so viele verschiedene Leute diese Musik für sich irgendwie interpretieren können. Und wenn jemand nur versehentlich reingeplatzt hat, und wusste nicht, worauf sich einlässt... dann Sorry, dann soll Nachrichten schreiben. Was mich mehr gestört hat, das war tatsächlich der Technik. Sven Regener manchmal kaum zu verstehen, und bis der Saxophon mit klarer Klang kraftvoll bis ins Bauch rübergekommen ist, sind die wunderbare Solos von Ilja in der Verstärkung komplett zerstört wurden. Trotzdem war nach meiner Meinung ein guter Konzert. Und wenn sie wieder in der Gegend spielen, kann ich nur sagen: " Geh... doch... hin!"

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