Die U-Bahn ist eine anthropologische Goldgrube

 Die U-Bahn ist eine anthropologische Goldgrube vom Feinsten.
Die Menschen die man in der U-Bahn täglich sieht – einfach wunderbar. Ihr Spektrum ist bemerkenswert. Im ICE beispielsweise sehen die Leute alle mehr oder weniger gleich aus: Junge Bundis, die nach Haus fahren; der Großteil der Deutschen Bevölkerung, Alte; und natürlich viele Geschäftsleute mit bimmelnden Handies, Cyborg-artigen Sprechanlagen im Ohr (am besten mit grellem blauen Licht) und Laptop. Aber alle, die sich den ICE leisten können, können sich auch ordentliche Klamotten leisten und stehen auch sonst so bodenständig im Leben, dass sie irgendwie langweilig wirken.


Die U-Bahn dagegen ist, ähnlich wie der Bus, ein öffentliches Verkehrsmittel der untersten Stufe. Geringe Entfernungen, geringer Komfort – aber auch geringer Preis. Fast jeder kann sich die U-Bahn leisten, wenn nicht ist es auch egal, da Schwarzfahren kein Problem ist (im Gegensatz zum ICE). Leute die kein Auto haben, fahren U-Bahn und Leute die ein Auto haben fahren U-Bahn, weil man in der Stadt sowieso keinen Parkplatz bekommt. Und so kommt es in der U-Bahn zu einer Menschenmischung, die man sonst nirgends findet.


Der Mobilitätszwang macht sie alle gleich, jeder MUSS irgendwo hin. Dass man sich zu diesem Zweck mit fremden Menschen in einen Behälter auf Schienen stellt, ist nicht besonders natürlich. Oft muss die Individualdistanz unterschritten werden. Das Phänomen der Individualdistanz äußert sich anschaulich, wenn sich ein leerer Waggon füllt. Man nimmt immer den Platz mit dem meisten Freiraum. Säße beispielsweise eine Person auf einem Vierer und ein weiterer Vierer wäre komplett frei, würde sich jeder, der in den Waggon käme, auf den freien Vierer setzten.


In der Rushhour ist kein Platz für Individualdistanz. Dann sitzt der Geschäftsmann im Anzug mit dem Handelsblatt in der Hand neben der versoffenen, alten Frau mit dünnem Haar und Plastiktüte auf dem Schoß. Ihnen gegenüber der Student mit Dreadlocks, Grunge-Bart und Stofftasche über der Schulter und die etwa 12-jährige Chickse die so high-end aufgebrezelt ist (mit Glitzer-Tüddel, Lippen-Lack und Kinderdekolltee), dass man sich fragt, wem diese Balz überhaupt gelten soll. Und diese Vier hocken so dicht aufeinander, dass sie gar nicht wissen, wohin mit ihren Knien.


Eigentlich kein psychisches Vergnügen, doch jeder hat seine eigene Taktik, die Situation möglichst stressfrei zu bewältigen. Der Geschäftsmann versteckt sich hinter seiner Zeitung. Die Versoffene ist zu durch, um überhaupt gestresst sein zu können. Die Chickse ist erstarrt, sie glotzt apathisch auf einen undefinierten Punkt im Raum. Und der Rasta, leicht stoned, geht in die Offensive und nutzt die Viererbedrängnis, um seine Sitznachbarn pseudo-psychologisch zu analysieren. Genüsslich guckt er nicht aus dem Fenster, sondern in das Fenster, in dem sich in den dunklen Tunneln die ganze Szene ziemlich gut spiegelt.


Nächstes Mal mehr zu den voyeuristischen Fenstern

Kommentare

Felix am Fr., 27.10.2006 - 16:24

Hallo,

sehr schön geschriebener Text, wie ich finde. Mir geht es ähnlich, wie dir. Ich finde es auch sehr spannend U-Bahn zu fahren. Die verschiedenen Leute, der unterschiedlichen Schichten auf einem Haufen beobachten zu können, ist einfach wunderbar. Ja, es gibt Schichten in Deutschland. Wer etwas anderes bisher behauptet hat, lebt hinter dem Mond. Verschiedene Schichten und Unterschiede zwischen den Schichten wird es immer geben, Sozialstaat hin oder her. Doch man sollte den Riss nicht zu groß werden lassen.

Zurück zum ursprünglichen Thema: Nochmal ein wirklich sehr gut geschriebener Text, der mich gepackt hat! Weiter so!

christian am Fr., 27.10.2006 - 21:09

hallo erstmal,also ich fahre sehr gerne u-bahn,zumal es das bei uns in tirol nicht gibt.auch meine kumpels die mal in münchen waren schwärmen von diesem verkehrsmittel wie coolund geil es doch ist durch den Tunnel zu jagen.#zu deinem Text muss ich sagen ,ich musste sehr darüber lachen und genau so ist es ,wie du es beschrieben hast weiter so.
grüsse aus tirol

Is3gdkKvDac28m5T am Sa., 28.10.2006 - 15:51

Der Text soll schön geschrieben sein? Ne oder?? So viele Gemeinplätze, dumme Verallgemeinerungen, Vorurteile, schiefe Bilder bzw. Sätze („Eine Menschenmischung mit bemerkenswertem Spektrum glotzt aus voyeuristischen Fenstern um eine anthropologische Goldgrube vom Feinsten mit psychischem Vergnügen zu analysieren....)“, Redundanzen, hohle Worthülsen, falsch verwendete Abstrakta usw. hab ich schon lang nicht mehr, auf so wenig Platz niedergeschrieben, lesen müssen. Beinahe jeder Satz ist falsch oder langweilig oder nichts neues oder schief formuliert oder einfach lächerlich oder ärgerlich oder alles zusammen.
Und das, was da steht hat doch jeder, der auch nur einmal U-Bahn gefahren ist, schon erlebt und die allermeisten von denen könnten das Erlebte besser aufschreiben, als das hier geschehen ist. Nur tut´s Gott sein Dank keiner, weil’s eben nicht besonders interessant ist. Allenfalls so interessant wie die Spaßzombies vom Quatsch Comedy Club usw.. Die machen auch nur „Witze“, die jeder erwartet, die in jeden noch so mickrigen Erfahrungshorizont passen. Aber muss das hier denn auch sein? Ist das spannend? Der Blog ist doch eigentlich schön.

Simon am So., 29.10.2006 - 16:48

Hallo Is3gdkKvDac28m5T

Wieso ließt du denn überhaupt diesen Text, wenn du doch so gut weißt, dass du ihn besser schreiben könntest und dich das Thema überhaupt nicht interessiert.
Desweiteren könntest du mal den Mut haben hinter deiner "Is3gdkKvDac28m5T"-Maske hervor zu treten und wenigstens deinen Namen nennen, wenn du so toll bist und Alle anderen schlecht machen musst.
Und übrigens: Es ist nicht dem "Gott sein Dank".

Also lass deinen Hass auf deine Mitmenschen an deinem Toaster oder sonsteinem gefühlslosen Küchengerät aus und poste hier nicht solche sinnlosen Kommentare!

Simon

benjamin am Mo., 30.10.2006 - 11:05

wenn eine mutter mit ihrem kinderwägelchen in die ubahn will, dann wird von den bereits mitfahrenden grundsätzlich nur so viel platz freigegeben das der kinderwagen in den gang passt, die mutter darf draussen stehen bleiben und an einer anderen tür einsteigen - auch schon passiert

langsam bekomme auch lust ne ubahn/db rubrik einzuführen, da steckt eigentlich abundzu schon recht guter stoff drinnen über den man mal seine gedanken schweifen lassen könnte

tamnari am Mi., 01.11.2006 - 15:36

bei vielen bildern im text musste ich schmunzeln, das mit den viererabteils z.B. stimmt eindeutig
natürlich sind auch einige kichees enthalten...wer gerne menschen beobachtet, sieht unter der oberfläche viel interessantes und man begegnet auch wirklich noch anderen interessanten leuten in der u-bahn, außer dreatlockstudenten und besoffenen
witzig sind immer blickwechsel: wegschauen oder einem blick standhalten? mit dem blick flirten...? dauergrinsen verwirrt die leute meistens...
mir geht es allerdings meistens so, dass eher weniger platz und nicht mehr viel luft zum atmen vorhanden sind: die u-bahn-türen gleichen dann eher einem kofferdeckel, den man nicht zubekommt: die stimme aus dem lautsprecher klingt langsam genervt, wenn die tür nr.2 zum dritten mal nicht schließt, weil sich auch der letzte noch reinquetscht
in dieser masse kommt es schon mal zu gereiztheiten, es müffelt und muffelt, man denkt an bakterienkulturen in einer petrischale, wenn die blechbüchse dann auch noch im tunnel stehen bleibt...
vielleicht konnte sich der kerl, der die rolltreppe halsbrecherisch hinuntergehetzt ist in der gefahr beim finalen sprint eine bananenschale zu übersehen, den sprung durch die sich schließenden türen doch nicht mehr geschafft hat, was der u-bahn ein paar verärgerte Faustschläge auf die außenhaut einbrachte, glücklich schätzen...
aber ist es nicht schön unfreiwillig umarmt und gedrückt zu werden!

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