Bei der Neuen schnurren die Motoren schön, bei der alten die Stimmen der Fahrer. Derer gibt es welche, die sich wie Mädchen-Mörder anhören, so psycho zischeln sie "Nächster Halt Giselastraße" und man sieht sie vorm geistigen Auge noch schmutzig"Hähähä..." lachen hören, nachdem sie das Mikro ausgestellt haben.
Oder welche, bei denen man denkt, "zum Glück ist das ein Schienenfahrzeug", weil sie so schnarchnasig langsam sprechen, als würden sie gerade einschlafen.
Dann gibt es natürlich die strammen Bayern, die "Umsteigemöglichkeit zur U 3" mit so heimatstolzem Akzent rapportieren, dass Nordlichter das Gesicht verziehen und auch Touristen nix verstehen.
Am besten ist der eine, der Standards wie "Zurückbleiben, bitte" eher seufzt als spricht, so bocklos hört der sich an. Im Zug sorgt er für Heiterkeit, die Leute grinsen sich an. "Oh, der hat nichts zu Lachen", sagen ihre Blicke dann.
Heute hat der Ansager in der Alten sogar variiert, sagte nicht "Umsteigemöglichkeit zur U3", sondern machte sich die Mühe eines vollständigen Satzes: "Sie haben Anschluss zur Linie 3".
Die digitale Frau in der Neuen kann nicht variieren. Sie ist die Sklavin ihrer eigenen Tonddatei. Sie hat auch keine Laune. Sie ist freundlich, aber weder gut noch schlecht drauf, sie ist gar nicht drauf. Sie ist die Norm, die Mitte, die Monotonie. Ihre Stimme klingt so allgemein und farblos, dass sie keinem missfallen kann. Es ist eine Stimme für jedermann. Von einem niemand. Nun ja, irgendeine Frau steckt schon dahinter, doch wurde sie dermaßen digitalisiert, dass sie nicht wie ein Mensch, sondern wie eine Maschine klingt.
Wie schlimm das sein muss: Man steht betrunken an der Bar, schnackt (nordisch für sprechen) ein Mädchen an "Gin Tonic ist das beste, nä?!". Und das Mädchen sagt mit der Stimme der neuen U-Bahn: "Ja. Nächster Halt Tanzfläche. Umsteigemöglichkeit ins Bett." Ich würde mein Glas in die Höhe werfen und vom Horror ernüchtert davonlaufen.
Jedenfalls ist die Stimme der Neuen anonym und entmenschlicht. Welch schöner Kontrast, wenn sie freundlich sagt "Zurückbleiben, bitte!", während eine Mutter mit ihrem kleinen Kind vor einer großen Larche Kotze erschrickt. Dazu nächstes Mal mehr.
Kommentare
Die Maschinendame ist
Die Maschinendame ist ästhetisch eine Herausforderung, aber im funktionalen Sinne wohl eine ganz gute Idee.
Unglaublich nervig (und vermeidbar!) ist aber, dass sie manche Stationen falsch ausspricht, an prominentester Stelle das "Séndlinger Tor" - Sendlinger TOR heißt das! Sendlinger TOR, Betonung auf TOR!!!! Waaah!
Und kaum hat man seine schwachen Nerven wieder etwas beruhigt, fängt sie seelenruhig an, auf "Englisch" alles nochmal zu wiederholen, inklusive seltsamer Betonung - aber das ist eine andere Geschichte.
@cohu: Einige
@cohu:
Einige Betonunssünden hat man Sabine Bundschu im letzten Update zum Glück abgewöhnt, das verbessert sich schon nach und nach. Kostet bloß alles Geld und die gute Frau Bundschu weiß auch nicht bei allem, wie man's ausspricht.
Halbwegs aufmerksame MVG-Kunden haben in einer der letzten Ausgaben des MVG-Pamphlets "Linie 8" übrigens ein Interview mit der auf dem Titelbild abgebildeten Sabine Bundschu lesen können :)
Das Urteil, sie würde farblos klingen, kann ich nicht unbedingt teilen. Ich kenn sogar viele, die finden, dass sie fast schon zu fröhlich klingt. Dafür aber immer verständlich. Das sind wohl ziemliche Geschmacksfragen.
Wer wirklich zu Tode digitalisiert wurde ist Helga Bayertz, die die Ansagen der S-Bahn gesprochen hat.
@FloSch: ich find sogar, sie
@FloSch: ich find sogar, sie hat eine sehr schöne Stimme. An das Linie 8 - Interview kann ich mich auch noch erinnern. Also, wie man das Sendlinger Tor ausspricht, sollte sie doch nach einigen Jahren in München wirklich wissen ;-) Dass man sich bei Haltestellen vom Kaliber einer Hinterbärenbadstraße nicht so ganz sicher ist, verstehe ich jedoch gut...
Am meisten beeumelt habe ich
Am meisten beeumelt habe ich mich bisher über eine schwarzhaarige U-Bahn-Fahrerin, die bei wirklich JEDER Ansage zum nächsten Halt deutlichst "nochster Holt: ..." (mit einem schön langgezogenen "o" in nochster) sagte... habe sie im Jahre 2003 zum ersten Mal gehört und Freunden davon erzählt. Als wir dann zufällig mal gemeinsam bei dieser Fahrerin einstiegen, mussten diese bei ihrer nächsten Ansage schallend lachen, anscheinend hatten sie es mir nicht wirklich geglaubt...
Seit 2005 habe ich sie nicht mehr gehört... entweder, sie macht die Ansagen jetzt "besser", oder sie fährt keine U-Bahn mehr. Oder ich hatte einfach nur Pech...
Erst wenn man ein paarmal mit der "neuen" Bahn gefahren ist und die immergleiche Stimmlage hört fällt einem auf, wie schön abwechslungsreich doch die Stimmen "echter" UBahn-Fahrer sind.
Beispielsweise ist in der U3/U6 bisweilen eine Zugführerin anzutreffen, die ihre Ansagen mit leicht französischem Akzent hocherotisch ins Mikro haucht. Klingt sehr angenehm :)