U-Bahn-Blog: Der haptische Horror der neuen Türöffner

In Sachen Türöffner ist die neue U-Bahn ein Rückschritt. Diese komischen Kontaktflächen sind der haptische Horror. Bei der alten U-Bahn kann zischt es laut und deutlich und man an den Hebeln ziehen und die Tür geht auf. (Nach meinen Beobachtungen sogar etwas schneller als bei der Neuen.) Dabei kann man zusehen und mitfühlen wie sie der Hebel neigt. Man bekommt visuelles und gefühltes Feedback über seine Handlung. Hält man den Hebel nach außen, geht die Tür sofort auf, sobald sie freigegeben ist.

Wie unmenschlich die neuen Türöffner sind, zeigt folgende Anekdote. Beim Nordfriedhof will eine sehr alte Dame aussteigen. Die Bahn rollt die Station, und die Dame sucht erstmal nervös nach dem Öffner. Schließlich findet sie die kleine runde Fläche in der Türscheibe. In dem kleinen Zeitraum von kurz vor dem Stillstand bis zur Türfreigabe drückt sie hektisch auf die Fläche. Naja, drücken kann man ja nicht, nur berühren. Die Fläche gibt jedoch kein Feedback, nur der Diodenkranz leuchtet rot auf. Hab ich wirklich gedrückt?, scheint die Dame zu denken.

Denn die Scheibe ist nur eine Kontaktfläche, und im Gegensatz zum Hebel der alten U-Bahn oder sonstigen Knöpfen, kann man nicht spüren, dass man den Schalter betätigt hat. Haptik-Forscher sind sich einig: Schalter sollten einem Widerstand nachgeben, damit der Mensch, der ihn drückt, FÜHLT, dass er gedrückt hat.

Die alte Dame ist verwirrt. Während die Dioden rot leuchten, ist der Schalter gelähmt, erst wenn sie ausgehen oder die grünen aufleuchten, kann man durch erneute Berührung ein Diodenfeedback bekommen. Die Dame schüttelt den Kopf, drückt fester, rubbelt und tastet. Vergebens. In dem Moment, da sie sich Hilfe suchend umdreht, macht es KLACK! und die Dioden leuchten grün. Ein junger Mann hilft der Dame und öffnet die Tür. Genervt humpelt sie aus der Bahn.

Vor allem unpersönlich und normiert ist die Digital-Ansage der Neuen. Mehr dazu im nächsten Blog

Kommentare

klaas am Do., 12.10.2006 - 12:43

genau richtig! diese schaltflaechen sind der letzte mist. und zu standardisierten ansage: da sollten sie zumindest 5 verschiedene sprecher habe, damit es etwas abwechslung gibt!

FloSch am Do., 12.10.2006 - 15:29

Die selben Türtaster gibt's übrigens bei den Bussen und Trams in München seit über 10 Jahren, da funktioniert's auch.

ursi am Do., 12.10.2006 - 15:39

wie jetzt - beförderung oder bespaßung? ich fahr weiterhin rad, glaub ich, das ist todesmutiger.

Stefan Breuer am Do., 12.10.2006 - 15:58

Viel einleuchtender wäre doch, wenn der Diodenkranz nach dem Anfassen GRÜN aufleuchtet. ROT ist doch eine negative Rückmeldung (ich sag nur Ampel ...).
Wenn das Teil immer rot leuchtet, wäre doch klar, das die Tür beim nächsten Halt nicht öffnet. Wenn sie grün leuchtet, öffnet die Tür beim nächsten mal.

Torsten am Sa., 14.10.2006 - 12:24

Wenigstens kommt die standardisierte Ansage einigermaßen verlässlich und verständlich an jeder Station. Vor allem im Bus war man da bis jetzt ja dem Gutwillen des Fahrers ausgeliefert...

FloSch: Recht hast du. Ob's *gut* funktioniert ist die andere Frage ;)

Fabian am Sa., 28.10.2006 - 15:35

wie FloSch schon schrieb, funzt es bei den Oberflächenverkehrsmitteln seit Jahren schon wunderbar, aber anscheinend müssen es machen Fahrgäste immer wieder neu lernen ;-)
Natürlich kann man die Türen bei den alten fahrzeugen schneller oder besser gesagt früher öffnen, da dies schon ab 3 km/h möglich ist. Bei dem Typ-C (der neuen U-Bahn) erst wenn der Zug wirklich steht. Die Leute müssen halt verstehen, dass sie erst mit Erfolg drücken können, wenn´s grün leuchtet...

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