Motherfucking Frau und Natur - Moritz von Uslar im Literaturhaus

Bei Moritz von Uslar, einst Journalist, derzeit Schriftsteller, ist die Sprache im Fluss. Eigentlich logisch, dass sich sein erster Roman um die Natur dreht, um die motherfucking Natur, wie er mehrmals schreibt. Doch ein Fluss kommt nicht drin vor.

Es geht um das Grüne. Wäre es nicht unerträglich, wenn das Grüne der Natur rot wäre? Was für eine Erniedrigung ist es doch dem Menschen gegenüber, dass Bäume es so hoch hinaus schaffen! Wie soll man reagieren, wenn Vögel plötzlich beginnen, mit einem zu sprechen?


Gestern stellte Moritz von Uslar seinen ersten Roman "Waldstein oder Der Tod des Walter Gieseking am 6. Juni 2005" im Literaturhaus München vor. Moritz von Uslar setzt sich, nimmt seine armeefarbene Schirmmütze ab, er trägt ein weit geöffnetes weißes Hemd, schwarze Anzugshosen und eine Goldkette. Das Haar ist nach vorne gegelt. Er redet wie ein Politiker, sein Grinsen erinnert ein wenig an Helge Schneider.

In Uslars Roman geht es um den 30-jährigen Walter Gieseking. Dieser ist sich unsicher, ob er seine Freundin heiraten soll. Er verlässt Waldstein für kurze Zeit und geht nach Berlin. Schließlich kommt er in München an.

Er schaut im Haus der Kunst in der Paul-McCarthy-Ausstellung vorbei, wundert sich über den Penis, der dort einem Piraten aus dem Auge wächst und landet schließlich in der Bar Centrale in der Ledererstraße, wo er sich über "die Unternehmer, die noch viel unternehmen werden" wundert. Herr Gieseking ähnelt ein bisschen Herr Lehmann, nur ist er nicht so lustig und authentisch.

"Es kann nicht gut gehen mit einer Frau", sagte Uslar im Literaturhaus. "Trotzdem versucht man es immer wieder." Und so kehrt der Walter Gieseking am Ende des Buches zu seiner Frau zurück. "Das ist doch ganz normal", verteidigt sich Uslar. "Wegen der Fortpflanzung." Die Rückkehr zur Frau und zur Natur - viele Zuschauer waren von dem Ausgang enttäuscht.

Ob Uslars Roman immer noch Popliteratur ist, will FAS-Redakteurin und Moderatorin des Abends Julia Encke wissen. "Mein Buch kann man ruhig als Popliteratur bezeichnen", sagt Uslar. "Das ist mir wurscht." Benjamin von Stuckrad-Barre, der hinten auf den Zuschauerrängen sitzt, guckt ein wenig irritiert, wird aber nicht weiter beachtet.

Kommentare

motowns finest am Mo., 09.10.2006 - 21:09

Na, die gute Dame sieht ja erfreulicherweise gar nicht aus wie das Klischee von der sog. "Literaturredakteurin" ;-)

cohu am Di., 10.10.2006 - 09:34

Ein wirklich unterhaltsamer Bericht, liebe Autorin! Prätentiöse Popliteraten bringen mich immer zum Lachen... Weiter so!

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