Kritik: "Die Sache Makropulos" an der Oper

Sympathisch aufdringlich

Musikgenuss vom Feinsten, eine Inszenierung mit Stil und Geschmack - und eine etwas irre Handlung: Eine Kritik zu Janaceks "Die Sache Makropulos", derzeit zu sehen in der Staatsoper.

Ein Walzertraum von Leos Janacek und Musical aus höchsten Sphären – so könnte man die Oper auch umreißen. Ein Plot der Extraklasse, uneindeutig und deshalb packend über das ganze Stück hinweg.

Für Heutige sicherlich eine wenig hilfreiche Interpretation des Rätselhaften: Janacek hat seinen unerfüllte und auch aussichtslose Verehrung einer um 40 Jahre jüngeren bekannten Sängerin da hineingegeben, von der glühenden Hommage der zauberhaften Frau an bis hin zu resignativer und triefender Selbstironie. Offen bleibt wohl auch seine Phantasie, sein altes Leben dann wenigstens über Libretto und Musik mit dem jungen, aber schon mehr als 300-jährigen Körper der Angebeteten zur Deckung bringen zu wollen und um in diesem dann – typisch Oper - seine Erlösung im Schlussbild zu finden.

Der die Handlung als Aufhänger begleitende Jahrhundertprozess um schwelenden Reichtum in den falschen Händen – ganz wie im richtigen Leben - wird schon im ersten Bild durch eine labile Wand von über ihm ausgesessenen Stühlen plastisch. Die These, auch ein zehnfaches Leben in Jugend stelle gänzlich fortschrittsfrei nur die Wiederholung identischer Episoden dar und – folgt man Janacek - erschöpfe sich in Resignation und der Erkenntnis, dass alles Streben Illusion darstelle, wird dabei zwar aufgestellt, aber in der Dramatik nicht belegt. Lückenfüller für Inhalte ist hier allein die Musik.

Der Zuschauer erlangte Musikgenuss vom Feinsten in einer Inszenierung mit Stil und Geschmack, auch in Licht und Aufbau und vor allem in der Ruhe der dezenten aber zwingenden Statik der sie tragenden Einfälle. Eine sympathisch aufdringliche, ruhelose und in den Bann ziehende Musik - das Spätwerk.

Souveräne Sänger und Musiker, eine selten glaubwürdige Primadonna in Nadja Michael, der man alles, aber auch alles abnimmt, und das ist bei der Handlung eine Menge.

Der Zuschauer konnte sich vom Betrachter zum Teilnehmer im Graben und auf der Bühne entwickeln. Ein kurzer aber großer Abend, der bleibt.

Nochmals am 26., 29.10, 1.11.2014 mit Kartenangebot, dann wieder im Juli 2015.

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