Mit ihrem neuen Album "This Atom Heart of Ours" und ihrer Hitsingle "Military of the Heart" schwimmen Naked Lunch derzeit auf einer Welle der Begeisterung. Völlig zurecht, wie die drei Klagenfurter am Sonntag bei ihrem Konzert im Ampere eindrucksvoll unter Beweis gestellt haben. (Bilder vom Auftritt gibt es in unserer Bildergalerie).
Wer viel auf Tour ist, kriegt ein Gespür für die stimmungsmäßige Typologie der Wochentage. Samstagskonzerte sind etwas anderes als Sonntagskonzerte, schon rein "von der Erwartungshaltung im Publikum", weiß Sänger und Gitarrist Oliver Welter. Das Münchner Publikum hatte Glück, einen Sonntag erwischt zu haben, denn kaum etwas passt besser zu Wochenend-Burnout, Katerstimmung und Sonntagsneurose als ein Konzert des Kärntner Trios.
Oliver Welter, Herwig Zamernik (Bass) und der im Hintergrund agierende Keyboarder Alex Jezdinsky lieferten ein ebenso druckvolles wie ergreifendes Set. Mit "My Country Girl", dem omnipräsenten "Military of the Heart" oder dem Gänsehaut verursachenden "God" zeigten Naked Lunch beeindruckende Live-Qualitäten.
Band und Publikum hatten sichtlich Spaß an diesem Abend. Welter kündigte so ziemlich jeden Song mit "Jetzt kommt ein Liebeslied" an, zupfte zwischendrin abwesend an seinen Gitarrensaiten und stellte fest, er komme sich fast schon ein bisschen vor wie Fredl Fesl. Zweimal wurden Naked Lunch vom Publikum lautstark auf die Bühne zurückbeordert, nach gut zwei Stunden ging ein beeindruckendes Konzert zu Ende.
Naked Lunch haben übrigens einen interessanten Support-Act auf ihrer aktuellen Tour dabei: "Laokoongruppe" ist bloß einer, fabriziert aber zu Elektrobeats, Saxophon und großer Trommel textlich außergewöhnliche Heimatlieder. "komm und tanz mit mir", "ich will meine fette rote mama zurück" oder "ich sing ein lied für euch" wären mal die richtigen Kandidaten für den nächsten Eurovision Song contest - "L'Autriche douze points!"
Das Debütalbum des Österreichers "50 jahre home recording, oder so" kann man sich schon mal als "Betaversion" im Internet anhören.