Vor der Sicherheitskonferenz: Teltschiks Entgleisung

Foto Sicherheitskonfernz München 2007Am Wochenende wird München - wie jedes Jahr - von der Sicherheitskonferenz heimgesucht. Und dem Organisator Horst Teltschik ist es heute gelungen, sich bei den Gegendemonstranten noch unbeliebter zu machen, als er sowieso schon ist.

Auf die Frage, ob ihn die Demonstranten bei der Tagung stören, sagte Teltschik im Bayerischen Rundfunk:

"Es ist die Tragik jeder Demokratie, dass bei uns jeder seine Meinung öffentlich vertreten darf und dass man politisch Verantwortliche in einer Demokratie schützen muss. In Diktaturen würde so etwas nicht passieren."

Die Empörung in allen Parteien war enorm: Als unmöglich stuften Grüne, SPD und CSU die Äußerungen ein. Teltschik habe sich als Demokrat disqualifiziert, sagte Bürgermeister Hepp Monatzeder.

via: sueddeutsche.de

Kommentare

David am Mi., 07.02.2007 - 22:44

Also, das Zitat als solches ist natürlich schon sehr dämlich. Andererseits hat Herr Teltschik auf Nachfrage der SZ erklärt, wie er es gemeint hat (nachzulesen in dem verlinkten SZ Artikel). Ich sehe jetzt erstmal keinen Grund, ihm das nicht zu glauben, oder?? Ich meine, jeder von uns hat schon mal einen Schmarrn gesagt, den er nicht gemeint hat. Da unterstellt man dann auch nicht gleich, dass diese Äußerung ein Hinweis auf die wahre innere Gesinnung ist, oder? Und so wie er es dann in dem SZ Artikel korrigiert hat, klingt es schon weit weniger absurd.

Franz am Do., 08.02.2007 - 08:25

Die Relativierung bei der SZ-Nachfrage sehe ich nicht als Entwarnung, sondern eher als Bestätigung, daß es sich eben nicht wie Podiuk meint nur um einen Aussetzer handelt.
Weiteres Beispiel: So spricht T. viel von Dialog, aber: währende Grüne NATO-Freunde wie A. Beer immer mit einer Einladung in den Bayerischen Hof bedacht werden, wurden die Abgeordnetern aus der Linken systematisch abgewimmelt, und da haben sich mehrere auch rechtzeitig anzumelden versucht. Alles klar.

David am Do., 08.02.2007 - 11:33

Äh, tschuldige, da komm ich jetzt nicht mehr mit. Du findest Ts zweites Zitat in der SZ ist eine Bestätigung seines ersten?!? Sprechen wir die gleiche Sprache?

Sein erstes klingt so, als ob er in einer Diktatur Vorteile sieht. Sein zweites besagt, dass er es tragisch findet, dass man ein Polizeiaufgebot braucht, um eine Veranstaltung wie die Sicherheitskonferenz vor Störungen zu schützen. Wie bitte sehr bestätigt das zweite das erste?!?

Diese Konferenz ist doch letztlich eine Privatveranstaltung von Herrn T. Also kann er auch einladen wen er will und nicht einladen, wen er nicht will. Das kann man dann zwar ärgerlich finden und ablehnen. Aber ich finde es ehrlich gesagt ganz gut, dass in diesem Land jeder das Recht hat sich mit den Leuten zu treffen, mit denen man sich treffen will und über die Dinge reden kann, über die man reden will, ohne dass einen dritte daran hindern können/dürfen.

cohu am Do., 08.02.2007 - 11:34

Ich versteh das nicht, das ist doch eine private Veranstaltung, der kann doch einfach einladen, wen er will, oder? Also ich muss ja auf meine Party auch nicht Vertreter aller Parteien und gesellschaftlichen Gruppen einladen (Gott sei dank!). Nicht alles muss "demokratisch legitimiert" sein, auch, wenn das ein schöner Ausdruck ist.
Die Relativierung versteh ich so, dass ers halt blöd findet, dass seine Veranstaltung vor gewalttätigen Demonstranten geschützt werden muss, obwohl sie eigentlich unter "Meinungsfreiheit" fällt. Kann ich auch verstehen. Gewalt ist doch schlecht, auch, wenn sie sich gegen Leute richtet, die oder deren politischen Einstellungen man nicht mag. Ich weiß nicht, was die bei dieser Konferenz machen, aber die Aussage find ich vollkommen nachvollziehbar...

F. Pfaff am Do., 08.02.2007 - 14:08

Erstens kann Herr Teltschik mit dem entlarvenden Ausspruch, der wohl von Herzen kam, nur gemeint haben, es wäre besser, wenn man bestimmten Leuten den Dialog verwehren würde. Zweitens passt das Zitat sehr gut, also glaubhaft, in ein Denkmuster, das auch dazu führt, dass man völkerrechtswidrige Angriffskriege wie die der USA bzw. NATO nicht strikt ablehnt, sondern so weit duldet bzw. sogar aktiv fördert wie "Mr. NATO". Dass jemand dann noch etwas in Richtung Tragik der Meinungsfreiheit sagt, ist doch gar nicht mehr nötig, um sicher zu sein, dass er so denkt. Mr. Teltschik kann gerne in die USA gehen, die ihn bestimmt aufnehmen würden. Dort ist die Tragik (in dieser Richtung) geringer. Die USA sperren Kriegsgegner z.T. ein, anstatt konsequenten Widerspruch zu dulden, und wenn Herr Teltschik möchte, könnte er wohl sogar in Ruhe mit foltern. Warum tut er sich die Tragik bei uns noch an? Ich glaube, er hätte sehr wenig gegen die freie Meinung, wenn diese die Friedensliebe der NATO rühmen könnte. Er wird kaum mit mir diskutieren wollen.

Baginsky Tyna am Do., 08.02.2007 - 16:32

Erstaunlich finde ich, dass einige Leute der Meinung sind, Herr Teltschik (ein reiner Privatmann) habe zu seinem privaten Vergnügen ein paar Freunde eingeladen, die zufällig an relativ wichtigen Positionen mit einigem Einfluß auf die Entscheidungen in der Welt sitzen und finanziere diese Einladung aus seiner Privatschatulle und habe daher das Recht, Kritiker dieser Veranstaltung mit den undemokratischsten Mitteln zu diskreditieren und zu diskriminieren. Hoffentlich bringt das noch ein paar mehr Leute auf die Straße, die einfach von der herablassenden Art der "Mächtigen" die Schnauze gestrichen voll haben sollten.

David am Do., 08.02.2007 - 17:00

@Pfaff:

"Erstens kann [...] Teltschik [...] nur gemeint haben, es wäre besser, wenn man bestimmten Leuten den Dialog verwehren würde."

Hä??? Warum kann er nicht einfach gemeint haben, was er danach gesagt hat???

"Zweitens passt das Zitat [...], dass man völkerrechtswidrige Angriffskriege [...] nicht strikt ablehnt, sondern [...] sogar aktiv fördert"

Hä?? Wie bitte folgerst Du aus "Ich finde es tragisch, dass man in einer System welches Meinungsfreiheit als Grundrecht propagiert ein Polizeiaufgebot braucht, um eine Konferenz durchzuführen" auf "Ich unterstütze einen Angriffskrieg"???? Das hat doch einfach gar nix miteinander zu tun.

"Ich glaube, er hätte sehr wenig gegen die freie Meinung, wenn diese die Friedensliebe der NATO rühmen könnte"

Äh, kann es sein, dass Du sein Zitat einfach komplett mißverstanden hast? Er hat doch klargestellt, dass er nicht gemeint hat, dass es tragisch ist, dass es Meinungsfreiheit gibt, sondern dass es tragisch ist, dass man ein Großaufgebot an Polizei braucht um so etwas wie die Konferenz durchzuführen. Letzte fällt seiner Meinung nach halt auch unter Versammlungsfreiheit und das Recht auf Meinungsäußerung.

Sorry, aber das ist doch einfach alles nur wirr...

David am Do., 08.02.2007 - 17:08

@Tyna:

Na, ich vermute mal er macht das Ganze um Geld zu verdienen und nicht zum Privatvergnügen, oder? Und ich bin sofort auf Deiner Seite, wenn es darum geht, Waffendeals und ähnliches, was dort besprochen wird, abzulehnen. Aber trotzdem würde ich mir wünschen, dass der seine Konferenz ohne Großaufgebot der Polizei abhalten kann. Ich mein, das verstehe ich unter Rede- und Meinungsfreiheit: Dass ich die Leute, die Sachen sagen, von denen ich überhaupt gar nichts halte, ihren Mist besprechen und sagen lasse.

Und dann find ich es einfach albern, wenn man jetzt auf dieses blöde Interview anspringt. Ich meine, man kann genug Dinge an der Konferenz kritisieren, da muss man T jetzt nicht auch nocht eine Vorliebe für Diktaturen unterstellen. Durch so einen Quatsch macht man seine eigene Position nicht glaubwürdiger.

Franz am Fr., 09.02.2007 - 03:03

nochmal auch von mir:
- "Privatmann T."
die Bundesregierung finanziert die Veranstaltung mit mehreren hundertausend Euro, die Bundeswehr übt mit über hundert Feldjägern im Bayerischen Hof das Hausrecht aus (Rechtsgrundlage? - keine) und mehr ... alles ganz privat? ...

- Einladen wen er mag:
T. versucht mit der Rede vom "Dialog" zu werben, daher der Hinweis auf die selektive Einladungspraxis, bei gleichzeigier Finanzierung mit öffentlichen Mitteln.

- Nochwas zum Polizeiaufgebot: Das ist in der Tat martialisch überzogen und nur mit der Einschüchterungspolitik gegenüber Militärkritikern zu erklären - insofern fällt der Satz auf den Staatsapparat zurück, der das Demonstrationsrecht mit Schikanen garniert. Zugang zur Demo nur durch Sperrgitter, man wird von der Polizei rüde daran gehindert die Demo zu verlassen - offensichtlich böse und sehr absichtsvoll.

Teltschick hat vor ein paar Jahren (in einem SZ-Interview) den Teilnehmern vorgeworfen, sie hätten die "Entglasung der Altstadt" angekündigt. Das war eine frei erfundene Lüge, die leider zu viele ungeprüft übernahmen. Er blieb den Beleg schuldig, und auch von der Polizei oder KVR konnte später nichts von seinen Behauptungen bestätigt werden.

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