Underground: Munich vs. Cologne

München hat gewonnen. Zumindest im U-Bahn-Vergleich mit Köln und Hamburg (nächster Blog). Während einer aufwändigen und exklusiven Untergrund-Recherchereise, die über einen internationalen Gönner-Fond nach Jahren der Planung endlich realisiert werden konnte, nahm ich nun die U-Bahnen der beiden Städte subjektiv unter die Lupe.

Köln fing gut an: Ich brauchte mir nicht einmal ein U-Bahnticket kaufen. Ich kam ja gerade mit dem ICE aus München und im etwa 325 Euro teuren Bahn-Ticket war eine Kurzstrecke im Kölner Stadtgebiet im Wert von 1,30 enthalten. Doch die Freude war schnell getrübt, da eine Jahrhundertbaustelle in Köln die zentralen Haltestellen untergraben hat. Ganze Kirchtürme sollen sich deshalb schon verneigt haben.

Die Haupthalte war der Baustelle zum Opfer gefallen. Kurzerhand wurden in einem alten Tunnel ein paar Kubikmeter Beton neben ein Gleis gegossen, fertig war die Ersatzhalte. Ein Charakteristikum der Kölner U-Bahn ist, dass sie meist sehr niedrige Bahnsteige im Gegensatz zu den hohen Waggonböden hat.Doch dem Ingenieur ist nichts zu schwör, er hat eine Falttreppe eingebaut, die aus dem ebenen Stück Waggonboden vor der Tür im Handumdrehen eineTreppe werden lässt. Als ich auf den hingegossenen Bahnsteig trat, funktionierte die Falttreppe nicht.

Ich zog mein U-Bahn-Bewertungsformular hervor und trug in der Spalte "Falttreppe" ein "Ungenügend" ein. Zu recht, denn was musste ich während dessen weinenden Auges beobachten?

Ein alte Dame - klapprig wie diese Kinderspielzeugfiguren, die aus kleinen röhrenförmigen Einzelteilen bestehen, die wiederum auf Sehnen gespannt sind und das ganze ist auf einem Sockel fixiert, dessen Boden man eindrücken kann, so dass die Spannung der Sehnen nachlässt und dann klappt die Figur so lustig in sich zusammen (am besten ist die Giraffe) – ächzte sich an der über einen Meter hohen Kante ab. Sie konnte kaum über den Rand des Waggonbodens gucken.

Gerne wäre ich ihr zur Hand gegangen, doch die Verpflichtungen des U-Bahn-Bloggers fesselten mich an mein Bewertungsformular, wo ich die Szene in der Spalte "Notizen nach Gutdünken" detailgenau festhielt. Fast hätte es mich zerrissen: Die alte Dame mit ihrem dünnen lila Haar, das schon etwas durcheinander geraten war, murmelte "Unerhört!" und "Also sowas!". Bis jetzt hatte sie erst ihre Handtasche im Wagen stehen.

Nein – die Tür ging nicht zu, woraufhin die Bahn mit der Handtasche davon fuhr und eine weinende Oma hinterließ. Sondern: Eine junge Frau sprang aus dem Zug in die Tiefe des Bahnsteiges. Sie hatte zuvor schon ihren Kinderwagen in die Bahn gewuchtet, sie hatte Erfahrung. "Warten sie!", sagte sie, stellte sich hinter die Oma und packte sie mit beiden Händen, links, rechts am ihrem klapprigen Hintern (zum Glück war's keine Riesen-Oma) und schupste sie hinein. "Huch!", sagte die Oma und lächelte leicht beschämt aber auch erleichtert.

Was macht die Oma bloß, wenn die Falttreppe auch beim Aussteigen nicht funktioniert? Die junge Frau könnte sie im Kinderwagen abseilen...

Die Münchener U-Bahn ist zwar bis jetzt noch nicht direkt vergleichend erwähnt worden. Aber ich hoffe, die Kantenoma-Anekdote macht deutlich: Münchner sollten in Köln lieber Bus fahren.

Nächstes Mal: Munich vs. Hamburg

Kommentare

FloSch am Do., 09.11.2006 - 15:15

Da bleibt vor allem eines noch zu erwähnen: Köln hat keine U-Bahn. In Köln fahren einige Straßenbahnlinien im Zentrum unterirdisch, teilweise auch Stadtbahnlinien. Aber eine U-Bahn gibt es dort nicht.
Außerdem können Bahntickets nicht 325 Euro kosten, da ist der Höchstpreis schon um ein mehrfaches überschritten :)

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