Bavarian Open: Tag der offenen Tür im BR-Funkhaus

18 Bands zeigten ein abwechslungsreiches Programm in den heiligen drei Klangsälen des Bayerischen Rundfunks.

Bavarian Open

Die Stimmung war gut am gestrigen Samstag bei den restlos ausverkauften Bavarian Open, wobei die komfortablen Räumlichkeiten des Veranstaltungsortes auch ihren Teil dazu beitrugen. Die drei unterschiedlich großen, akustisch perfekten Studios ermöglichten den 1800 Besuchern die Entscheidung zwischen intimer Club-Atmosphäre im Studio 3 oder einem Hauch von Großraum-Konzert-Feeling im Studio 1. Das Programm war zeitlich so gestaltet, dass man nahezu keinen Auftritt verpassen musste.

Auf dem weiträumigen Foyer konnten sich Publikum und Künstler, die ihren Gig schon hinter sich hatten, bei einem Augustiner oder einer Zigarette entspannen. In den mit Edelholz verkleideten Studios war natürlich Rauchverbot, auch wenn sich nicht alle daran hielten. Weniger belebt war aufgrund des ungemütlichen Regens der Innenhof, wo man sich im Zelt mit Bavarian Fastfood versorgen konnte.

In diesen netten Rahmen fügte sich ein größtenteils beeindruckendes, relativ breit gefächertes Musikprogramm von Electro über Hip-Hop bis Indie-Pop. Jede Band hatte circa 45 Minuten die Möglichkeit das Publikum für sich zu begeistern und den meisten ist das auch gelungen. Auf der großen Bühne machten die Fotos den Anfang, der bekanntlich nicht ganz leicht ist, wenn sich ein gerade eintreffendes Publikum erstmal akklimatisieren muss. So war es also für die Hamburger Band schwierig mit ihrem etwas zu sehr gewollten Gute-Laune-Pop echte Stimmung zu verbreiten. Mehr Ausgelassenheit herrschte bei The Thermals aus Portland/USA, die energetisch ihre eingängig kurzen Songs - zum Teil mit politischer Botschaft – auf eine sich eingroovende Menge eindroschen.

The Books

Leisere, aber dank der idealen Akustik trotzdem satte Klänge erfüllten im Studio 2 den Raum. The Books (Foto) paarten Gitarre und Cello mit unzähligen Alltagsgeräusch-Samples und visualisierten obendrein ihre musikalischen Eskapaden mit Homevideo-Projektionen. Ein multi-sinnliches Erlebnis, das mit hartnäckigen Zugabeforderungen belohnt wurde. Leider gestattete der dichte Festival-Zeitplan keine Extrawünsche.

Im kleinsten Studio, Nummer 3, verzückte ein charmant zurückhaltender 18-jähriger Schüler aus Traunstein das Publikum. Mit seiner unaufdringlichen Art begleitete er sich mit Akustik-Gitarre und sang mit zarter, introvertierter Stimme melancholische Herbstlieder, die Nick Drake nicht besser hätte komponieren können. Mit den Worten „Jetzt wird’s noch so richtig bayrisch“ brachte der Marble Man, der im realen Leben Josef Wirnshofer heißt, gegen Ende seines Auftritts einen in etwa gleichaltrigen Akkordeonisten auf die Bühne. Gottseidank meinte er mit "bayrisch" nur das Instrument und wechselte nicht die musikalische Stilrichtung.

Als weiteres Highlight gab es auf der großen Bühne Peter Licht zu sehen, der immerhin sein ganzes, wahres Gesicht zeigte und zwischen den Songs bis zur Schmerzgrenze eigene Textkreationen rezitierte und Textblätter zum Mitsingen verteilte. Mit einer Sitar stimmte er selbstironisch das Mantra „Wir sind jung und wir machen uns Sorgen über unsere Chancen auf dem Arbeitsmarkt“ an. Eine magische Formel, die das Publikum einte und zum mitwippen veranlasste. Gleich im Anschluss triumphierte das Jeans Team aus Berlin mit seiner großen Vorliebe für schwachsinnige Texte und punkigen Synthie-Beats. Der Sound der New Yorker Band Cat Power, letzter Act auf der großen Bühne, war über weite Strecken extrem rückwärts gewandt und blieb leider bis zum Schluss irgendwo im Nirwana der 70er verhaftet.

Insgesamt veranstaltete der BR ein sehr gelungenes Festival in charmant-lockerer Atmosphäre. Und nach der Show feierte man noch in der Roten Sonne bis zum Abwinken. Getreu seiner Rolle als öffentlich-rechtliche Medienanstalt liefert der BR ab Mittwoch Live-Mitschnitte im Bild- und Tonformat auf seiner Festival-Homepage kostenlos zum Download, worauf sich besonders die Daheimgebliebenen freuen können.

(Fotos: BR)

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