Das Reich von Väterchen Timofei
Der orthodoxe Russe Timofei Wassiljewitsch Prochorow gelangte 1952 auf wundersame Weise nach München: Die Muttergottes sei ihm in einer Feuersäule erschienen und habe ihm den Weg zum Oberwiesenfeld gewiesen, erzählte er. Hier baute der Einsiedler gemeinsam mit seiner Frau zwischen Kriegsschutt Gemüse an, verkaufte Honig, errichtete zwei Wohnhäuser, eine Kapelle und eine Kirche als Zeichen des Friedens zwischen Ost und West. Viele Münchner waren überzeugt: Timofei habe hellseherische Fähigkeiten. Immer mehr Besucher kamen, um Rat zu suchen - auch der Maler Friedensreich Hundertwasser oder Oberbürgermeister Christian Ude.
Als Ende der sechziger Jahre die Stätten für die Olympischen Spiele gebaut werden sollten, protestierten viele Münchner, damit Timofeis Schwarzbauten nicht abgerissen werden. Mit Erfolg: Das kleine Reich Timofeis ist bis heute erhalten geblieben.
Im Sommer 2004 starb der Eremit im Alter von angeblich 110 Jahren. Noch heute suchen die Münchner seinen geheimnisvollen Ort auf. Die Legenden, die sich um den Mann mit dem langen, weißen Rauschebart ranken, leben weiter. Zwei Anhänger Timofeis bemühen sich, das Erbe des Hellsehers zu bewahren, sie kümmern sich um die Anlage und berichten Besuchern gerne von der phantastischen Geschichte des Väterchen Timofei.
Die Anlage findet ihr im Olympiapark, Spiridon-Louis-Ring 100, geöffnet täglich von 10 bis 16 Uhr.
Mir ist noch sein handgeschriebenes Schild am Eingang erinnerlich:
"Es dürfen keine Hunde in den Garten mitgenommen und auch nicht geraucht werden!"
R.I.P., Timofej!