Verwunschenes München
Hinter dem Eingang zur Ost-West-Friedenskirche im Münchner Olympiapark blüht ein Flieder. An dessen Ästen baumeln ein Stoffbär, ein Schnuller und bunte Christbaumkugeln. Vor sechs Jahren starb Münchens bekanntester Eremit, Väterchen Timofei. Die Wohnhäuser und Kirchen, die Timofei in den fünfziger Jahren errichtete, stehen noch immer. Sie wurden als Museum umgestaltet worden und auch die von ihm erbaute Ost-West-Friedenskirche kann man besichtigen. Und auch die Legende lebt so weiter.
Impressionen aus dem Zuhause von Väterchen Timofei gibt es hier.
Der Orthodoxe Tomofej Wassiljewitsch Prochorow wurde 1943 in den Wirren des Krieges aus Russland vertrieben und strandete 1952 in München. Er war überzeugt, dass die Gottesmutter ihm in einer Feuersäule erschienen war und ihn nach München geschickt hatte. Auf dem Oberwiesenfeld baute der Einsiedler gemeinsam mit seiner Freundin Natascha Kartoffeln an und errichtete zwei Kapellen und zwei Wohnhäuser. Immer mehr Besucher kamen zu ihm, um mit ihm zu reden und Rat zu suchen - darunter Friedensreich Hundertwasser und Christian Ude. Manche sagten, Timofei haben hellseherische Fähigkeiten.
1968 wurde bekannt, dass die Sportstätten für die Olympischen Spiele auf dem Oberwiesenfeld errichtet werden sollten. Das Grundstück von Timofei war in Gefahr. Die Münchner protestierten und hatten Erfolg: Das Olympiagelände wurde weiter nördlich errichtet.
Da es Schwarzbauten waren, war die Anlage immer wieder vom Abriss bedroht. Noch heute ist die Stadt bemüht, sie zu erhalten - auch fünf Jahre nach seinem Tod. Sergey Kokasin und Alexander Penkowski versuchen, das Erbe von Väterchen Timofej zu bewahren und kümmern sich um die Anlage im Olympiapark.
Ost-West-Friedenskirche, Spiridon-Louis-Ring 100, Oberwiesenfeld. Geöffnet täglich von 10 bis 16 Uhr.