Schnauzbärte in Schlitz: Florian Illies im Gasteig

Florian Illies MünchenDie Lesung von Florian Illies im Gasteig gestern versprach Einiges: Sein neues Buch "Ortsgespräch" handle von Provinz, Landleben, kleinen Orten. Illies, den man von seinem seichten Buch "Generation Golf" kennt, traut man so ein Thema eigentlich gar nicht zu.

Etwa 60 Personen waren gestern in die Blackbox vom Gasteig gekommen. Und man behält bei seiner Vermutung weitgehend Recht: Es geht nicht um Provinz, sondern es werden Anekdoten erzählt, die ebenso ein Stadtkind bzw. -mensch hätte erleben können. Nett zu lesen, aber nicht tiefgründig. Kein echtes Ortsgespräch als viemehr eine Mischung aus Familiengeschichten und Allerweltsweisheiten.

In "Ortsgespräch" beschreibt Illies sein Heimatdorf, das hessische Schlitz, in dem allerdings nichts aufregendes oder aussagekräftiges passiert. Illies wundert sich in dem Buch darüber, warum Basilikumpflanzen sofort nach dem Kauf eingehen, er geht der Frage nach, wie man das Stück nennt, "das vom Apfel übrig blieb" (Butzen, Kitsche oder Apfelkrotzen?). Dazwischen macht Illies Bemerkungen über den Schnauzbart von OB Christian Ude oder Berlin. Illies ist der Reinhold Beckmann der Autoren. Die blonden Haare gescheitelt. Immer einfühlsam tuend, immer oberflächlich bleibend.

Am Ende überrascht Illies doch noch positiv: "Heimat ist immer etwas Verlorenes", sagt er in Anlehnung an Edgar Reitz. "Wenn man 17 oder 18 ist und im Freiband liegt, ist einem nicht bewusst, dass man gerade in der Heimatort ist. Heimat entsteht erst im Nachhinein aus dem Rückblick."

Es hätte ein schönes Buch werden können. Aber vielleicht muss dieses auch jemand anderes schreiben.

Kommentare