Pärchentag in der U-Bahn

 Sonntagabend ist Pärchentag in der U-Bahn. Sonntagabend ist Abschiedstag. Alle bringen sie die Inge oder den Macker zum Bahnhof. Für meine Perle und mich war es wegen der postalkoholischen Phase diesmal besonders trist. Auf der Party am Samstag gab es Bier und Schnaps für einen Euro. Die Endorphinpumpe arbeitete mit maximaler Leistung, jedes Lied ließ die Tanzfläche beben, Yeah! Yeah! Yeah! Knutsch, Grunz, Fummel, Leck.


Am Sonntag dann die große Leere. Nur mein Bett war voll von nackter Haut. Immerhin. Katerkuscheln, herrlich. Hin und wieder Entsetzen, wenn mich ihre bestialische Fahne streift. Meine ist noch schlimmer. Küssen ist zum kotzen. Apropos: Was ist mit die Elektrolyte?, fragt der Magen. Und Fett. Fett! Also gibt’s zum Frühstück Pizza, gepimpt mit Extra-Käse, Extra-Knoblach, Extra-getrockneten-Tomaten und Extra-Tabasco. Dazu Reggae-Gedüdel von Eek-A-Mouse: „Deng Deng, didel deng boing“. Das Lied spricht mir aus der Seele. Endorphine? Nie gehört.


Auf dem Weg zum Bahnhof waren dann auch all die anderen Wochenend-Pärchen in der U-Bahn. Ihrer gibt es verschiedene Arten. Die Durchen: Sie haben wirklich heftig gefeiert, wahrscheinlich war Extasy im Spiel. Ihr Kopf ruht auf seiner Schulter, seiner lehnt sich gegen ihren. Beide haben ihre Augen geschlossen, ihre Münder hängen schlaff offen, der Speichel macht eine kleine Exkurion in den Mundwinkel. Ihr Pullover ist verrutscht, unten hängt eine kleine Speckrolle heraus, oben herrscht wegen ihrer Schräglage ein Busendurcheinander. Seine Jeans ist hoch gerutscht und liegt im Schritt unvorteilhaft eng an.


Die Gierigen: Sie lecken sich im Gesicht herum, haben die Beine übereinander geschlagen und fummeln was das Zeug hält. Nur wenn er unter ihrem Oberteil kurz davor ist, die Gipfel von Matterhorn und Zugspitze zu erklimmen, schiebt sie seine Hand nach unten. Die alten Leute schütteln empört die Köpfe, doch statt ihren Blick abzuwenden, weiden sie sich am Skandal des U-Bahn-Softpornos.


Die Abchecker: Sie stehen im Eingangsbereich und fummeln in Maßen. Doch während er sie knutscht, guckt er über ihre Schulter und checkt den Busen der Durchen ab. Und während er seiner Freundin den Hintern walkt, stellt er sich vor, seine Hand wäre an dem Arm des Gierigen. Sie guckt derweil einem rassigen Südländer mit virilen Dreitagebart auf die Nase. Jener ist schön groß, und schöne Hände hat er auch.


Die Heulsusen: Sie legt ihren Kopf auf seine Schulter guckt ihm von unten mit Welpenblick in die Augen. Klimper, Klimper machen ihre Lider. Seine Hand hält sie mit beiden Händen fest, streichelt sie dabei. So monoton, dass er denkt: „Gleich kommt Wundwasser“. Doch läßt er sich nichts anmerken, schließlich sieht sie gut aus und will weiterhin mit ihr ins Bett. Also tätschelt er ihr den Kopf und sagt: "Baby, ich vermiss Dich auch jetzt schon, aber wie stehen das durch, unsere Liebe ist stark". "So wie mein Geschlecht", denkt er heimlich hinterher.


Meine Perle und ich hingen in Katerlähmung auf den Sitzen und dachten nur: "Deng Deng, didel deng boing".

Kommentare

Ursi am Mo., 20.11.2006 - 13:31

da möchte man fast meinen, du lebst deinen eigenen porno im kopf oder dir läuft in der ubahn am sonntag der sabber in strömen runter. auf welcher münchner linie soll das denn passieren? oder hat es mit münchen irgendwie doch nichts zu tun? oder gehts noch?

cohu am Mo., 20.11.2006 - 14:14

Lieber U-Bahn-Blogger, eine gute endokrinologische Praxis zur Überprüfung bzw. Einstellung Deines Hormonstatus findet sich z.B. am Prinzregentenplatz oder aber im Klinikum rechts der Isar. Gute Besserung!

(falls der Autor jedoch zwischen 15 und 20 Jahre alt ist, diesen Kommentar bitte ignorieren. Dann ist alles im Normbereich :-))

@Ursi: ich fahr wohl auch die falschen U-Bahn Linien. Aber die U2 kommt dem wohl am nächsten...

0zVYosQl9tGruNmh am Mo., 20.11.2006 - 16:03

Mehr als Gemeinplätze darf man vom U-Bahn-Blogger einfach nicht erwarten. Das ist u wie unterirdisch...

andy am Mo., 20.11.2006 - 18:00

Das ist der beste Beitrag bisher aus dem U-Bahn-Blog! Ich selbst gehöre zu jenen Sonntagsverabschiedern, wobei ich jetzt nicht verrate, in welche Kategorie ich falle. Ich habe Tränen gelacht beim Lesen dieses Beitrags und verstehe die Ablehnung der vorherigen Kommentatoren nicht. Ich kann es mir höchstens so erklären, dass jene einfach nur neidisch sind, weil deren Freund ihnen immer auf der Tasche liegt oder sie sind einfach nur "unausgeglichen" da ganz ohne Gegenstück.

Kleiner Tipp: Wenn ihr in der UBahn nicht fündig werdet, geht am Sonntag einfach mal zum Hauptbahnhof.

Deng Deng, didel deng boing!

Ursi am Mo., 20.11.2006 - 20:42

keine sorge, andy, weder "unausgeglichen" noch genervt - ich kenn sonntage am bahnhof und sonntage am flughafen. dein "tipp" wird also wohl nicht umgesetzt werden - ich glaub, ebensowenig von der cohu, sorry ;-) is ja aber auch wurscht. fand bloß die wortwahl (nicht den inhalt) ein wenig aus der reihe, das wars aber auch schon. nix für ungut.

cohu am Mo., 20.11.2006 - 20:52

Hab auch nix gegen Porno. Um Gottes Willen, nein. Porno ist die Basis jeder gesunden Gesellschaft, Porno rules, Porno ist mein zweiter Vorname etc. pp. Aber wenn ich muenchenblogger aufschlag, will ich keinen lesen. Zumindest keinen, der gar nix mit München zu tun hat...

Schlage außerdem Bewerbung hier vor: http://en.wikipedia.org/wiki/Bad_Sex_in_Fiction_Award
Sogar Tom Wolfe hat schon mal einen gewonnen, also nichts, wofür man sich schämen müsste :-)

Rico am Mi., 22.11.2006 - 01:11

Wow,
das ist bis jetzt der beste U-Bahn Blog!

so scharf- und feinsinnig beobachtet, in Kategorien unterteilt und analysiert und dann den ganzen Artikel durch die Klischeemuehle gedreht.

Ich hab mich halb tot gelacht. Nacktes Fleisch mit bestialischer Fahne und Katerfick aber bloss OHNE knutschen...!

Keep finding the good fight, Digger!

Merlion am Mi., 22.11.2006 - 12:18

Einer der witzigsten Blogs, die ich hier je gelesen habe. Klasse, Dennis! Halte die Augen weiter offen!

Georg Löffel am Do., 23.11.2006 - 21:47

Scheiß auf Pärchenabend in der U-Bahn.
Habe neulich mit meiner Freundin zu unserem 3 jährigen die Gelegenheit genutzt sie zu überraschen und einen Limousinenservice gebucht.
Das war mal ein Pärchenabend. Meine Freundin wird mir noch die nächsten hundert Jahre zu Füßen liegen.
Ich kann euch nur die Firma Bavaria Limousines nahelegen.
Testet es selber mal. Stretchlimos, Businesslimos, Vans, Busse, Jets, Chauffeure etc.
Alles dabei.
Chauffeurservice Munich englisch
Flughafen/Airport Transfer München russisch
Limousinenservice München

David am Fr., 24.11.2006 - 12:56

Ich glaub Dir sofort, dass sie Dir spätestens in 50 Jahren zu Füßen liegt... Und wenn Du dann nix unternimmst, kann sie da natürlich auch locker 100 Jahre liegen bleiben.

Neuen Kommentar hinzufügen
Der Inhalt dieses Feldes wird nicht öffentlich zugänglich angezeigt.