The Blackout Argument aus München machen ebenso melodiösen wie harten Emo-Core. Nach ihrer ersten Platte "Munich Angst" erscheint in Kürze ihre neue EP mit dem etwas optimistischeren Titel "Munich Valor". Gitarrist Chris spricht im Interview über Einflüsse, musikalisches Schubladendenken und Heldenmut in der Großstadt.
Zum Anfang das Übliche: Stellt euch bitte kurz vor, woher kommt Ihr, wer spielt bei euch was?
Chris: The Blackout Argument sind seit Tag eins: Sascha (Bass, München), Philip (Drums, München), Chris18 (Gitarre, München), Sinan (Gesang, Wangen) und ChrisX (Gitarre, München). Wir haben Ende 2005 angefangen zusammen zu spielen und hatten am 25.3.2006 unsere erste Show.
Ihr seid ja keine unbeschriebenen Blätter mehr in der Musikszene. Die einzelnen Bandmitglieder haben bereits in diversen anderen Combos gelärmt. Wie habt Ihr zusammengefunden und was unterscheidet The Blackout Argument von Euren vorherigen Combos?
Chris: Stimmt, alle von uns haben vorher schon in diversen anderen Bands gespielt. Philip bei Flyswatter, ich bei Paint the Town Red, Chris18 bei Semana Santa, Sinan bei For Heaven’s Sake und Sascha bei… na das behalten wir mal lieber für uns.
Ich denke für Chris18 und Sinan ist der größte Unterschied zu ihren vorherigen Bands, dass Blackout Argument wirklich viele Shows spielen und professionell arbeiten. Philip, Sascha und ich kennen diese Arbeitsweise zwar schon zum Teil aus unseren alten Bands, so intensiv wie bei Blackout Argument war es aber bei keinem von uns zuvor. Wir waren uns von Anfang an einig, dass wir mit der Band Gas geben wollen und ziehen seitdem alle am gleichen Strang.
Musikalisch gibt’s natürlich auch einige Unterschiede zu unseren bisherigen Bands. Für mich ist es zum Beispiel meine erste Band, in der melodiöser Gesang einen Platz hat. Für Sascha und Philip ist es sicherlich ein Stück härtere Musik als sie bisher gemacht haben.
Wenn man Euren Sound so hört möchte man Euch schnell in die Emo-Core Schublade packen, hört dann aber immer wieder klassische Hardcore-Zitate oder auch Metalparts heraus. Wie würdet Ihr Eure Musik als Band selbst einordnen und welche Bands haben Euren Sound beeinflusst?
Chris: Du hast recht, wenn man sich nicht wirklich mit unserer Musik auseinandersetzt, packt man uns sicher schnell in die Emo-core oder Screamo Schublade. Leider haben wir da keinen direkten Einfluss drauf, deshalb freue ich mich immer, wenn sich Leute unsere Songs genau anhören und die Vielschichtigkeit erkennen.
Eine Genre-Einordnung ist schwierig bis unmöglich, die Songs entstehen alle aus dem Bauch heraus und sind in der Regel auch nach ein bis zwei Proben im Kasten. Dennoch war es uns wichtig einen Stil zu spielen, der den Hörern die Möglichkeit gibt ihr Schubladendenken mal außen vorzulassen und eine Band, unabhängig von ihrer „Genre-Zugehörigkeit“ einfach nur cool zu finden. Wir sehen das am besten an einigen Hardcore-Kids die sonst niemals melodische Sachen hören würden, aber trotzdem Blackout Argument gut finden. Aber auch an Emo-Kids die sonst nur sehr softe Musik hören und trotzdem mit unserer Band etwas anfangen können.
Bands, die uns beeinflussen, gibt es sicher eine Menge, wobei das bei jedem von uns andere sind. Ich für meinen Part bin seit jeher, egal in welcher Band ich spiele, vom Hardcore der 90er Jahre beeinflusst. Bands wie Strife, Trial, Unbroken, Outspoken, Snapcase oder Earth Crisis haben mich und meine Gitarrenriffs massiv geprägt.
Eure Text sind sehr persönlich, klingen fast schon nach Eigentherapie. Was beeinflusst Euch und wird darin verarbeitet?
Chris: Die Texte bei Blackout Argument schreiben Sinan und Ich. Uns ist es wichtig dass unsere Texte nicht nur aus leeren Worten bestehen sondern dass wir sie wirklich FÜHLEN. Jede Zeile entsteht aus unseren (guten und schlechten) Lebenserfahrungen und will früher oder später zu Papier gebracht werden. Unsere Texte haben jedoch nichts mit Selbstmitleid und „Oh mir geht’s so schlecht, dir auch?“ zu tun, sondern zeigen immer beide Seiten, die schmerzhafte/dunkle und die lebensbejahende, sowie den Weg der dort hinführt. Insofern sind die Texte schon so eine Art Eigentherapie. Genau wie unsere Musik, schreiben wir unsere Texte aus dem Bauch heraus und machen sie somit „greifbar“ für alle Leute die sich dafür interessieren.
Euren beiden bisherigen Releases sind betitelt mit "Munich Angst" und "Munich Valor". Inwiefern beeinflusst Eure Heimatstadt München Euren Sound, Texte etc.
Chris: Man könnte München ebenso gegen den Namen anderer Großstädte austauschen. Als mir die Titel eingefallen sind dachte ich an ein allumfassendes, bedrückendes Gefühl der Einengung basierend auf der Isolation des Individuums welche durch eine Großstadt wie München hervorgerufen wird. Gerade München ist hierfür ein gutes Beispiel, da die Stadt fast schon „klinisch“ darauf achtet, dass Andersartigkeit keine oder nur wenig Chance hat. Als Teil einer Subkultur, vollkommen egal welcher, wird man durch konservative Kräfte immer wieder darauf aufmerksam gemacht dass man „verkehrt“ ist und nicht reinpasst. Das Wort „Angst“ steht also für ein Gefühl der Isolation und Ausgrenzung.
Der Titel unserer neuen EP „Munich Valor“ knüpft genau hier an und beschreibt die Initiative des Individuums, sich gegen diese Isolation zu wehren, nicht zu stagnieren sondern sich für die Dinge an die man glaubt stark zu machen und sie, auch gegen Widerstand, lautstark zu artikulieren und zu leben.
Eure erste EP erschien auf dem englischen Engineer Records Label. Die aktuelle Scheibe kommt über Bastardized Recordings, während das für September angekündigte Album auf Lifeforce Records erscheinen wird. Drei Releases, drei Labels, was ist der Grund dafür?
Chris: Im Nachhinen betrachtet würde ich sagen, dass sich die Band einfach sehr schnell entwickelt hat und wir deshalb einige Male das Label gewechselt haben. Dass wir mit Engineer nur über ein Release zusammenarbeiten würden war von Anfang an klar und auch für beide Seiten ok. Dann kam relativ bald der Deal mit Lifeforce zustande, was für uns einen großen Schritt nach vorne bedeutete.
Da Lifeforce jedoch einen sehr tighten Release-Plan haben konnten sie unser Album erst für September 2007 einplanen. Um die Zeit bis dahin zu überbrücken wollten wir bis dahin noch eine MCD veröffentlichen. Da wir eh schon mit Bastardized in Kontakt waren und echt Bock drauf hatten mit ihnen was zu machen, kam es zu dieser Zusammenarbeit.
Habt Ihr bei Lifeforce Records einen Vertrag über mehrere Alben unterschrieben oder seht Ihr diese Firma lediglich als Durchgangsstation für größere Weihen? Mit Caliban, Heaven Shall Burn, Fear My Thoughts oder The Destiny Program gibt`s ja genügend Beispiele die den Sprung von Lifeforce hin zu Majors wie Roadrunner, Century Media oder Nuclear Blast geschafft haben.
Chris: Bei Labels der Größe Lifeforce ist es üblich für mehrere Alben zu unterschreiben. Wir haben aber ein sehr gutes Gefühl was die Zusammenarbeit betrifft und haben uns somit guten Gewissens darauf eingelassen. Dass Lifeforce für viele Bands ein Sprungbrett zur Semi-Major-Liga ist, stimmt. Ich denke jedoch nicht, dass eine der Bands den folgenden Labelwechsel schon im Hinterkopf hatte als sie bei Lifeforce unterschrieben haben.
Die von dir genannten Bands gehören zu den besten und bekanntesten Acts, die die Europäische Szene derzeit zu bieten hat und deren Wechsel zu noch größeren Labels als Lifeforce ist wohl eher die Ausnahme. Ich denke wir sind bei Lifeforce sehr gut aufgehoben und haben keine Pläne uns anderweitig zu orientieren.
Chris hat mit Let It Burn Records ja ein eigenes, feines Hardcore Label am Start. Wäre dies keine Option gewesen The Blackout Argument hier zu releasen?
Chris: Die Frage wurde ich gerade in der Anfangszeit von The Blackout Argument oft gefragt. Der Hauptgrund warum ich das nie in Erwägung gezogen habe war, dass ich nicht in eine Doppelrolle als Labelboss und Bandmitglied gedrückt werden wollte. Ich stelle mir das sehr schwierig vor, besonders wenn es darum geht Entscheidungen zu treffen oder einen Deal auszuhandeln. Außerdem denke ich dass Labels wie Bastardized und Lifeforce wesentlich mehr für uns tun können als mir das mit Let it Burn möglich gewesen wäre.
Ihr seid ja mit Roger Rekless aus München bezüglich eines gemeinsamen Tracks in Kontakt. Erzähl mal etwas mehr über diese zugegebenermaßen ungewöhnliche Kooperation.
Chris: Stimmt, wir arbeiten gerade mit Roger Rekless an einem gemeinsamen Track. Das ganze soll von beiden Seiten das beste vereinen. Rekless ist ein hammer guter MC und DJ und der Basistrack den er vorgelegt hat allein ist schon brutal gut. Wir sind gerade dabei Blackout Argument-typische Gitarrenspuren darüber aufzunehmen. Danach überlegen wir uns, was wir mit Gesang, Shouts & Rap-Parts machen werden.
Sinan, Chris18 und ich hören selbst auch viel Hip Hop & Rap, weswegen es für uns keine Frage war zur Coop mit Roger Rekless „Ja“ zu sagen. Wir werden am 1.6. im Rahmen unserer Munich Valor Releaseparty in München (Kafe Kult) auch mit Rekless die Bühne teilen. Wenn alles gut läuft werden wir da schon den gemeinsamen Song präsentieren.
Homepage: www.theblackoutargument.com