München sagt Tschüss: SiKo-Organisator Teltschik soll Posten räumen

Nach Informationen des Spiegel plant die Bundesregierung, den bisherigen Leiter der Münchner Sicherheitskonferenz Horst Teltschik abzulösen. Kanzlerin Angela Merkel sei vor allem darüber verstimmt, dass Teltschik dem iranischen Atom-Unterhändler Laridschani ein Forum für propagandistische Attacken auf die USA geboten habe.

Horst Teltschik, unter dessen Leitung sich der benötigte Zuschuss des Verteidigungsministeriums für die umstrittene Konferenz seit 1999 verdreifacht hat (323.000 Euro), soll das große Treffen der Mächtigen im nächsten Jahr laut Spiegel definitiv zum letzten Mal leiten.

Nicht zuletzt auch das selbstherrliche Auftreten Teltschiks in der Öffentlichkeit soll zum Unmut in der Bundesregierung beigetragen haben. Äußerungen Teltschiks über Meinungsfreiheit und die "Tragik jeder Demokratie" haben erst kürzlich für Empörung gesorgt.

Wer sich selbst ein Bild von der abgehobenen und arroganten Art des Herrn Teltschik machen möchte, dem sei sei empfohlen, fünf Minuten Zeit zu investieren und sich das Radio-Interview, bei dem die umstrittenen Äußerungen fielen, in voller Länge anzuhören:

Das Teltschik-Interview auf br-online (real Audio)

Selbstverliebt darf der ehemalige Berater Helmut Kohls von seiner Bedeutung auf dem weltpolitischen Parkett erzählen, von "Condi" Rice, dem "sehr guten Redner" Rumsfeld und natürlich auch davon, dass er "jederzeit" einen Termin bekommt, wenn er zufällig mal in Washington vorbeischaut.

Vielleicht sollte sich der Horst dort gleich um einen neuen Posten bewerben, könnte sein, dass man im Weißen Haus von Teltschiks Charakter eher angetan ist als in der Bundesregierung.

Kommentare

Ben am Fr., 16.02.2007 - 14:30

Es ist die Tragik jeder Demokratie, daß man auch mal abgelöst wird...

Wer der Veranstaltung vorsteht, ist wohl egal. Dazu ist die Intention zu offensichtlich...

cohu am Fr., 16.02.2007 - 15:12

Der Teltschick ist in der Tat nicht der sympathischste Zeitgenosse...

Aber was ist denn die offensichtliche Intention? Finde das nämlich angesichts der (beidseitigen) Propaganda nicht soooo glasklar...

Ben am Fr., 16.02.2007 - 19:31

@cohu:
Wenn eine Rüstungsfirma eine Sicherheitskonferenz, die Lösungen zur Friedenslösung erörtern will, co-sponsert, dann hat das für mich nix mit friedlicher Absicht zu tun.

Da war der alte Name "Werkundetagung" noch richtig ehrlich dagegen...

cohu am Fr., 16.02.2007 - 21:51

Es ist wohl nicht ganz von der Hand zu weisen, dass es sich bei den SiKo-Organisatoren nicht durchgehend um Hardcore-Pazifisten handelt. Soweit war ich auch schon ;-)
Die Frage ist halt, ob es ohne SiKo weniger gewaltsame Auseinandersetzungen in der Welt gäbe. Und da hab ich bis jetzt nix gefunden, was mich so 100% überzeugt. Zumal die Rüstungsindustrie ja auch ohne direkte militärische Konfrontation enorm gut zu verdienen weiß (der kalte Krieg war wohl ihr bestes Geschäft!).

Ben am Fr., 16.02.2007 - 23:18

Man könnte die Frage auch anders stellen:
Hat die SiKO das amerikanische Vorgehen im Irak verhindert / verhindern wollen?

David am Fr., 16.02.2007 - 23:58

Seit wann wollen Konferenzen irgendwas?!? Da wird es Teilnehmer gegeben haben die für den Irakkrieg waren und solche, die dagegen waren. Im Zweifel haben sie miteinander diskutiert. Was ist jetzt daran falsch?

Ben am Sa., 17.02.2007 - 00:02

"Seit wann wollen Konferenzen irgendwas?!?"

Wunderbare Frage, die das Aufgeblasene der SiKo nicht besser entlarven könnte!

Hz am Sa., 17.02.2007 - 11:12

Faszinierend, dass der Chef einer Sicherheitskonferenz öffentlich die Vorteile der Diktatur preist, und die Öffentlichkeit sich daran kaum stört...

cohu am Sa., 17.02.2007 - 11:56

Faszinierend, wie man jemanden falsch verstehen kann, wenn man es nur fest genug will...
Sorry, aber ich finde auf der Seite der vehementen SiKo-Gegner hauptsächlich Polemik und wenig stringente Argumentation. Teilweise auch einfach Lust an der Aggression, was man ja bei Pazifisten nicht so unbedingt erwarten würde :-)
Wenn jemand eine Quelle weiß, die einen über die SiKo kritisch, aber *ohne* ideologische Vorfestlegung (Anti-Patriarchat, Anti-Kapitalismus...etc.) informiert, fände ich das sehr interessant.

Ben am Sa., 17.02.2007 - 16:22

"Es ist die Tragik jeder Demokratie, dass bei uns jeder seine Meinung öffentlich vertreten darf und dass man politisch Verantwortliche in einer Demokratie schützen muss. In Diktaturen würde so etwas nicht passieren."
Was ist denn daran falsch zu verstehen? Auf eine harmlose Frage in einem dahinplätschernden Interview so einen Satz rauszuhauen...
Der Fairtneß halber muß man anmerken, daß er diesen Satz später relativiert hat ("In der Tat halte ich es aber für eine Tragik, dass in einer Demokratie, wo die Versammlungsfreiheit im Grundgesetz verankert ist, die Sicherheitskonferenz und die Politiker mit einem Großaufgebot von Polizei geschützt werden müssen.‘‘).

Daß Teltschik selber bis 2006 selber Repräsentant der Rüstungslobby (Boeing) war, macht ihn (und die SiKo) für mich als Friedensbotschafter nicht glaubwürdiger.

Ich stimme Dir soweit zu, daß sich für die SiKo bis 2001 kaum ein Mensch interessiert hat. Nach 2002 haben die Demos sicher an Eigendynamik gewonnen und waren wohl hauptsächlich Anti-Bush- /-Rumsfeld-Demos - und für viele Gelegenheit publikumswirksam zu protestieren.

Und für viele ist der massive Polizeieinsatz während dieser Zeit im gesamten Innenstadtbereich einfach nur einengend...

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