Der Mozzer hat Spaß und gibt Gas

Früher sah man Morrissey oft vor lauter Fans nicht. Beim Auftritt der Pop-Ikone am Freitagabend in der Tonhalle schaffte es aber nur einer rauf auf die Bühne. Der Mann trabte auf Morrissey zu, streichelte ihm sanft und ehrfürchtig über den Hals, dann wurde er von einem Ordner zur Seite geschoben.

Doch davon abgesehen war bei dem Konzert fast alles so wie früher. Morrissey zeigte sich gut erholt (vor vier Wochen war er bei einem Auftritt in Swindon zusammengebrochen). Er tanzte oder taumelte über die Bühne, streckte den Zeigefinger ins Publikum, klatschte die Hände in den ersten Reihen ab und schwang das Mikokabel wie ein Lasso. Er sang von "This Charming Man" bis "Irish Blood, English Heart" seine großen Hits - auch aus der Zeit mit der legendären Achtziger-Band "The Smiths". Die Fans saugten jeden Ton begeistert auf, die Stimmung war gelöst.

Das lag sicherlich auch daran, dass der "Mozzer" sich bestens gelaunt präsentierte. Er verwies keinen Zuschauer der Halle - wie vor wenigen Tagen in Hamburg, als ein Fan ihm zurief "Go fuck yourself". Er brach das Konzert nicht nach zwei Liedern ab - wie vor drei Wochen in Liverpool, als er von einer Flasche am Kopf getroffen wurde. Er bekam keinen Wutanfall - wie vor kurzem in L.A., wo in der Halle Fleisch verkauft wurde.

Stattdessen gab Morrissey mächtig Gas und schwärmte bei seinem letzten von vier Auftritten hierzulande: "I love Germany, I really love Germany!"

Nach 80 Minuten war Schluss. Aus den Boxen erklang von Band Frank Sinatras "I did it my way".