Ausstellung: Le Corbusier und das Gedicht vom rechten Winkel

Der Traum des Architekten

Das Architekturmuseum der Pinakothek der Moderne zeigt Le Corbusier als fantasievollen Dichter und Maler.

Mit dem Namen Corbusier verbindet man puristische Architektur und funktionale Möbel, und es ist einigermaßen überraschend, dass er von 1947 bis 1955 an einem poetischen Bildband arbeitete, in dem er seiner Fantasie freien Lauf lässt.

Sieben Strophen und 19 Farblithographien hat er zu Themen wie „Milieu, Geist, Fleisch, Verschmelzung“ etc. geschaffen. Er malt gegenständliche und abstrakte, aber immer sehr farbenfrohe Bilder, die in ihrer Lebensfreude an den frühen Picasso erinnern. Die Sonne, die Erde, das Wasser und die Steine stehen im Zentrum, dazu kommt immer wieder der Mensch, der im „ rechten Winkel“ als aufrechtes, geistiges Geschöpf seine eigene Ordnung herstellt im Einklang mit der ihn umgebenden Welt. Genauso fasziniert ihn die „weibliche“ Seite des Menschen, die Horizontale, der Traum, die Höhle, das Irrationale.

Die entsprechenden Gedichtstrophen unterstreichen diese Harmonie, wie z.B. die Strophe von der „ offenen Hand“: „ Sie ist offen denn/ alles ist gegenwärtig verfügbar/ offen zu empfangen/ offen auch, damit jeder daraus nehme/... eine volle Hand empfing ich/ eine volle Hand gebe ich.“

Die sieben Strophen bilden in ihrer Anordnung ein mehrgliedriges Kreuz, wie man es in orthodoxen Kirchen sieht, und Le Corbusier wollte damit auch seine religiösen Empfindungen ausdrücken.

Eine ungewöhnliche Ausstellung über einen außergewöhnlichen Künstler und sein erträumtes Paradies.

Bis 2.9.12, Pinakothek der Moderne, Le Corbusier. Das Gedicht vom rechten Winkel (Le poème de l’angle droit)

Kommentare

dorfkramer am Fr., 06.07.2012 - 12:17

Warum gibt es eigentlich immer nur Retrospektiven, den Blick zurück und keine AKTUELLE Architektur? Hängt vielleicht damit zusammen, dass gegenwärtig ästhetischer Müll die Landeshauptstadt überwuchert?