Gestern auf dem "Verzaubert": Zwei Mädchen aus Istanbul

Ein Coming-of-Age Drama der besonderen Art war gestern auf dem Verzaubert-Festival zu sehen. In seinem Film "Zwei Mädchen aus Istanbul" erzählt der türkische Regisseur Kutlug Ataman die mitreißende Geschichte der jungen Behiye, die verzweifelt kämpferisch gegen die Missstände einer Gesellschaft rebelliert, in der sich türkische Tradition und eine verwestlichte Scheinwelt spannungsgeladen gegenüberstehen.

Zwei Mädchen aus Istanbul (Filmfoto)

Eine Identifikation mit alten und neuen Werten ist schwierig und endet oft im Chaos. Der einzige Ausweg für Behiye ist die Flucht nach vorne, die totale Ablehnung ihrer Familie. Und so flieht sie vor allem vor ihrem tyrannischen Bruder, der ihren Freiheitswillen mit aller Gewalt zu unterbinden versucht.

Zwei Mädchen aus Istanbul (Film)

Behiye verbündet sich mit der lebensbejahenden Handan. Mit ihr gemeinsam plant sie Istanbul zu verlassen und nach Australien zu gehen, wo Handan ihren leiblichen Vater vermutet. Doch Handan zögert, ist wie ihre extrovertierte Mutter zu stark verwurzelt mit einer Gesellschaft, die ihren Status als Frau klar definiert.

Erst als Handan von Erim, mit dem sie ihr "erstes Mal" erlebt, verächtlich abserviert und weitergereicht wird, werden ihre Träume von einer bitterbösen Realität erschüttert.

Zwei Mädchen aus Istanbul (Filmfoto)

Atamans Film zeigt auf beeindruckende Weise die scheinbar unüberwindbaren Hürden einer widersprüchlichen Gesellschaft, die das Leben junger Frauen diktiert und trotz scheinbarer Freiheiten immer wieder in traditionelle Rollenmuster zurückdrängt. Daraus eskalieren Konflikte, die nicht zuletzt durch die dynamische, Dogma-ähnliche Bildästhetik authentisch transportiert werden.

Am heutigen Donnerstag gibt es insgesamt 7 Filme auf dem Verzaubert-Festival zu sehen:

Unter anderem läuft um 19.30 Uhr im Atelier der Spielfilm "Close to home", der die Freundschaft zweier Frauen porträtiert, die in der israelischen Armee ihren Wehrdienst ableisten.

Im City wird um 21.45 Uhr "Eating out 2: Sloppy Seconds" (USA) gezeigt, ein "90-minütiges, schlüpfriges "guilty pleasure" für echte Soap Fans. Im Atelier läuft zeitgleich das belgische Beziehungsdrama "Combat", eine Geschichte von zwei Männern, die sich bei einem ganz gewöhnlichen Ausflug aufs Land schweigend näher kommen.

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