Ein Rockstorch zu Besuch in München

Bild Foto Ian Anderson Tollwood MuenchenPosen gibt es viele in der Rockmusik, eine besonders originelle hatte sich in den Siebziger Jahren Ian Anderson von Jethro Tull ausgedacht: Mit storchenhaft angwinkeltem Bein pflegte er zum "Progressive Rock" seiner Band Querflöte zu spielen.

Diese Pose wird Ian Anderson mit Sicherheit auch bei seinem morgigen Konzert auf dem Tollwood-Festival zum Besten geben. Der Einfluss Jethro Tulls auf den musikalischen Nachwuchs der Siebziger Jahre sollte übrigens nicht unterschätzt werden, wie es einige Passagen aus den Jugenderinnerungen des unvergleichlichen Heinz Strunk (Fleisch ist mein Gemüse) eindrucksvoll belegen:

Ein halbes Jahr später hörte ich zum ersten Mal die britische Band Jethro Tull und war elektrisiert. Der Frontmann Ian Anderson hatte sich historische Verdienste um die Rockmusik erworben: Er war der erste Mensch der Welt, der in einer Rockband Querflöte spielte! Auf einmal wusste ich was ich wirklich werden wollte: Ich wollte sein wie Ian Anderson, und ich wollte Querflöte spielen. Das mit Ian Anderson sagte ich Mutter natürlich nicht.

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Für meine Playbacks vor dem Spiegel hängte ich mir den guten Pelz von Oma um, denn Ian Anderson und seine Mannen hatten wirre, lange Haare und Bärte, und sie trugen Pelzmäntel. Richtige Freaks! Die hysterische Antipelzstimmung war damals noch weitgehend unbekannt. Für mich waren sie die größte Rockband aller Zeiten, scheiß auf die Beatles!

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Jazz war viel anspruchsvoller als Rock. John Coltrane konnte tausendmal besser spielen als Ian Anderson, Ritchie Blackmore und Emerson, Lake and Palmer zusammen! Der Jethro-Tull-Frontmann gefiel sich immer noch in seiner Rolle als lächerlicher Rockstorch, doch ich war schon viel weiter als er, übte wie ein Irrer Jazzstandards, versuchte hinter das Geheimnis der alterierten Tonleiter zu kommen und wie man am elegantesten von f-Moll nach Des-Dur moduliert.


Veranstaltungsdaten:

Ian Anderson
Dienstag 04.07.06, 18:30
Tollwood-Festival

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