Wirbel um Lesung

Thilo Sarrazin in der Reithalle

Am 29. September wird Thilo Sarrazin in München auftreten - in größerem Rahmen als bislang geplant. Gegen die Veranstaltung in der Reithalle formiert sich Widerstand.

Viel Wirbel um Thilo Sarrazin - auch in München. Nach seinen kontroversen Thesen zur Einwanderungspolitik hieß es vor kurzem, das Münchner Literaturhaus wolle den SPD-Politiker wieder ausladen. Das stimmt nicht. Die Veranstaltung am 29. September wird stattfinden - sogar in größerem Rahmen als bislang geplant. Die Veranstaltung ist in die Reithalle verlegt.

Und der Protest gegen die Lesung formiert sich. Ein Gruppe von Migrationsforschern an der Ludwigs-Maximilian-Universität bittet das Literaturhaus, Sarrazin auszuladen. "Seine Thesen sind rassistisch, wissenschaftlich nicht fundiert und destruktiv", heißt es in einem offenen Brief.

(Foto: ">Nina/Wikipedia)

Kommentare

Wastl am Mo., 20.09.2010 - 23:46

http://91.90.148.244/rabatz/2010/09/keine-ruhe-fuer-rassist_innen/

Aufruf zu den Protesten gegen den Auftritt Thilo Sarazzins im Münchner Literaturhaus

Flyer SarrazinAm Mittwoch, den 29. September 2010 will der Rassist Thilo Sarrazin im Münchner Literaturhaus auftreten. Dagegen wollen wir mit einer Kundgebung in direkter Nähe zum Veranstaltungsort protestieren!
Der mittlerweile zurückgetretene Bundesbankvorstand fiel in den letzten Monaten bereits öfter durch seine rassistische Hetze vor allem gegen Muslim_innen und seine Abwertung von sozial bedürftigen Menschen auf. Mit dem Erscheinen seines Buches „Deutschland schafft sich ab“ hat sich eine gesellschaftliche Debatte eröffnet, die in weiten Teilen rassistisch geführt wird und in der bis dato latente Ressentiments weiter Teile der deutschen Mehrheitsbevölkerung offen und deutlich ausgesprochen werden.
Nach Bekanntwerden der Veranstaltung der Deutschen Verlags-Anstalt mit Sarrazin in den Räumen des Münchner Literaturhaus kam es zu ersten Protesten, woraufhin das Literaturhaus verkündete, es wolle die Veranstaltung nicht wie geplant als Lesung, sondern als Diskussionsveranstaltung, zu der auch noch „Spezialisten zu Einwanderungspolitik und Hirnforschung“ eingeladen werden sollen, durchführen. Wir glauben nicht, dass dies irgendetwas an der Tatsache ändert, dass sich das Literaturhaus hier einen offenkundigen Rassisten aufs Podium holt. Selbst wenn „Einwanderungsexpert_innen und Hirnforscher_innen“ die besseren Argumente präsentieren können, ist die zentrale symbolische Aussage des Abends, die Anerkennung rassistischer Positionen als sagbar und diskutabel. Wir fordern vom Literaturhaus die Ausladung Sarrazins und den grundsätzlichen Verzicht auf weitere Veranstaltungen mit Rassist_innen!

Sarrazin und seine Thesen

Sarrazins Rassismus ist schon seit längerem offenkundig. Im September 2009 gab er der Zeitschrift „lettre international“ ein Interview in dem er gegen „türkische“ und „arabische“ Migrant_innen hetzte. Sarrazin verknüpfte schon damals rassistische, biologistische und sozialdarwinistische Ressentiments zu einer kruden Wahnvorstellung: Die „intelligenten Deutschen“ würden durch die höhere Geburtenziffern „weniger intelligenter“ muslimischer Migrantinnen zunehmend marginalisiert, die „Türken¹“ hätten die Absicht durch ihre höheren Geburtenzahlen die Macht in Deutschland zu übernehmen. Sarrazin geht hierbei davon aus, Intelligenz werde (zum Teil) vererbt. Dabei rekuriert er unmissverständlich auf ein Konzept von „Rasse“, in dem er Muslim_innen eine durchschnittlich niedrige, „Deutschen“ oder „osteuropäischen Juden“ eine höhere durchschnittliche Intelligenz zuschreibt².
Muslimische Migrant_innen seien außerdem weder „integrationswillig“ noch „intergrationsfähig“. Er zeichnet das Bild einer „muslimischen Kultur“, die er als gänzlich verschieden und unvereinbar mit der „aufgeklärten, westlichen Kultur“ darstellt. Die rassistische Projektion auf die „Anderen“ gibt ihm und mit ihm der deutschen Mehrheitsbevölkerung die Möglichkeit sich selbst als tolerant und emanzipiert zu inszenieren ohne es selbst zu sein. So weiß Sarrazin zu berichten, dass „türkische Jungen nicht auf weibliche Lehrer(sic!) hören, weil ihre Kultur so ist“ (lettre international Interview September 2009) und Muslim_innen grundsätzlich eine „agressive Mentalität“ hätten (ebd.). Dieser offenkundige Schwachsinn wird noch deutlicher, wenn man sich ansieht, mit welch abwertender Terminologie Sarrazin über muslimische Frauen spricht. Er begreift sie als Objekte ohne selbstständiges und selbstbewusstes Denken und Handeln, sie tauchen bei ihm nur im „Verheiratet-Werden“ und im „Kinder-Kriegen“ auf. Letzteres beschreibt er in einer technizistischen Sprache als „ständige Produktion neuer kleiner Kopftuchmädchen“. Die Muslima wird nicht geboren, sie wird „produziert“, sie ist nicht Subjekt selbstbewussten Handelns, sondern auf ihr Äußeres reduzierte Reproduktionsmaschine im Kampf gegen die „deutsche Intelligenz“. Ekelhafter kann mensch Rassismus und Sexismus wohl kaum noch miteinander verbinden. Weiterhin fordert er Migration nach Deutschland nur noch für „Hochqualifizierte“ zuzulassen und Migrant_innen in Deutschland von staatlichen Sozialleistungen auszuschließen: Forderungen, die vor dem Hintergrund der rassistischen deutschen Migrationspolitik, der faktischen Abschaffung des Grundrechts auf Asyl nach den Pogromen von Rostock-Lichtenhagen. des europäischen Grenzregimes von Frontex und co und der vielen hundert Menschen die auf dem Weg nach Europa alljährlich ums Leben kommen, zynischer nicht sein könnten.

Gesellschaftliche Debatte

Doch Sarrazins Thesen sind nicht einzig das Werk eines vom Wahn besessenen Spinners, Sarrazin findet breiten gesellschaftlichen Anklang, er spricht millionenfach vorkommende Ressentiments deutlich aus und kann an latente und offene rassistische, sexistische und antiegalitäre Vorstellungen und Feindbilder anknüpfen. Seine Popularität besteht genau darin, dasjenige zu formulieren und zu verkörpern, das den Rassist_innen in ihrem Irrationalismus als offenkundige Wahrheit gilt. Doch so wenig die Rassist_innen über diejenigen aussagen können, die sie zum Objekt ihres hasserfüllten Wahns machen, so viel sagen ihre rassistischen Projektionen doch über sie selbst und ihre Gesellschaft aus. Genau aus diesem Grund darf es nun nicht darum gehen, darüber zu beratschlagen, wie Muslim_innen denn nun „wirklich sind“ oder langwierige Debatten über Integrationspolitik zu führen, die in Deutschland doch seit jeher meist nur Verlängerungen und Fortführungen rassistischer Empörung sind und nur dann geführt werden, wenn wieder irgendeine Betroffenheit über irgendein Vergehen irgendeines Menschen ohne deutschen Pass medial aufgebauscht wird. Mensch denke dabei nur an die rassistische Hetze in Folge der Münchner „U-Bahn-Schläger“ vor einigen Jahren, die ihren Bogen von den aufmarschierenden Neonazis der „Bügerinitiative Ausländerstopp“ bis weit hinein in die „Mitte der Gesellschaft“ spannte.
Die einzige Art, wie mensch unserer Meinung nach sinnvoll auf diese Debatte reagieren kann, ist es, den gesellschaftlich weit verbreiteten Rassismus ernst zu nehmen, ihn zu kritisieren und zu versuchen, antirassistische und emanzipatorische Inhalte zu verwirklichen.

Antimuslimischer Rassismus und deutsche Mehrheitsbevölkerung

Gerade der Rassismus gegen Muslim_innen hat im letzten Jahrzehnt, im Zuge des 11.September, der Kriege in Afghanistan und im Irak und der medial ständig präsenten „Terrorgefahr“ durch muslimische Fundamentalist_innen deutlich an Relevanz gewonnen. Im antimuslimischen Rassismus gelingt es der deutschen Mehrheitsbevölkerung, wie in kaum einem anderen rassistischen Ressentiment, sich gerade über die rassistische Projektion auf die „Muslime“ als aufgeklärt, tolerant, demokratisch und bisweilen gar als feministisch zu inszenieren. Zentraler Bestandteil dieses Denkens ist die Vorstellung einer „originär muslimischen Kultur“ die als monolithischer und unveränderlicher Block betrachtet wird und die einzig mit Attributen wie „vormodern“, „patriarchalisch“, „sexistisch“ „homophob“, „undemokratisch“, „fundamentalistisch“, „unaufgeklärt“ etc. in Zusammenhang gebracht wird. Innerhalb einer solchen, von vielen verinnerlichten, Vorstellungswelt spielt die konkrete gesellschaftliche Realität in der Muslim_innen und diejenigen, die von den Rassist_innen zu solchen erklärt werden, leben, die sie prägt und die sie prägen gar keine Rolle mehr. Es ist egal ob Muslim_innen in Obergiesing, Mekka, Istanbul, Tehran oder Jakarta leben, ob sie religiös sind oder nicht, ob sie Automechaniker_innen, Physiker_innen, Hausbesetzer_innen oder was auch immer sind, sie werden als Teil eines ihnen von den Rassist_innen zugeschriebenen Kollektivs gesehen, das sie als fundamental von deren eigener moderner „westlicher“ Identität Verschiedenes auffasst. Mit diesem Ausschluß der Anderen, wird das eigene kollektive Selbst konstruiert. Besonders kuriose Blüten treibt dieses Schauspiel regelmäßig dann, wenn deutsche Rechte, denen die patriarchale Kleinfamilie als einzige „natürliche“ Form des Zusammenlebens gilt, die brav Sonntag morgens in die Kirche gehen und die den sprichwörtlichen „starken Mann der mal hart durchgreift“ wie den Messias herbeisehnen, auf die Idee kommen, den Muslim_innen mit Waffengewalt den säkularen Staat, die Frauenbefreiung und die Moderne – also all das gegen das sie selbst stehen – beibringen zu wollen.
Doch besonders in der aktuellen Debatte, in der Muslim_innen fast grundsätzlich als Hartz 4 Empfänger_innen dargestellt werden, ist deutlich zu Tage getreten, wie fatal sich die Ressentiments gegen Muslim_innen und gegen sozial Schwache miteinander verbinden können. Zum einem dient Sarrazins These der höheren durchschnittlichen Intelligenz der deutschen Mehrheitsbevölkerung der Festsetzung und Zementierung ihres status quo bzgl. politischer, sozialer und ökonomischer Teilhabe gegenüber von Muslim_innen, andererseits läuft er im Endeffekt auf nichts anderes hinaus, als einer rassistischen Vorstellung einer Hierarchie zwischen verschiedenen „Ethnien“ oder „Rassen“. Dass Sarrazin auch noch die Vorstellung „jüdischer Gene“ aus der antisemitschen Mottenkiste kramt, erscheint vor diesem Hintergrund nicht mehr als verwunderlich, läuft doch schließlich ein großer Teil wahnhafter Projektionen und Vorstellungswelten auf die eine oder andere Weise auf den Antisemitismus hinaus.

weitere Dimension

In vielen europäischen Ländern haben sich erfolgreich rechte Parteien etabliert, die als „Islamkritik“ getarnten antimuslimischen Rassismus als zentrales Fundament ihrer Politik begreifen, wie etwa die niederländische PVV um Gert Wilders, die schweizer SVP, deren Mitglieder massgeblich an der Kampagne für das „Minarettverbot“ beteiligt waren, der französische Front National um Jean-Marie Le Pen, oder die österreichische FPÖ, die zuletzt dadurch auf sich aufmerksam machte, dass sie unter dem Titel „Moschee baba“ ein Onlinespiel ins Internet stellte, bei dem mensch im Stile der Mohrhuhnspiele, Moscheen und Muezzine abknallen sollte und das für ein Verbot von Burkas und Minaretten in Österreich werben soll. Auch in Deutschland gibt es eine Vielzahl antimuslimisch- rassistischer Gruppen, die bekanntesten unter ihnen sind wohl PRO Köln und PRO NRW, aber auch viele lokale rassistische Mobilisierungen, oft gegen den Bau von Moscheen oder muslimische Kulturzentren haben starken Zulauf, so etwa auch in München, wo gegen den geplanten Moscheebau am Gotzinger Platz agitiert wurde. Auch die Münchner PI-Gruppe, die sich über den rassistischen Weblog „Politically Incorrect“ zusammen gefunden hat, kann in München viele Menschen zu ihren Veranstaltungen mobilisieren. Die rassistischen Ressentiments sind in Deutschland quer durch alle Parteien verstreut, Potentiale für dezidiert antimuslimisch-rassistische Parteien sind vorhanden.
Dies unterstreicht einmal mehr die Notwendigkeit eines konsequenten Kampfes gegen Rassismus mit all seinen Facetten und Widerlichkeiten zu führen.

Gegen Rassismus, Antisemitismus, Sexismus und Elitendenken! Für eine befreite Gesellschaft!
ANTIRASSISTISCHE KUNDGEBUNG: 29.9.10., 19 Uhr Ort wird bekanntgegeben*
*Die Veranstaltung war ursprünglich für das Literaturhaus geplant, nachdem sie bereits restlos ausverkauft ist, sucht das Literaturhaus nach größeren Räumen. Sollte die Veranstaltung im Literaturhaus stattfinden, werden wir vor dem Literaturhaus in der Salvatorstraße (U3/U4/U5/U6 Odeonsplatz) demonstrieren, sollte sie verlegt werden, geben wir den neuen Kundgebungsort schnellstmöglich bekannt. Alle weiteren Infos findet ihr unter www.antia-nt.de

ABC am Di., 21.09.2010 - 11:27

Wastl, spannender als die reflexartige Entrüstung der Linken zu diesem Thema und die immer selben wohlfeilen Parolen "Gegen Rassismus, Antisemitismus, Sexismus und Elitendenken!" - gegen die natürlich niemand was einzuwenden hat - fände ich mal einen konstruktiven Diskussionsbeitrag und Vorschläge zur Integration muslimischer Mitbürger von Euerer Seite. Oder willst Du bestreiten, dass wir ein massives Integrationsproblem großer Teile dieser Bevölkerungsgruppe haben?

Mapaed am Di., 21.09.2010 - 15:39

Mei,
es ist immer wieder erstaunlich mit welchen Begriffs"masken" und wie undifferenziert in diesen Diskussionen agiert wird.

Jeder leidlich soziologisch vorgebildete Mensch wird bei der Aussage "es gibt unterschiedliche kulturelle Traditionen - von denen einige den hierzulande in einem breiten Konsens gelebten Werten widersprechen" nur zustimmend nicken.

Und dabei meine ich nicht einmal explizit die sogenannten "christlichen Werte" die von einigen politischen Parteien wie eine Monstranz plakativ vor sich hergetragen werden.

Als Beispiele für Wertekonflikte möchte ich nennen "Zwangsverheiratung", "Ehrenmorde", geringe Wertschätzung von Bildung, "sexuelle Selbstbestimmung".

Diese Probleme existieren definitiv - nicht unbedingt in Zusammenhang mit einer bestimmten Religion, einem bestimmten Land sondern eher mit bestimmten (sozialen) Schichten und regionalen Herkünften.

Es lässt sich nun mal nicht ernsthaft bestreiten dass je mehr "Migrationshintergrund", "Bildungsferne" und "extremere religiöse Ansichten" desto höher das Risiko für "Verstöße" gegen unser deutsches/mitteleuropäisches Wertesystem - darunter fallen nicht nur die Straftaten von denen oft gesprochen wird.

Diese statistisch sehr gut belegbaren Tatsachen anzusprechen - bin ich damit schon Rassist?

Dass Sarrazin so einige Thesen "jenseits" der wissenschaftlich belegbaren Situationen "rausgefeuert" hat - kein Thema, sollte aber nicht als Alibi dafür verwendet werden die real existierenden Probleme zu erfassen und mögliche und nötige Maßnahmen zu diskutieren.
Und später auch konsequent durchzusetzen.

Denn beispielsweise kann die Religion des Islams ja nicht per se Bildung verhindern. Sonst dürfte es keine hochgebildeten Muslime geben - keine Universitäten in islamischen Ländern.
Dass der radikale Islam wie z.B. der der Taliban versucht Bildung zu unterdrücken hat eher machttechnische Gründe - wer nicht weiss wie beschi..eiden es einem geht der ist leichter zu kontrolieren.

Es gibt aber - vor allem in den Herkunftskulturen arabischer Länder kulturell schwierige Voraussetzungen.
Diese Traditionen verstossen in zentralen Teilen gegen das was wir hier in Deutschland so schätzen. Was sich in den letzten Jahrhunderten vor und nach der Aufklärung entwickelt hat.

Und dazu gehört auch dass Deutschland (nicht nur) darauf angewiesen ist hochgebildete und hochqualifizierte Mitarbeiter und Führungskräfte zu haben.

Das sind in den meisten Fällen dann Leistungseliten - die werden auch weiterhin gebraucht. Darauf kann unser Land nicht verzichten.
Linke Politik kommt gerne eher "gleichmacherisch" herüber - "alle Menschen sollen gleich sein". Mit dem "Gout" eines "ich hab keinen Bock auf Anstrengung, also sollen alle nicht so viel tun müssen".

Nein, unser Land braucht hochqualifizierte Personen - gerne auch mit Migrationshintergrund - deren Leistungsethos sich vor allem auch auf Qualität der Arbeit und deren Ergebnisse bezieht. Die sich kreative Freiräume schaffen und diese auch nutzen.

Eine "meritorkratische Elite" verkonsumiert eher die Leistungen früherer Generationen - glücklicherweise sind diese aktuell nicht mehr die politisch bestimmende Schicht.
Da hat sich die Welt seit den Zeiten von Karl Marx dann doch weiterentwickelt.

Aber zurück zum Aufruf:
Ritualisierte Empörung wie z.B. eine Demo mag einem individuelle Befriedigung bringen - eine Lösung der real vorhandenen Probleme liefert sie keinesfalls. Was passiert nach der Demo?
Plakate einrollen und keine weiteren Folgen.

Was noch dazu kommt:
Vor allem wenn man sich die aktuellen politischen Inhalte von SPD und Linkspartei ansieht - da wird man ab und an das Gefühl nicht los dass die beiden Parteien in Teilen deutlich konservativer (=bewahrnder) geworden sind als nicht unerhebliche Teile der Union (CDU/CSU).

Denn man kann "erkämpfte Rechte der Arbeiter und Angestellten" auch als "erkämpfte Privilegien" bezeichnen. Die es - wie früher die Privilegien des Adels und der Zünfte - zu verteidigen gilt.

Ein Ausbau der Privilegien wird ja wirtschaftlich schwierig werden ... das ist eine ganz andere Diskussion - die aber auch mit Werten und kulturellen Voraussetzungen zusammenhängt. Ein Erhalt des Lebensstils kann nur gelingen wenn die deutsche Wirtschaft auch weiterhin konkurrenzfähig gehalten wird.

Wer nicht richtig lesen, schreiben, rechnen kann - wie will der seine "Brötchen" verdienen?
Auch ein Sozialsystem muss irgendwie finanziert werden.
Ein Sozialsystem verkonsumiert einen Teil des von den Unternehmen, deren Angestellten und Arbeitern Mehrwerts, der Wertschöpfung.

Das ist auch eine der unangenehmen Wahrheiten ...

Hans Meyer am Do., 23.09.2010 - 23:24

Gschaftlhuber sind hier am Werk.
80 Prozent der Deutschen unterstützen Sarrazin in seiner Meinungsfreiheit und begrüßen seine Anstöße für eine offene Diskussion über Integration, Ein- und Rückwanderung. Die restlichen 20 Prozent (unter ihnen die Politiker und die meisten Medienleute) meinen, sie müssten sich nur besonders aufblähen und besonders lautstark dozieren, dann würde das Volk schon wieder die "richtige" Meinung schlucken, nämlich dass wir unbedingt bereichert werden müssen.
Schluss damit! Wir sind das Volk, ihr nicht. Und wir werden entscheiden, wer in unser Land herein darf und wer nicht. Wäre ja noch schöner.

Damian Goldstein am Fr., 24.09.2010 - 12:14

Erstaunlich, wie wortreich die Verteidiger des Herrn Sarrazin mit geschickt gewählten Phrasen alle jene diskriminieren, die sich mit ihm und seiner Person kritisch auseinandersetzen.

Natürlich gibt es Probleme mit der Intergration, keiner leugnet das, aber wenn es Herrn Sarrazin wirklich darum ginge, diese Probleme beseitigen zu helfen, würde er

1. nicht mit Zahlenmaterial um sich werfen, das jeder HiWi als falsch und ideologisch eingefärbt erkennen könnte und
2. seine Thesen nicht mit fragwürdigen Begründungen über genetische Unterschiede zwischen den Rassen anreichern, die auch schon anderen Populisten für die Durchsetzung ihrer politischen Ziele dienen mußten.

Weil Herr Sarrazin, dessen genetische Abstammung trotz erheblichen Google-Aufwands nocht nicht eindeutig geklärt ist - so richtig deutsch klingt der Name ja nicht gerade - sich aber gerade rassistischer Argumente bedient, ist es keine Sache von "Gschaftlhuberei", sondern eine Frage des "Wehret den Anfängen" um gegen diesen Herrn zu demonstrieren. Das ist dann auch keine Frage, ob man politisch eher der SPD oder eher der CSU nahe steht, denn hier geht es um unsere Freiheit und um unsere Demokratie, die schon einmal von rassistischen Demagogen zerstört wurden.

Mapaed am Fr., 24.09.2010 - 22:19

Dann demonstriert mal schön.
Das ist ja auch Teil der Meinungsfreiheit.

@Damian: Teil meiner Meinungsfreiheit ist Deine Polemik als solche zu bezeichnen.

Denn - um mal eine der früheren Äusserungen von Sarrazin zu verwenden - es gibt definitiv diese "Kopftuchmädchen" - denen ihre Eltern verbieten wollen am Schulsport wie u.a. Schwimmen teilzunehmen. Aus Glaubensgründen.

Glaubst Du nicht dass es das gibt?
Dann frag doch mal so ziemlich jeden Schulleiter/Rektor einer Grundschule - egal wo.

Und das ist jetzt keine Polemik.
Das ist Realität.

whocares am So., 26.09.2010 - 08:50

Deine Realität Mapaed sind Einzelfälle, genauso wenig ficken alle Pfarrer kleine Jungs, wie deine Aussage eine Aussage über Muslime ist. Mach einfach die Augen auf!

Neuen Kommentar hinzufügen
Der Inhalt dieses Feldes wird nicht öffentlich zugänglich angezeigt.