Freddie Mercury, FJS und die Transvestiten

Im Mylord in der Ickstattstraße ist an diesem Abend tote Hose. Marietta, die Betreiberin, sitzt auf einem Stuhl und hat ein Gästebuch auf dem Schoß. Schauspieler Fritz Wepper und Siegfried Lowitz, Sänger Freddie Mercury, Klatschreporter Michael Graeter und Travestiestar Mary - alle sind sie im Mylord ein- und ausgegangen. Marietta, deren Nachnamen niemand kennt, hat sie fotografiert und sie durften sich mit einem Satz in ihrem Buch verewigen.
Seit 44 Jahren gibt es das Mylord - und immer schon hat es Marietta gehört. Als Balletttänzerin reiste sie einst um die Welt. "Wegen der Liebe bin ich eines Tages in München hängengeblieben und habe ein Lokal eröffnet", erzählt sie. Erst lag das Mylord in der Sternstraße im Lehel, nach ein paar Jahren folgte der Umzug ins Gärtnerplatzviertel. Die Stammgäste kamen mit. "Das Lokal war jeden Tag voll", sagt Marietta. Die wilden sechziger Jahre.
Später schaute Queen-Sänger Freddie Mercury, der das Münchner Nachtleben liebte, oft im Mylord vorbei. Den Regisseur Rainer Werner Fassbinder ließ Marietta nicht immer hinein. "Er durfte nur ins Mylord, wenn er kein Rauschgift genommen hatte", sagt die Wirtin. "Sonst hab ich sie woanders hingeschickt. Fassbinder war ein sehr trauriger Typ." Und Franz Josef Strauß sei oft hier gewesen und habe die hübschen Mädchen angeschaut.
Um die Tische stehen heute Plüschsofas und Stühle im englischen Landhausstil. An der Wand hängen Fotos von Gästen und Gemälde, die im Laufe der Jahre befreundete Künstler für Marietta gemalt haben. Darauf sind nackte Frauen, Transvestiten auf der Bühne oder blühende Landschaften.
In einer Ecke des Raumes lagern Kleidungsstücke, alte Bücher und ein kleiner Globus. "Flohmarkt" steht auf einem Pappschild geschrieben. Jeder Gast wird von Marietta praktisch gezwungen, sich vor dem Nachhausegehen auf ihrem Flohmarkt umzusehen.
Montags ist im Mylord "märchenhafter Singletreff", freitags "Treffpunkt für Transvestiten und andere Schmetterlinge" und sonntags "Kaffeeklatsch". Marietta bezeichnet das Mylord gerne als Nostalgie-Club oder das "etwas andere Lokal"
An manchen Abenden ist es im Mylord auch heute noch fast wie früher. Dann treffen sich hier wieder Prominente, Transvestiten und andere Nachtschwärmer. Marietta mittendrin.
Kommentare
Ich finde es total traurig,
Ich finde es total traurig, dass es das Mylord nicht mehr gibt. War nur einige male dort und hab mich immer gerne daran erinnert und wollte auch mal wieder hingehen.
Marietta war die gute Seele, das war sicher ein sehr schwerer Schritt.
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Liebe Grüße
Marie
Alles Gute Marietta
da war wohl der große plagiator am werk?
http://www.sueddeutsche.de/muenchen/492/302488/text/