Alice Cooper in der Olympiahalle

Der böse kleine Mann des Rock'n'Roll

Ein kleines bisschen Horrorshow - Alice Coopers Bühnendarbietungen sind zwar ein alter Hut, der legendäre Schockrocker hat aber noch sichtlich Spaß daran.
No more Mr. Nice Guy... (Foto: Max Sterz)
No more Mr. Nice Guy... (Foto: Max Sterz)

Alice Cooper legt in Interviews stets großen Wert auf die Feststellung, seine Bühnenfigur Alice Cooper habe mit dem echten Alice Cooper nicht viel gemein. Sicherlich eine beruhigende Vorstellung für seine Mitmenschen, dass der stockkonservative und tiefgläubige Christ und seit über einem viertel Jahrhundert trockene Alkoholiker im wirklichen Leben nicht wie ein Irrer mordend und psychotisch durch die Gegend rennt, sondern ein netter Familienvater ist, seine Frau noch nie betrogen hat und auch jedesmal brav die Republikaner wählt.

Fotos vom Alice Cooper-Konzert gibt es in unserer Bildergalerie.

Große Überraschungen gab es auch an diesem Mittwoch nicht, als Mr. Cooper seine dramatischen Darbietungen in der Münchner Olympiahalle zum Besten gab: Mord, Zwangsjacke, Hinrichtung und ein Finale mit Auferstehung - Alice Coopers Shows sind in ihrem Ablauf in etwa so zuverlässig wie die Passionsspiele von Oberammergau - nur das bei letzteren deutlich mehr Theaterblut fließt.

Alice Cooper

Ob es nun an der Professionalität eines Rock'n'Roll-Urgesteins lag oder ob er tatsächlich immer noch großen Spaß an der stets gleichen Sache hat - Coopers spritzige und mit Elan vorgetragene Rockshow entschädigte das Publikum in der Olympiahalle an diesem Abend immerhin für den vorangegangenen und ziemlich schwachen Auftritt der Altrocker von Whitesnake, bei dem es Sänger David Coverdale nicht gelang, den seit einiger Zeit kursierenden Playback-Verdacht überzeugend zu entkräften. Dementsprechend schlecht war die Stimmung im Publikum, Bierbecher flogen in Richtung Bühne.

Während sich Coverdale sichtlich angestrengt von Song zu Song schleppte und ab und an durch plötzliches Durch-die-Luft-Wirbeln des Mikroständers für ein wenig Bewegung sorgt, sprang Alice Cooper anschließend deutlich motivierter über die Bühne und bewegte sich mit seiner Band auch musikalisch auf weitaus höherem Niveau.

Theatralisch vorgetragene Klassiker wie "No More Mr. Nice Guy" oder "I'm Eighteen" sorgten im Publikum für gute Laune, die ihren Höhepunkt im furiosen Finale mit "School's Out", "Billion Dollar Babies" und "Poison" zielsicher erreichte.

Es mag ja böse Zungen geben, die behaupten, Alice Coopers Horrorkomödien seien ungefähr so spannend wie ein Besuch bei Madame Tussauds und wohl eher etwas für Kinder. Das mag sein. Aber hat nicht mal ein weiser Mensch gesagt, dass auch Erwachsene im Grunde immer noch Kinder seien, die sich wundern, was im Laufe der Jahre mit ihnen passiert ist?

Wie dem auch sei - geköpft wurde der Bösewicht am Mittwoch übrigens nicht - diesmal war der Galgen an der Reihe. Die Zeiten, in denen die derben Rockshows eines Alice Cooper noch für Angst, Schrecken und öffentliche Empörung sorgten, sind längst Geschichte.

Cooper selbst sieht seine Darbietungen sogar in der Tradition des christlichen Mysterienspiels - ob es allerdings tatsächlich mal eine offizielle Empfehlung des Papstes zum Besuch eines Alice Cooper-Konzerts geben wird, ist eher unwahrscheinlich.

Bildergalerie:

Alice Cooper in der Olympiahalle

Alice Cooper und Whitesnake am 26.11.2008 in der Olympiahalle München
Fotos: Max Sterz

Kommentare

mercury666 am Fr., 28.11.2008 - 00:10

Ein geniales Konzert war das gestern - der Coop war in Höchstform und die Show war erstklassig! Ich habe Mr. Furnier in den letzten Jahren schon x mal gesehen, aber der gestrige Auftritt zählt zur ganz oberen Liga. 5/5 für die geile 100-Minuten-Show - auf den Coop ist eben immer Verlass.

Wirklich öde war dagegen Whitesnake. Sowieos nicht unbedingt mein Sound, war der Auftritt wirklich lahm und der Playback-Vorwurf, der im Netz rumgeistert, war nicht von der Hand zu weisen. Von den 80 Minuten waren nur die letzten ca. 20 Minuten erwähnenswert, bei denen so etwas wie Stimmung aufkam.

Long live the Coop!

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