Zeit-Artikel

"München ist ein beleidigtes Kind"

Ein junger Hamburger nimmt für die Wochenzeitung "Die Zeit" München unter die Lupe. Seine Abrechnung fällt lieb geschrieben, doch bös gemeint aus.

Vor gut einem Monat hat die junge Münchner Autorin Harriet Köhler in einem Text im Feuilleton-Teil der Zeit mit Hamburg abgerechnet. Wie zu erwarten kommt nun die Retourkutsche: Stefan Beuse, Jahrgang 1967, kam für einige Tage nach München, sein Resumée über München fällt jedoch ein wenig zahmer und unentschlossener aus als das von Harriet Köhler.

Das Grab von Rudolph Moshammer beeindruckt ihn, eine Theateraufführung im Residenztheater weniger. Beuse witzelt ein wenig über die Sportfreunde Stiller, obwohl er zur gleichen Zeit die Hamburger Band Kettcar zitiert, die inzwischen ja auch nicht mehr so richtig ernst zunehmen ist: "Auf deinem T-Shirt stehn die Dinge, die gerne wärst, nicht die du bist." Damit charakterisiert Beuse die Münchner.

Der Schriftsteller will Plätze in München ausgemacht haben, an denen das Sterben der Schickeria beobachtet werden könne. Er vermisst die Orte aus den Zeiten von Kir Royal, Monaco Franze und Rossini.

Am Ende bilanziert er:

"Es ist diese seltsame Mischung aus Gottergebenheit und pubertärem Trotz, dieses bockig gequäkte „Passt scho“, das einen, abgepolstert von Restalkohol und Föhn, durch die Straßen einer Stadt trägt, die Toleranz und Weltoffenheit vorgibt, sich aber, wenn’s darauf ankommen, gern hinter einer Urigkeit verschanzt, die seit je als Rechtfertigung für Unbeweglichkeit herhalten muss, Dann ist München ein beleidigtes Kind, das mit vorgeschobener Unterlippe 'Mir san eben mir' nölt. Richtig böse sein kann man ihm nicht. Auch, wenn man es hier und da gern watschen tät."

Nachvollziehen und zustimmen kann man Beuse Argumentation in gewisser Weise schon. Während er jedoch am Ende schreibt "Da stell ich mich lieber wieder mit meiner Fahne in den Elbwind und lass mich anständig durchpusten", meinen wir: München ist dennoch viel schöner als Hamburg.

Kommentare

RamBam am Mi., 02.04.2008 - 16:46

Und Stuttgart ist viel schöner als Berlin. Nur - wen juckts? Soll doch jeder dahin, wo es ihm am besten gefällt.