Die Pose ist die eines Kämpfers: "Lärm" rief Bernd Begemann am Sonntag im Atomic Café merhmals nach seine Liedern, verharrte, einen Arm in die Höhe gereckt, den anderen am Ellbogen festgeklammert, das Gesicht zu einer Grimasse verzogen. Es sieht aus wie ein weinendes Kind oder wie eine Elvis-Parodie. (Fotos vom Bernd-Begemann-Konzert gibt es in unserer Bildergalerie.)
Bernd Begemann ist vielleicht Deutschlands originellster Sänger: ein Peterlicht mit intelligenteren versteckteren Aussagen, ein Thees Uhlmann, der jedoch zwischen den Liedern nicht pseudolinke Bemerkungen macht, sondern geistreiche. Bernd Begemann ist der einzige Hamburger Künstler, der Münchenwitze erzählt, die lustig sind. Der einzige, der über sich selbst lacht. Kein anderer macht sich so schön zum Deppen.
Drei Stunden spielte Begemann im mäßig gefüllten Atomic Café. Er war ohne Band angereist. Nur Schlagzeuger Achim, der im Zuschauerraum weilte, wurde ab und zu auf die Bühne kommandiert um Rasseln zu schüttlen. Zur Unterstützung mitgebracht hatte Bernd Begemann die Hamburger Sängerin Regy Clasen, die er trotz ihrer wunderschönen Stimme locker an die Wand spielte und textete.
Mal lachten die Zuschauer über seine Texte, mal über seine irren kindlichen Bewegungen, mal über seine Grimassen. Und wer am Sonntag von Bernd Begemann nicht genug bekommen hat, kann sich seine Kinofilmbesprechungen im Podcast "Ohrensessel" anhören.
Die Zuschauer bezeichnete Bernd Begemann fast zärtlich als "meine Teenager". Er sang vom Kelly-Family-Feeling ("dämlich, aber glücklich"), fragt, was Miss Juni wohl im Dezember macht und beschwert sich über das "Fichtenfurnierwunderland" Ikea.
Und als Bernd Begemann gegen Ende sein Hemd aufknöpfte und seine Plautze zum Vorschein kam, fand man sogar das fast schön.