Wer als Münchner echte Ghetto-Romantik erleben will, muß gemeinhin die Isarmetropole verlassen: Richtung Berlin, natürlich, zur Zeit vielleicht auch in die Trabantenstädte von Paris. - Oder man begibt sich per U3 und Fußmarsch zum geheimnisumwobenen S-Bahnhof Olympiastadion: 1972 errichtet und während der Olympischen Spiele (Obacht, nicht: Olympiade) mit der S11 über den S-Bahn-Nordring (vgl. "Südring") bedient, wurde das Bauwerk 1988 geschlossen und sich selbst überlassen.
"Sich selbst" heißt in diesem Fall eher dem Verfall, bzw. dem kreativen Umgang mit der Spraydose überlassen, wie ein Besuch des Areals zeigt. Jedoch strahlt die Nahverkehrs-Ruine einen nicht unspeziellen Reiz aus, gerade dann, wenn herbstliche Abendsonne die Gegend zwischen Georg-Brauchle-Ring und Landshuter Allee in gütig-warmes Licht taucht.
Mit einer erneuten Inbetriebnahme des Bauwerks durch den MVV ist indes nicht zu rechnen: Sämtliche Gleis- und Oberleitungsanlagen wurden mittlerweile demontiert. Für die eine oder andere wilde Party scheint der Bahnhof inzwischen allerdings durchaus schon genutzt worden zu sein.
Manchmal ist Berlin eben gar nicht so weit weg. - Zum Flickr-Photoset hier.
Kommentare
Der grundsätzliche Unterschied ist, dass in München sowas durch
Der grundsätzliche Unterschied ist, dass in München sowas durch einen Verwaltungsakt zum Verfall freigegeben wird. In Berlin wird dieser Verwaltungsakt kollektiv von der Stadtgesellschaft durchgeführt. Und zwar überall.
Man fragt sich, ob die Stadt den Bahnhof weiter verfallen lassen
Man fragt sich, ob die Stadt den Bahnhof weiter verfallen lassen will, oder ob irgendwann mal wieder irgendwas dahin kommt.
Bleibt noch zu bemerken, dass die Wikipedia inzwischen "Olympiade" als Bezeichnung für die Olympischen Spiele sogar akzeptieren will, mit Verweis auf, Achtung, Herodot. Na sowas.
Was da hinkommen soll: der Transrapid.
Was da hinkommen soll: der Transrapid. sollte das Ding denn gebaut werden, geht dessen Schneise genau durch den verwaisten Bahnhof, der käme dann also endgültig weg. Schade um ein Baudenkmal, nicht schade um nen Schandfleck.
War ein toller Spielplatz! Da
War ein toller Spielplatz!
Damals vor langer Zeit!
Eines der schönsten Andenken an die Spiele 1972.
Eines der schönsten Andenken an die Spiele 1972. Macht sich jetzt besonders gut mit der neugebauten Berufsschule im Hintergrund.
Bin zufälligerweise über
Bin zufälligerweise über den Beitrag gestolpert. Sehr informativ, bin begeistert. mfg
Fans des FC Bayern München scheinen jedoch in diesem Areal nicht so gerne gesehen zu sein: "Hier regiert der TSV 1860!" ist dick mit Edding auf die Geländer geschrieben.
Und ohne die immense Bedeutung schmälern zu wollen: Wenn der S-Bahnhof Olympiastadion Berlin ist, ist Berlin fast schon Gelsenkirchen. Die Romantik der Postmoderne eben. Oder so.