Projekt der Urbanauten

Strand an der Corneliusbrücke vor dem Aus

Noch immer ist nicht klar, ob der Strand an der Corneliusbrücke in diesem Jahr stattfinden darf. Die Urbanauten denken ans Aufgeben.
Der Strand 2009 (Foto: muenchenblogger)
Der Strand 2009 (Foto: muenchenblogger)

Seit vier Jahren gibt es den Strand an der Corneliusbrücke, der von den Urbanauten organisiert wird. Seit vier Jahren ist es immer ein Kampf, bis der Stand vom Kreisverwaltungsreferat genehmigt wird. Doch in diesem Jahr ist der Kampf fast aussichtslos, um noch gewonnen zu werden.

Am 6. Mai wollten die Urbanauten mit dem Strandbetrieb beginnen, doch die CSU will dies verbieten, am 11. Mai soll in einer Sitzung des Kreisverwaltungs- und des Bauausschusses eine Entscheidung gefällt werden. In den vergangenen Jahren wurden immer mehr Beschwerden der Anwohner registriert, bereits 2009 war mit dem Aus für den Strand gerechnet worden (muenchenblogger berichtete).

Die Facebook-Gruppe "Bitte, bitte, bitte, gebt uns den Kulturstrand, wir sind auch ganz brav" scheint wie ein letztes Aufbäumen der Urbanauten. Immerhin über 1000 Personen sind bereits beigetreten.

Finanziell ist die jetzige Situation für die Urbanauten kaum tragbar, da ihnen natürlich durch eine Verzögerung Einnahmen verloren gehen und die Kosten dann nicht mehr gedeckt werden könnten, berichtet die SZ. Sie denken deswegen nun ans Aufhören - und so würde das letzte realisierbare Projekt der Urbanauten, öffentlichen Raum für die Münchner wieder erlebbar zu machen, auch noch sterben.

Ideen wie Aktionen auf dem Max-Joseph-Platz vor der Oper, auf der Verkehrsinsel am Siegestor oder auf der Insel am Isartor wurden bereits abgelehnt.

Kommentare

ad1 am Mo., 26.04.2010 - 10:31

mir wurscht obs den strand noch gibt oder nicht. deren bier ist mir zu teuer und becks (gold) in münchen ein frevel. paar meter weiter gits an der isar auch kioske mit akzeptablen bierpreisen und augustiner.
der flaucher ist auch bei weitem schöner als an einer stark befahrenen brücke wo es nur laut ist.

frank am Mo., 26.04.2010 - 11:45

um den strand konkret fänd ichs auch nicht schade, aber wenn es die urbanauten nicht mehr gäbe wäre das definitiv sehr sehr schlecht und wie die SZ heute treffend das klima in der stadt für öffentlichen-raum-anders-nutzen-ideen beschreibt, das sollte natürlich eh zu denken geben.

Ben David am Mo., 26.04.2010 - 13:53

Ja das ist schon richtig, dass es für uns grad um die Wurscht geht. Aber nicht vor allem aus finanziellen Gründen, sondern weil wir uns fragen, ob solche Projekte im öffentlichen Raum in den Strukturen dieser Stadt überhaupt durchzuführen sind. Wir verbringen hier 60% unserer Zeit mit Genehmigungsfragen und das ist uns einfach zu viel. 30% wären okay, wenn man Experimente macht.
Eine Anmerkung noch zu dem Artikel: Letztes Jahr gab es an der Corneliusbrücke laut Polizei & Kreisverwaltungsreferat genau eine Beschwerde wegen Ruhestörung, 2008 gab es gar keine.

D. Botson am Mo., 26.04.2010 - 14:14

Uns Anwohner hat der Strand nie gestört, dafür ist die Erhardtstraße an sich zu laut. Eklig ist nur die knallharte Kommerzialisierung des öffentlichen Raumes unter dem Deckmäntelchen der "Kultur": Red-Bull-Kühlschränke und ein Rahmenprogramm auf Weihnachtsmarkt-Niveau. Lasst Euch einfach mal was neues einfallen! Lasst Euch überhaupt mal was einfallen!! Ideen aus anderen Städten 1:1 kopieren und dann weinerlich Pfründe verteidigen ist höchstens ein Experiment darin, wie entwürdigend man um öffentliche Förderung betteln kann.

Blume am Mo., 26.04.2010 - 19:39

Wie auch immer: "die CSU will dies verbieten" sagt doch wieder alles...

Das können sie ja am besten.

D. Botson am Mo., 26.04.2010 - 21:25

Dann wäre aber "Während auch die FDP den Urbanauten gewogen ist(...)" das ultimative Gegenargument!

Frau Merkel am Di., 27.04.2010 - 07:49

"...auf der Verkehrsinsel am Siegestor" ...das würde ich auch nicht erlauben und wäre gar zu gefährlich für diejenigen, die nicht nur ein Bier trinken. Wr solche Anträge stellt, stellt sich wohl auch anderswo doof an. Der Straßenverkehr ist doch kein Spielplatz.

Die Isar ist doch lang genug, renaturisiert genug und Biernachschub gibt es genügend an zahlreichen Kiosken. Genug genug!

Ich fand den Strand immer recht nett, aber war immer bummsvoll und mir auch a weng zu schickimicki. Dennoch irgendwie schade.

whocares am Di., 27.04.2010 - 09:37

Um ehrlich zu sein, ist der Sandstrand von München ein Scheißdreck, wer sich mal wirklich was Schönes antun will fährt nach Paris:
http://www.nachrichten.de/kultur/Palmen-Liegestuehle-und-Sandstrand-an-der-Seine-aid_21881400.html

jackieplaya am Di., 27.04.2010 - 13:29

der strand muss bleiben! wo gibts denn ne alternative???
allgemein sollte es in münchen mehr outdoor-bars im sommer geben - gerade jetzt nach der isar-renaturierung. in jeder anderen stadt mit gewässer ist das kein problem, nur mal wieder in münchen. mehr strände müssen her!!!

Georg am Mi., 28.04.2010 - 02:34

Lächerliche Veranstaltung die nur weiter zur Event-Ghettorisierung des Glockenbachviertels beitragen würde.
Ganz zu schweigen von den Getränkepreisen und möchte-gern-kulturellen Anspruch.

Hoffe der Sandkasten für die Schnösel, die sich zu schön zum an-die-Isar-sitzend sind fällt dieses Jahr ins Wasser.

Mike am Mi., 28.04.2010 - 08:50

Die Kiste braucht kein Mensch. Höchstens die üblichen Schnösel, die sich zu fein sind ihren Arsch ins Gras zu setzen und lieber Sprizz statt Flaschenbier trinken. Klar stinkts den Urbanauten, weil sie sich vielleicht dann doch mal richtige Jobs suchen müssen. Strand is überall, Leute, fangts doch endlich mal selber zu denken an, oder seids Ihr wirklich zu dämlich, selbst was auf die Beine zu stellen?

Thorsten am Mi., 28.04.2010 - 09:05

Danke Mike!

Partymaus86 am Mi., 28.04.2010 - 10:05

Ich finds echt doof wie der Strand in den Schmutz gezogen wird. Die Urbanauten haben sich da jetzt mit der Gastro eine Existenz aufgebaut, sollen die jetzt nix mehr verdienen dürfen, oder wie? Ich mein: Reden und Trinken ist doch auch irgendwie Kultur. Die Urbanauten waren schon da, da war das Viertel noch total out. Diese ganzen Omas und Opas die sich da jetzt aufregen: Hallo? Das ist das Gärtnetrplatzviertel. Wems nicht passt, der kann ja wegziehen.

Frau Merkel am Mi., 28.04.2010 - 12:59

Boah! ...Partymaus86 will Omas und Opas umsiedeln, damit Partymaus86 ungestört einen draufmachen und redend und trinkend (!) ihren kulturellen Beitrag leisten kann. Wohin willst Du sie den siedeln lassen? An den Stadtrand?

Daniel am Mi., 28.04.2010 - 22:39

Die ganze Diskussion pro und contra "Kulturstrand" an sich und auch die Argumente, die hier ausgetauscht werden, sowie die verschiedenen Lager, die sich hier formieren, spricht Bände über München - über seine Einwohner, die Stadtpolitik und deren Selbstverständnis. Wenn man mal einen Schritt zurück tritt und sich die Diskussion ansieht, glaubt man sich in eine 1.000 Einwohner-Kleinstadt versetzt. Das ganze hat eine Provinzialität, die kaum mehr zu ertragen ist.

Es ist einer Großstadt unwürdig, dass

- alles was im öffentlichen Raum stattfindet, immer allen gefallen muss
- das Argument, es gäbe Anwohnerbeschwerden wegen Dreck und Lärm, immer als hinreichender Grund gegen die Nutzung öffentlichen Raums angesehen werden kann
- nicht erkannt wird, dass die Überregulierung (sprich die extrem restriktive Genehmigung nur einer Out-door-Location dieser Art in der ganzen Stadt) natürlich dazu führt, dass alles dorthin drängt und leicht voll, laut und dreckig wird. Hätte man 10 solche Orte in München, würde sich der Andrang pro Ort deutlich senken und verteilen - auch für die "hochheiligen" Anwohner

Ich würde gerne mal verstehen wollen, auf welcher Rechtsgrundlage hier solche Regulierungswut überhaupt stattfinden kann. Sollte es vielmehr nicht so sein, dass alle Nutzungen öffentlichen Raums regelmäßig zu genehmigen sind, gegen die nichts aus wirklich trifftigen Gründen wie z.B. der Sicherheit, Schutz von Bauwerken oder wegen möglichen Verkehrsbehinderungen spricht? Sind "Anwohnerbeschwerden wegen Dreck und Lärm" ein trifftiger Grund? "Dreck und Lärm" sind nun mal Dinge, die zu einem gewissen Grad zu einer großen Stadt gehören. Wird hier versucht, ländliche Ruhe in einer Großstadt zu bewahren?

Georg am Do., 29.04.2010 - 02:54

Stimme Daniel gerne zu. Ein "Strand" für jedes Viertel ist durchaus okay, da verteilt sich alles gut. Nur kein weiterer Ausbau der Isar/Glockenbach Viertel zum Party Park für neu-Münchner.

GuenterMuc am Do., 29.04.2010 - 09:07

Situation richtig erkannt.

Ich denke, dass der Kommentar von Daniel im Grunde richtig ist, was die Beschreibung der Situation betrifft, in der Schlussfolgerung aber der eklatante Unterschied besteht.

Ja, München ist von der Mentalität ein 1000 Einwohner Dorf, ja wir sind Provinz, tiefste Provinz. Aber froh und glücklich darüber und sogar stolz darauf, dass es so ist.

Jeder, der schon mal das Pech hatte, das Leben in Städten, im schlimmsten Fall in sog. Metropolen und Weltstädten, ertragen zu müssen, ist heilfroh, dass das Leben in München anders ist. Dass man z.B. eben wenigstens versucht Dreck nicht einfach als einen natürlichen Bestandteil seiner Umgebung wahrzunehmen.

Das, was man gemeinhin als Liberalitas Bavariae bezeichnet, bedeutet ja eben, dass man machen kann was man will, solange man andere nicht stört, während man andernorts eher dazu tendiert, dass man tolerieren soll was Dritte machen, auch wenn man sich dadurch gestört fühlt, weil man diese ja sonst in ihrer Entfaltung hindere.

Hinzu kommt noch, dass wir Münchner nicht so einfach zu überzeugen sind was Neuigkeiten betrifft. Eine Neuigkeit an sich ist noch nichts Positives. Nur weil es anderswo so ist, muss es bei uns deswegen nicht auch so sein.

Dies umso mehr, als der sog. Kulturstrand ja nichts Neues ist. Es werden Getränke verkauft, dazu gibt es Musik. Eine simple Kommerzveranstaltung, die es in diversen Ausprägungen zuhauf gibt. Bloß ist keiner der anderen Veranstalter so grenzenlos unverschämt wie die Urbanauten, die daraus eine Frage der Weltanschauung machen und vom Steuerzahler dafür Geld wollen. Wenn, dann müsste man eine solche Veranstaltung ausschreiben, damit sich auch Leute wie Krätz, Pongratz etc. bewerben können.

Die wären vermutlich auch in der Lage die Sache zu organisieren. Denn als Anwohner in der Hans-Sachs-Straße erinnere ich mich noch immer mit Schrecken an den Strand zum schwulen Straßenfest. Die Versuche der Urbanauten den Sand wieder zu entfernen waren so dermaßen grenzenlos unfähig wie erfolglos. Ein paar Menschen sind damals mit ungeeignetem Werkzeug unkoordiniert durch die Gegend gelaufen und haben hier und da mal ein bisschen Sand weggeschaufelt, es hat sich über Stunden hingezogen und der Erfolg war sehr bescheiden. Entsprechend musste einige Tage später die Stadt München und somit der Steuerzahler den Dreck wegräumen. Eine Zumutung vor allem für die Geschäftsleute, denen die Kunden natürlich den Dreck in die Läden reingetragen haben. Wie begeistert die waren, kann man sich vorstellen. Aber ein schöner Beweis dafür, dass die Urbanauten schlicht und ergreifend lügen, wenn sie behaupten, sie könnten solche Veranstaltungen organisieren. Schließlich haben sie an der Isar in den vergangenen Jahren auch ihren Restmüll stehen lassen.

Peter Cornelius am Do., 29.04.2010 - 22:21

@GuenterMuc: Gut gegeben.

Ich muss sagen, ich bin froh, ja geradezu stolz darauf, das die angeblich so oberflächlichen und hedonistischen Münchner sich nicht jeden Event-Quatsch kritiklos andrehen lassen. Und Kritik hört man jetzt überall; vielleicht waren die Veranstalter einfach doch zu dreist. Immerhin hatte man den Anwohnern 2009 versprochen, dass es das letzte Mal auf der Corneliusbrücke stattfindet!

Ude sagte auf einer Veranstaltung einmal sinngemäß, dass er froh wäre, wenn sich mal andere Leute auf die Fördergelder bewerben würden. Leider gibts da kaum jemanden - jede Stadt hat eben die Kulturgschaftler, die sie verdient.
Die Schlauberger von den Urbanauten profitieren am Ende davon, dass die echten Münchner im Sommer im Biergarten oder am See hocken und garnicht merken, wo ihr Geld verbrannt wird...

Mike am Do., 06.05.2010 - 23:17

Weiß jemand, wie es nun um den Kulturstrand steht? Naja, ist im Moment eh zu kalt dafür.

Matt am Mi., 19.05.2010 - 20:52

Ist doch Wurscht...dann bringt halt jemand eine Tüte Sand mit und ein Bier....geht auch inoffiziell