Das Manifest

Das Manifest von "Recht auf Stadt" im Wortlaut:
"München – Weltstadt mit Herz", "München mag dich", "Munich loves you" – solauten die Slogans des Stadtmarketings. München präsentiert sich gerne als weltoffene Stadt, als innovative und kreative Region, als Top-Standort für Investitionen und qualifiziertes Personal, als internationale Tourismusmetropole und als dynamische Stadt mit hohem Freizeitwert. München ist stolz darauf, die am schnellsten wachsende Großstadt in Deutschland zu sein.
Ganz nach der Logik des Neoliberalismus konkurrieren die Städte global um die Ansiedlung von internationalen High-Tech-Firmen, hochqualifizierten Fachkräften und zahlungskräftigen Investor_innen. Dieser Trend findet weltweit in unterschiedlicher Ausprägung statt und wird überall als alternativlos dargestellt. Die Kehrseite der städtischen Wachstumsstrategie sind explodierende Mieten, zigtausend leerstehende Büroquadratmeter, lange Wartelisten bei städtischen Sozialwohnungen, eine starke Verdichtung des städtischen Raums und eine enorme Immobilienspekulation. Die wachsende Stadt ist in Wahrheit eine sozial geteilte Stadt, die von und durch Verdrängung geprägt ist. Die Armen, die Alten, die Migrant_innen und zunehmend den Großteil der Bevölkerung trifft es. Die Promenaden den Gutsituierten, dem „Pöbel“ die Mietskasernen außerhalb, lautet die heimliche Devise. Zwangsräumungen und zunehmende Obdachlosigkeit sind dabei die extremsten Ausdrücke dieser Entwicklung.
Aus ehemaligen Arbeiter_innenstadtteilen werden erst "Szeneviertel" und dann binnen kürzester Zeit exklusive Wohngegenden mit angeschlossenem Party- und Shopping-Viertel. Wo immer eine Innenstadtlage zu Geld zu machen, wo immer ein Park zu verdichten oder ein altes Gewerbegebiet neu zu erschließen, wo einem Grünstreifen ein Grundstück abzuringen oder eine Baulücke zu schließen sind, werfen die öffentliche Hand und Unternehmen in München wie beispielsweise die Deutsche Bahn die "Schmankerl" auf den Immobilienmarkt. Dieser Prozess der so genannten Gentrifizierung ist im Glockenbachviertel oder in Haidhausen bereits weitgehend abgeschlossen, im Westend, Pasing oder in Giesing ist er in vollem Gange.
Das AGFA Gelände wurde gesprengt und wird jetzt zum Business-Center mit schicken Eigentumswohnungen umgebaut. Die Paulaner Brauerei und das 60iger Stadion sollen als nächstes folgen. Die Schwabinger 7 ist Geschichte – dort wird bald exklusiv gewohnt. Im Westend werden Altbauten saniert und Mieter_innen verdrängt. In Thalkirchen entsteht inmitten eines Naturschutzgebietes ein Luxuswohnkomplex. Das ehemalige Verlagsgebäude der „Süddeutschen Zeitung“ beherbergt bald Luxuswohnungen, Boutiquen und Büroflächen. In Pasing sorgen die Arkaden für eine komplette Umgestaltung des urbanen Raumes im Sinne des Konsums. Vom ehemaligen städtischen Heizkraftwerk – jetzt "The Seven" – in der Müllerstraße, schauen bald Millionär_innen aus ihren Lofts über unsere Stadt, und selbst die ohnehin schon exklusiven Viktualien- und Elisabethmärkte sind von einer Luxussanierung bedroht! Diese Entwicklung umfasst schon seit längeren den gesamten städtischen Raum, und nichts scheint vor ihr sicher zu sein.
Für uns bedeutet "Boomtown Munich", dass wir keine bezahlbaren Orte zum Leben, d.h. Treffpunkte, Ateliers, Projekte, Büros, Clubs oder Kneipen haben; dass es eine fast unmögliche Aufgabe ist, eine vom monatlichen Gehalt bezahlbare Wohnung zu finden, dass Studio- und Proberäume zur Mangelware werden, dass der Platz für unkommerzielle Freiräume und alternative Wohnformen verloren geht, und dass selbst die öffentliche Mobilität (ÖPNV) für viele Menschen unbezahlbar wird. Die totale Inwertsetzung des städtischen Raums hindert uns an einem selbstbestimmten Leben. Wir sind gezwungen, einen Zweit- oder Drittjob anzunehmen, um uns das Leben hier noch leisten zu können. Die Vereinzelung nimmt zu, soziale Netzwerke, Freundschaften, Familie und Lebensgemeinschaften fallen dem Diktat des "freien Marktes" zum Opfer.
Doch die Stadt gehört uns!
Wir wollen selbst entscheiden, wie und wo wir leben. Wir kämpfen für Freiräume, Gegenentwürfe und Utopien, die die städtische Verwertungs- und Standortlogik unterlaufen. Voraussetzung hierfür ist eine transparente Stadtpolitik, die es ermöglicht, mitzugestalten.
Wir wollen auch keine strategisch platzierten Zentren der „Kreativwirtschaft“, wir wollen dauerhafte Nutzung statt ewiger Vertröstung und „temporären Zwischennutzungen“.
Wir sagen: Unsere Stadt ist kein Unternehmen. Eine Stadt ist ein Gemeinwesen, und darf nicht undemokratisch und profitorientiert geführt werden. Wir fordern eine Mitbestimmung von unten! Wir stellen die soziale Frage, die in den Metropolen heute auch eine Frage der Aneignung von Räumen ist, von allgemeinem Zugang zu den Orten gesellschaftlichen Reichtums, städtischer Infrastruktur und Wissen. Es gibt keine Kultur ohne soziale Rechte. Es geht darum, Freiräume zu erobern, die das Leben in dieser Stadt für alle lebenswert machen.
Wir nehmen uns das Recht auf Stadt!
Wir haben lange genug zugeschaut, wie die Politik unsere Stadt verkauft und Investor_innen sie nach ihren Verwertungsinteressen umgestalten. Grund und Boden dürfen ebenso wenig Ware sein wie Strom, Wasser und die öffentlichen Personennahverkehrsmittel. Wir wollen eine Stadt, in der Platz für alle ist und die sich nach den Interessen und Bedürfnissen der Menschen entwickelt. Wir alle haben ein Mitspracherecht, wenn es um Stadtentwicklung geht -– es wird Zeit, uns zu organisieren und dieses Recht gemeinsam in Anspruch zu nehmen.
Mehr Infos zu dem Netzwerk "Recht auf Stadt" gibt es hier.
Kommentare
München braucht keinen König
München braucht keinen König Christian (Ude) und Bayern auch nicht - da kann es gleich Seehofer wählen
14. November 2011
Es ist schwer daneben und nur schwer auszuhalten, wie der ewige Münchner Oberbürgermeister im 19. Jahr seiner Regentschaft langsam, aber sicher gefährliche antidemokratische Schlagseite bekommt und vor lauter selbstherrlicher Machtbesessenheit vergisst, wer ihn auf seinen Stadtthron gehoben hat, die Wähler der SPD. Die zeichnen sich nicht gerade dadurch aus, dass es ihnen primär um das Wohlergehen von Millionären, Großverdienern, Abzockern, Gschaftlhubern und Adabeis geht, sondern vor allem um die normale Bevölkerung dieser Stadt, die sich mehr und mehr an den Rand gedrängt fühlt. Doch den Blick und die Sorge für diesen Teil der Gesellschaft hat der vom Reichtum und den Reichen in der Isarmetropole geblendete Oberbürgermeister Ude offensichtlich schon lang verloren. Ude geht es - das ist nicht erst seit seiner völlig übertriebenen Propaganda für Olympia, den Flughafenausbau und den unnötigen zweiten S-Bahntunnel klar - nicht mehr um die normalen Menschen in dieser Stadt. Ude geht es um die Geldsäcke, von denen München mehr hat als es der Stadt gut tut (siehe auch Spiegel, 7.11.). Und Ude glaubt, es bräuchte davon immer noch mehr. Dabei ist die Porschedichte schon jetzt Ekel erregend hoch. Es ist einfach nur noch öbszön, mit welche unerträglichen Arroganz das Geldgesindel (K. Wecker) seinen Reichtum in dieser Stadt zur Schau stellt. Dieweil die Mieten für Normalverdiener mehr und mehr in unerreichbare Höhen klettern, wodurch diese mehr und mehr zur Abwanderung oder zu Zweit- und Drittjobs genötigt werden. Und das alles unter der Regentschaft eines SPD-Bürgermeisters! Das ist wirklich unerträglich und eine Zumutung.
Ude hat den Bezug zur Wirklichkeit verloren, vielleicht weil er zu viel mit FC-Bayern Präsidenten, Dax-Konzernvertretern und Wies’nwirten zusammenhängt. Das vernebelt die Sicht aufs richtige Leben. Die zweite S-Bahn-Stammstrecke als Tunnel zu bauen, ist so unnötig wie unsinnig. Es ist vor allem anderen eine Steuergeldverschwendung gigantischen Ausmaßes, die natürlich irgendwelchen Baufirmen zugute kommt. Die Tunnellösung beeinträchtigt das Leben von tausenden von Stadtbewohnern auf Jahre hinaus in erheblicher Weise, gefährdet Gebäude und bringt nur den Baufirmen Millionengewinne. Die alternative Entlastung des S-Bahnverkehrs durch einen oberirdischen Südring kommt in Udes Planspielen nicht einmal vor. Das ist eine Zumtung und Frechheit gegenüber der Bevölkerung. Und dann besitzt Ude die Frechheit, die Tunnellösung als alternativlos zu bezeichnen.
Eine Zumutung ist aber auch die weitgehende Kritiklosigkeit in großen Teilen der Münchner Presse gegenüber diesem sogenannten “Bürgermeister”. Es scheint, es gibt in dieser Stadt keine wirkliche freie Meinungspresse jenseits dessen, was Ude für gut und richtig hält. Das hat ihm problemlose 18 Regierungsjahre beschert, den Menschen in dieser Stadt aber hat es Lebensqualität und Alternativen geraubt. München hat extrem schlechte Luftwerte, schlechtere als Berlin, regelmäßig werden die von der EU festgelegten Grenzwerte überschritten - doch Ude unternimmt nichts dagegen, keinen nennenswerten Ausbau der Radwege, kein wirkungsvolles und beherztes Zurückdrängen des PKW- und Lasterverkehrs, keinerlei Ideen für Elektromobilität! - und das obwohl seit ebenfalls fast 18 Jahren die Grünen mit in der Regierung sitzen. Das ist skandalös und niemand in der sog. kritischen Presse nimmt dies auch nur zur Kenntnis.
Nein, diesen SPD-Zampano braucht München nicht länger, da können die Menschen gleich CSU oder FDP wählen - und in Bayern ist ein selbstherrlicher antidemokratischer Ude ebenfalls keine Alternative zum für alles und nichts stehenden Titelverteidiger Seehofer. Die SPD und ihr Personal haben ein Glaubwürdigkeitsproblem. Warum sollte man sie wählen, wenn sie dann eh nur Politik für Wirtschaftsbosse machen? Da kann man seine Stimme sinnvoller einsetzen.
Gregor
entnommen: www.demokratie-blogspot.de
Mei, es bleibt auch hier
Mei,
es bleibt auch hier erneut die Frage nach welchen Kriterien denn die Entscheidungen über die Verfügbarkeit von Grund, Wohnraum und sonstigen Ressourcen entschieden werden soll.
Ein "weil wir schon immer da waren" - "wir waren die ersten die eine Chance auf kreative Räume erkannt haben" ... reicht nicht aus.
Mal "anders herum formuliert" - diejenigen die sich jetzt am meisten über die Gentrifizierung beschweren ...
Haben selbst die Gentrifizierung ausgelöst.
Klingt komisch - ist aber so.
Dazu kommt noch - ein
Dazu kommt noch - ein "pochen" auf ältere Rechte ...
Hey - schon mal darüber nachgedacht dass diese Argumente auch als "Versuch der Besitzstandswahrung" wahrgenommen werden können?
Als "konservativ" im Sinne von "Status quo bewahren wollend?".
Mei - und IHR hasst die CSU ... harr ...
Ich hab hier mal ein
Ich hab hier mal ein essentielles Problem:
"die Migrant_innen und zunehmend den Großteil der Bevölkerung trifft es. Die Promenaden den Gutsituierten, dem „Pöbel“"
wenn es "der Pöbel" ist, wieso gibt es dann keine Pöbelinnen?
Ansonsten lustige Geschichte. Mehr davon, der Blog brauch mehr Satire!
Ich finde diese Unterstriche
Ich finde diese Unterstriche überhaupt nicht schlimm und den Lesefluß stören sie auch nicht. Es ist doch der Inhalt der zählt und der ist sehr gut!
Es ist eben nicht so, dass
Es ist eben nicht so, dass nur der Inhalt zählt. Die Form ist eben auch entscheidend. Mit diesem Emanzen-Geschreibsel verlierst Du schon mal eine ganze Menge Leser, da mag der Inhalt sonst noch so richtig sein. Es ist einfach nicht klug und aus Sicht des Lesers gedacht. Stimme MUC da schon zu, dass das vom Thema ablenkt. my 5 cents...
Na ja, ich glaube es kann auf
Na ja, ich glaube es kann auf die Menschen verzichtet werden die einen Unterstrich über die Sache an sich stellen. Ich scheiß doch drauf wie der Text aussieht wenn er sonst richtig ist. Er konnte auch kursiv geschrieben sein und trotzdem stimmt das was dort steht.
Thomas hat völlig recht. Auf
Thomas hat völlig recht. Auf alle nicht Unterstrich schreiber_innen kann verzichtet werden! Die sind sowieso alles Verräter an den Kapitalismus!
Anstatt ihr über die Sache
Anstatt ihr über die Sache diskutiert hängt ihr euch an sowas auf - schwach!
Bei Verräter bitte auch
Bei Verräter bitte auch Verräter_innen...
Und es stimmt:
Die Form macht's schon auch. Wenn ich keine Lust habe, das unleserliche Geschreibsel zu lesen, werde ich nie zum Inhalt vorstossen.
Man muss sich halt entscheiden, was wichtiger ist - politische Korrektheit, oder möglichst viele Leser zu erreichen.
So ist das nun mal wenn man
So ist das nun mal wenn man im Clown Kostüm zum Brunnen der Gerechtigkeit kommt.
Welches Clownkostüm meinst du
Welches Clownkostüm meinst du genau?
Hier machen sich nicht nur Menschen Gedanken über die Zukunft und den Zustand unserer Stadt sondern schließen, durch die gewählte Form, niemanden aus. Was ist so schlimm daran wenn man nicht nur Männer und Frauen sondern auch Menschen anspricht die sich in diesen Rollen nicht wiederfinden (wollen)? Seid ihr so intolerant oder steckt ihr einfach nur in euren alten, verbohrten Geschlechterrollen fest?
Die einzige Möglichkeit wäre
Die einzige Möglichkeit wäre es, den Eigentümern zu zeigen, dass man ein guter Mieter ist und etwas für das Stadtleben tut.
Dann kommen eben keine Russen, sondern Einheimische.
Unglaublich, 6 Unterstriche
Unglaublich, 6 Unterstriche in einem Text mit gerade mal 750 Wörtern! Diese enorme Erschwerung des Lesevorgangs ist unerhört. Ich habe etwa eine halbe Stunde länger gebraucht, um dieses Geschreibsel entziffern zu können. Ich plädiere auch dafür, diese unverschämte Benennung von Minderheiten aufzugeben. Um dazu ein eindeutiges Zeichen zu setzen, sollte der Unterstrich gänzlich abgeschafft werden und stattdessen nur noch Bindestriche verwendet werden.
Würde ich sofort unterschreiben - wenn da nicht dieser total lächerliche und überholte Textfeminismus in jedem 2. Satz drin wäre, der zudem total vom Inhalt defokussiert. Schön blöd, Ihr Verfasser_innen.