The Making of be-Movie
Das waren noch Zeiten, als Imagekampagnen und Stadtmarketing mit einem schmalen Budget auskommen mussten. 2.500 DM war München der Slogan "Weltstadt mit Herz" Anfang der 70er Jahre wert, der durch ein Preisausschreiben ermittelt wurde. Gewinnerin und Urheberin des Slogans: Die Sekretärin Dorit Lindner.
Der Spruch passte und die nächste Imagekampagne Münchens ließ mehr als dreißig Jahre auf sich warten. Internationaler - sprich: auch auf englisch - musste die Kurzformel nun sein und ganz so billig war es auch nicht mehr: Über eine Million Euro machte man in München anlässlich der Fußball-WM für das neue Markenzeichen "München mag Dich / Munich loves you" locker.
Doch verglichen mit Berlins neuer Imagekampagne ist auch das ein Sparmodell. Fünf Millionen Euro im Jahr ist es dort den Stadtoberen wert, das Bild Berlins unter dem simplen Motto "sei berlin" in Deutschland und der Welt aufzumöbeln.
Nur zu welchem Zweck eigentlich? Berlin ist wie es ist - und das ist auch gut so. Oder auch nicht, wie auch immer. Was man für 5 Millionen Euro in München alles finanzieren könnte! Das Rücklicht vom Transrapid beispielsweise. Man könnte das Geld auch in soziale Projekte stecken, z.B. den Nikotinabhängigen die Mitgliedschaft in ihren Raucherclubs subventionieren.
Aber was soll's? Abgesehen davon, dass Sekretärinnen nicht selten kreativer sind als so manch überbezahlter Werbefuzzi, sparen wir uns an dieser Stelle eine detaillierte Kritik der Kampagne und verweisen stattdessen auf die Meinung der betroffenen Berliner, die das kostspielige Machwerk bereits ordentlich abgewatscht haben. Die offizielle Begründung des Slogans be Berlin wollen wir unseren Lesern allerdings nicht vorenthalten:
Der englische Slogan be Berlin wurde bereits im Hinblick auf die internationale Phase der Kampagne gewählt. Er wird ergänzt durch die deutsche Übersetzung "sei Berlin", und den Dreiklang sich ergänzender Begriffe. Diese je nach Thema und Medium wechselnden Überschriften folgen einer bestimmten Mechanik, die zum Mitmachen und Mitspielen anregt: Stets bestehen die Überschriften aus einem Dreiklang mit dem Wort "sei". Sie lösen sich immer "sei berlin" auf: sei "x", sei "y", sei berlin.
Sei x? Sei y? Sei ungelöst? Oder spielt ..xy auf Klaus Wowereits Aussage, Berlin sei "arm, aber sexy" an? Das wäre überhaupt der viel bessere Slogan gewesen: Einprägsam und international zugleich. 2.500 Euro wär mir der Spruch auf jeden Fall wert gewesen. Aber ich bin ja nicht Berlin. Zum Glück.
Schade, dass sich der OL-Vorschlag nicht durchgesetzt hat. (-;