Google Street View in Bayern

Der Große Bruder sieht dich

Google hat für das "Street View"-Projekt auch in Bayern gefilmt: Passanten, Grundstücke und vieles mehr. Von Ingolstadt aus ist vor kurzem die Aktion "Keine Bilder für Google Street View" gestartet.

Bereits 2008 fuhren die kleinen, schwarzen Autos, die im Auftrag von Google mit einer 360-Grad-Kamera ausgestattet waren, durch die Münchner Straßen. Die Aufregung hielt sich damals in Grenzen.

Momentan ist das Auto in Ingolstadt unterwegs und die Aktion stößt dort auf größere Skepsis. Bereits 2007 zeigte die dortige Tageszeitung "Donaukurier" mit einer geschwärzten Titelseite, was sie von der Vorratsdatenspeicherung hält. Dieses Jahr wird untersucht, welche Vor-und Nachteile durch Street View entstehen. Vor allem steht dabei die Privatsphäre der Bürger im Vordergrund.

Seit 2008 kann man bei dem Dienst von Google durch fast alle Straßen der USA spazieren. Es folgten Länder wie Großbritannien, Frankreich und Australien. Auch in Deutschland wurden die Straßen vieler Städte schon aufgenommen.

Man kann so vor einem London-Urlaub schon einmal virtuell über die Tower Bridge fahren oder in Paris den Eiffelturm umkreisen. Doch was kann man noch alles bei Street View sehen? Viele Passanten werden ebenfalls mitgefilmt. Zwar werden die Gesichter unkenntlich gemacht, doch kann man immer noch seinen Nachbarn beim Sonnenbaden oder eine Schlägerei auf dem Bürgersteig beobachten. Der Münchner Merkur hat hierzu eine Fotostrecke erstellt.

Donaukurier-Verleger Georg Schäff sieht die Sache kritisch. Infolgedessen ließ Schäff ein juristisches Gutachten erstellen, das zu dem Schluss kam, Street View sei in Deutschland rechtswidrig.

Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass man mit der Zoom-Funktion des Programms teilweise in die Fenster der Häuser schauen könnte. Immerhin kann man aber einen Antrag stellen, sein Haus aus den Aufnahmen entfernen zu lassen. Ein vorbereitetes Widerspruchsformular kann man sich hier herunterladen.

Nicht nur in Ingolstadt, sondern auch in München wird das Thema brisanter. Der Bezirksausschuss Trudering-Riem ist der Ansicht, das Google vor der Veröffentlichung sich das Einverständnis der Bürger zusichern sollte. Daher müsste erst die Stadt versuchen, sich gegen das Projekt zu stellen, und falls dies nicht funktionieren sollte, müssten die Bürger selbst Einspruch zur Veröffentlichung einlegen. Diese sollten rechtzeitig über ihr Widerspruchsrecht aufgeklärt werden.

Was sind eure Meinungen zu Google Street View? Fühlt ihr eure Privatsphäre bedroht oder seht ihr dem Ganzen eher gelassen? Macht mit bei unserer Umfrage.

Kommentare

Agnostiker am Mi., 14.04.2010 - 15:05

Heute beschweren sich noch viele über Street View und so bald es in Deutschland gestartet ist, will es dann keiner mehr missen.

Georg am Mi., 14.04.2010 - 15:12

Eigenartig: Wenn der Staat unter dem Vorwand von "Sicherheit" seine Bürger ausspioniert, interessiert das niemanden.
Fährt ein privates Unternehmen durch die Straßen und macht ein paar verwackelte Bilder wird das Ende der Welt prophezeit
Zumal sich immer die Frage stellt: Wer überwacht den Überwacher. Wenn die Kamera Einrichtung am Sendlinger-Tor 40tsd€ kostet, besitzen diese sicher nicht nur eine hohe Auflösung sondern diverse Zusatzfeatures und wie weit sind wir dann vom Bewegungsprofil weg.
Gibt es eigentlich eine Übersicht wo man überall schon in der Münchner Reality Show mitspielt?

Peter Debik M.A. am Mo., 19.04.2010 - 12:59

Vom Donaukurier wird keineswegs wie in diesem Blog-Beitrag geschrieben "untersucht, welche Vor-und Nachteile durch Street View entstehen". Ganz im Gegenteil: Die Zeitung hat seit November 2009 ausschließlich Artikel gegen Streetview veröffentlicht ohne ein einziges Mal einen Streetview Befürworter zur Wort kommen zu lassen.

Zudem hat die Zeitung diverse Argumente, die sachlich widerlegt sind, wiederholt. Z.B.

- dass Einbrecher die Aufnahmen nutzen könnten. Dem hat die Zentrale Geschäftsstelle Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes klar widersprochen. Das aber wird im Donaukurier verschwiegen.

- dass Banken die Kreditwürdigkeit ihrer Kunden anhand von Häuserfotos einschätzen könnten. Tatsächlich aber sind Banken gezwungen, die Bedienbarkeit von Krediten ausschließlich anhand der Einkommensverhältnisse zu überprüfen. Wie das Haus aussieht, in dem jemand wohnt, spielt dabei gar keine Rolle.

Ingolstadt hat sich durch die einseitige Berichterstattung schließlich vergangene Woche dazu hinreißen lassen, die Veröffentlichung von Fotos öffentlicher Gebäude im Internet zu untersagen. Eine brandgefährliche Entwicklung, die Ingolstadt in den Dunstkreis totalitärer Staatsmacht rückt.

Harald am Mo., 19.04.2010 - 22:01

Über diese Paranoia gegenüber Google kann man sich wirklich nur noch wundern. Würden diese Menschen doch nur halb so viel gegen die fortschreitende Videoüberwachung von öffentl. Plätzen, öffentl. Verkehrsmitteln u. dgl. protestieren. Denn da drohen die wirklichen Gefahren!