Demo gegen Bio- und Software-Patente

Software, Söder und die arme Sau

Landwirte, Naturschützer und Informatiker gingen heute gemeinsam auf die Straße: Auf dem Münchner Marienplatz demonstrierten sie gegen Bio- und Softwarepatente.

Die gute Nachricht für die Biopatent-Gegner kam bereits gestern: Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner verkündete das Verbot der umstrittenen Genmais-Sorte MON 810 des amerikanischen Saatgut-Konzerns Monsanto.

Fotos von der Demo gibt es in unserer Bildergalerie.

Auch der bayerische Gesundheitsminister Markus Söder versuchte sich im Licht dieser Entscheidung zu sonnen und nahm in seiner - von den Demonstranten eher zwiespältig aufgenommenen - Rede sogar rhetorische Anleihen beim politischen Gegner, als er dem Schutz der Schöpfung Vorrang gegenüber der Gewinnmaximierung "einzelner Gen-Heuschrecken" einräumte. (Nur gut für Söder, dass Franz Müntefering auf seine "Heuschrecken" bislang noch kein Patent angemeldet hat).

Markus Söder

Da Söders populistische Tendenzen allerdings schon länger bekannt sind als seine Position als entschiedener Gentechnik-Kritiker, musste er auch kritische Fragen, Pfiffe und Buh-Rufe über sich ergehen lassen und tappste schließlich etwas zerknischt von der Bühne.

Abgesehen von der heute häufig durchscheinenden religiösen Komponente - schließlich soll man dem lieben Herrgott nicht ins Handwerk pfuschen - haben Biopatente in vielen Ländern bereits zahlreiche Existenzen zerstört und sind nicht zuletzt ein massives Umwelt-Problem.

Neben der großen Zahl an Biopatent-Gegnern hatten sich auch einige Aktivisten der Freien Software-Bewegung eingefunden, um gegen die Politik des Europäischen Patentamts in Sachen Software-Patente zu protestieren.

Als prominenter Gastredner war Richard Stallman eigens aus den USA angereist und prangerte in seiner Ansprache den Unsinn von Software-Patenten an, die weite Bereiche der Software-Entwicklung regelrecht lahm legen würden.

Richard Stallman

In gewohnt radikaler Manier schlug er am Ende seiner Ausführungen vor, dass es vielleicht das beste wäre, das Europäische Patentamt einfach komplett abzuschaffen und verabschiedete sich mit einem fröhlichen "Happy Hacking!" von seinen Zuhörern.

Wo also liegt am Ende die Verbindung zwischen Bio- und Softwarepatenten? In der Freien-Software-Szene wird viel darüber diskutiert, ob "Free Software" eher im Sinne von "Free Speech" oder "Free Beer" zu verstehen ist. Die Wahrheit liegt wahrscheinlich irgendwo dazwischen, bei einem aber sind sich alle einig: Es sollte kein genmanipuliertes Bier sein.

(Fotos: Volker Killesreiter)

Bildergalerie:

Demo gegen Bio- und Software-Patente

Am 15. April 2009 demonstrierten tausende Gegner von Bio- und Softwarepatenten in der Münchner Innenstadt.
(Fotos: Volker Killesreiter)

Kommentare

RamBam am Mi., 15.04.2009 - 22:26

Also, wenn ich das richtig verstanden habe, wurde gerade *für* das "Dem-lieben-Gott-ins-Handwerk-Pfuschen" demonstriert, weil anscheinend eine "Gen-Heuschrecke" sich ein Patent sichern will für einen Gen-Test, der bei Schweinen zeigt, ob sie besonders zuchtgeeignet sind - mit der Folge, dass diese Schweine dann bevorzugt für die Zucht verwendet werden. Dieses Patent soll nach Willen der Demonstranten nicht erteilt werden, damit der Test "für jedermann" frei nutzbar bleibt, somit also jeder Schweinezüchter seine Zuchtschweine nach Gen-Merkmalen auswählen kann...

whocares am Mi., 15.04.2009 - 23:32

http://www.sueddeutsche.de/wissen/505/465097/text/

Allerdings umfasst der Anspruch des Patents nicht nur den Test, sondern auch die damit getroffene Auswahl geeigneter Schweine und deren "Verwendung als Vater- und Muttertiere in einem Zuchtplan zur Erzeugung von Nachwuchs"