Stadt benachrichtigt

Trinkgeldverbot für Müllmänner

Am Dienstag haben Münchens Haushalte es schwarz auf weiß im Briefkasten gefunden: Münchens Müllmänner dürfen kein Trinkgeld mehr bekommen.
Bite nichts spenden! Die Stadt informiert über Trinkgeldverbot für Müllmänner (Foto: muenchenblogger)
Bite nichts spenden! Die Stadt informiert über Trinkgeldverbot für Müllmänner (Foto: muenchenblogger)

"Aus Gründen der Gleichbehandlung mit anderen Beschäftigten der Stadtverwaltung und im Abfallwirtschaftsbetrieb München wurde von der Stadt entschieden, dass auch die Münchner Müllmänner ab sofort kein Trinkgeld mehr annehmen dürfen." So steht es in einem Brief, den die Münchner am Dienstag in ihren Briefkästen vorfanden.

Münchens Müllmänner dürfen also zu Weihnachten in diesem Jahr keinerlei Trinkgeld annehmen. Die Münchner dürfen ihnen lediglich mit kleinen Sachspenden wie Getränken oder Lebensmittel bis zu einem Wert von höchstens 15 Euro danken. Ebenso wie Geld sind auch Gutscheine, Lose oder Telefonkarten untersagt, heißt es weiter in dem Brief.

Angeblich hätte ein Müllmann durch Trinkgelder an Weihnachten bis zu 3000 Euro zusätzlich eingenommen. Die Briefaktion der Stadt hat laut SZ 68.000 Euro gekostet.

Kommentare

Amazed am Mi., 03.12.2008 - 16:46

Mein geliebtes München. 68.000 Euro zum Regulieren der unfairen ach so ungerechten Tringeldproblematik. Wer nen Problem damit hat soll halt selber Müllmann werden!
Aber ein Glück dass man in München nicht zum überregulieren neigt...

BUNDESPOPEL am Mi., 03.12.2008 - 17:50

Gestatten Sie bitte, ehrlich meine Meinung zu sagen.

UNERHÖRT.

Meine Sympathie gehört weiterhin den Müllmännern.

Laudi am Mi., 03.12.2008 - 18:32

Was? da sieht man mal wieder, dass die EU (Stichwort: AGG) nicht optimal durchdacht ist.

Ich verspreche hiermit hoch&heilig jedem müllmann den ich in nächster zeit seh mind. 1 euro zu geben!

Wolf am Mi., 03.12.2008 - 21:28

Kennt jemand die Anzahl der Müllmänner in München?
Mich würde interessieren was raus kommt wenn jeden seinen Teil von den 68.000 Euro bekommen hätte.

mao am Mi., 03.12.2008 - 21:36

da die meisten schreiben im müll landen, müssen sie sie auch noch selbst entsorgen. das ist wirklich der hohn.

Stadtneurotiker am Mi., 03.12.2008 - 23:57

@mao: *prust*

Dieses AGG ist wirklich ein Kreuz. Ich werde meine Zuwendungen gemäß dieses Gesetzes aufteilen. Ich werde bei meinem nächsten Besuch im Bürgerbüro am Ostbahnhof den Sachbearbeiter 5 Euro in die Hand drücken. Bei den Stadtwerken in der Emmy-Noether-Straße war ich auch schon lange nicht mehr...

michi am Do., 04.12.2008 - 00:24

vielleicht gehöre ich hier zu einer minderheit, aber ich finde das verhalten der stadt vollkommen in ordnung.
ich weis ja nicht wie das andere sehen, aber meines wissens nach verdient man als müllmann besser als viele andere berufe (bedingt durch viele zuschläge und ähnliches). Ob es dann noch gerechtfertigt ist, nicht in eigenem namen, sondern in seiner berufsfunktion zu "betteln" ist eine andere frage. Es gibt bestimmt sehr viele Angestellte bei der Stadt München, die nicht so gut verdienen wie die Müllmänner und die letzten Jahre nicht die Gelegenheit hatten, ihre "Belohnung" beim Bürger "einzutreiben". Sie machen ihre Arbeit und werden dafür von der Stadt bezahlt. Im Gegensatz dazu ist in der Gastronomie das Trinkgeld gerechtfertigt, da dies nicht in der Bezahlung mitinbegriffen ist....
Um das Ganze auf den Punkt zu bringen: Es wird sicher nicht neben jedem Müllmann ein Aufpasser stehen der Kontolliert was dem Müllmann gegeben wird und das soll jeder für sich selbst entscheiden,
ABER: die bisherigen Kommentaren sagen folgendes aus: Das haben wir schon immer so gemacht und das wollen wir nie anders machen, ohne zu hinterfragen, ob vielleicht nicht irgend ein Sinn hinter dieser Sache stehen KÖNNTE....
Lieben Gruß an alle...

Mapaed am Do., 04.12.2008 - 01:36

Den besten Umgang mit Müllmännern die ihren "Bonus" eintreiben wollen ... http://madamandeve.co.za/cartoons/me004205.jpg
In Südafrika ist dieses Problem auch bekannt ... "christmas bonus" ...
Und von den Comicmachern nun seit Jahren immer wieder thematisiert ... ein running gag ...
I love this comic ...

Stadtneurotiker am Do., 04.12.2008 - 02:32

@michi: Ich komme gar nicht dazu, denn Herren vom Abfallwirtschaftsamt mein karg verdientes Geld zukommen zu lassen. Sie kommen in den frühen Morgtenstunden, wenn ich entweder schlafe oder meinen Frühdienst verrichte. Kurzum: Für mich ändert sich mit diesem Schreiben nichts.

Dieses Trinkgled-Ritual, das ich ihn keiner Weise verwerflich finde, kenne ich von meinen Großeltern. Mein Großvater stand am letzten Leertag am Gartentor, hat sein Schwätzchen mit den Herren gehalten und ihnen dezent 20 Mark zugeschoben.

Unabhängig von dem Einkommen: sie leisten eine Arbeit, die viele von uns (mich eingeschlossen) nicht verrichten wollen. Ich arbeite in einem anderen Bereich, in dem ich immer wieder zu hören bekomme: "Das könnte ich nie machen!" Ich bekomme keine Trinkgelder. Das ist in Ordnung.

Aber man sollte den Leuten, die es bezahlen wollen, doch überlassen, wem sie es zahlen wollen.

Blasehase am Do., 04.12.2008 - 03:37

Und wenn man das Trinkgeld einfach in den Müll wirft, bzw. oben drauf legt?

ilovemuc am Do., 04.12.2008 - 09:12

Gestern erreichte mich ein Schreiben des Abfallwirtschaftsbetriebes München, in dem das Verbot der Trinkgeldannahme für Münchener Müllmänner erklärt wird.

Ich bin entsetzt das lesen zu müssen.

1. Diese Männer sind unsere direkte Ansprechpartner vor Ort.
2. Sie leisten tolle Arbeit, bei Wind und Wetter.

Ich lasse mir von der Stadt München nicht vorschreiben,
wem ich zu Weihnachten eine kleine Freude mache oder nicht.
In welcher Form auch immer.

Die Aussage: das dies auch zum Schutz Ihrer Mitarbeiter geschieht, um eine Vorteilsannahme schon im Vorfeld abzuwehren, heißt für mich im Umkehrschluß:
Wer Bargeld verschenkt macht sich offiziell der Bestechung verdächtig.
Das finde ich schon starken Tobak.

Dass Sie bei dieser Regelung ein schlechtes Gewissen haben, zeigt sich für mich in der Regelung der Sachgeschenke.

Wo liegt der Unterschied ob ich 5,00 Euro in bar oder Plätzchen für
15,00 Euro verschenke? Was will ein Müllmann mit 50 Packungen Plätzchen oder genausovielen Flaschen Wein? In der heutigen Zeit ist jeder einzelne Euro wertvoller als jedes Sachgeschenk, von dem keiner weiß, ob es gebraucht wird oder überhaupt sinnvoll ist. Ein Muslim z.B., wird sich über eine Flasche Wein bestimmt nicht freuen.

Und Sie dürfen nicht vergessen: wir reden hier nicht über Beträge von 15,00 Euro pro Müllmann wie bei den Sachgeschenken, sondern sicherlich bedeutend weniger - schätzungsweise 2,00 Euro bis 5,00 Euro pro Müllmann.

Vielleicht kann man das aus "ethischer" Sicht noch einmal überdenken. Das wäre in unser aller Sinn.

Eine schöne Vorweihnachtszeit,
ohne Neid und Mißgunst

senftl am Do., 04.12.2008 - 15:35

lächerlich!

die upper managements der konzerne werden geschmiert, politiker nehmen spenden an oder sitzen in vorständen aber wehe der kleine man steckt sich mal n euro ein.
gibts denn überhaupt noch einen lebensbereich der nicht reguliert wird? ach ja, die banken...

echo am Sa., 06.12.2008 - 07:59

Ihr armen Münchner, nächstes Jahr habt Ihr Müllzustände wie in Neapel. Denn die ganzen Jahre hat es ja mit der Müllbeseitigung nur funktioniert, weil Ihr regelmäßig zur Weihnachtzeit die Müllmänner bestochen habt. Aber von der Werksleitung finde ich es toll, dass die etwas für die Touristen aus Neapel tun. Diese fühlen sich dann richtig heimisch und kommen gerne wieder. In Bechtheim werde ich auch dieses Jahr wieder die Müllmänner bestechen. Also Ihr habt die Wahl: Zustände wie in Neapel oder sauber wie in Bechtheim. Sendet den Brief durch die ganze BRD!!!

Laudi am Sa., 06.12.2008 - 15:26

@Michi

wer bettelt denn von denen bitte?
hast du schon mal in der gastro gearbeitet? i.d.r ist es so, dass man entweder stundenlohn + trinkgeld bekommt oder umsatzbeteiligung + trinkgeld. also quasi das gleiche wie beim müllmann nur, dass es normalerweise in der gastro besser riecht.

und obendrauf bekommt auch mein überaus lieber postmann was zu weihnachten!

Vogel am Mi., 24.12.2014 - 09:02

und Busfahrer- was bekommen die bei jeder Fahrt- unter 100.- Euro geht keiner heim-
und werden doch auch gut bezahlt