Kommentar

Das Ende vom Edmund-Express

Ja so eine Überraschung, der Transrapid ist teurer als gedacht! Auf einmal soll die Magnetschwebebahn in München fast doppelt soviel kosten wie geplant. Die CSU tut nun so, als hätte sie von der Kostenexplosion nichts geahnt. Was ist davon zu halten?

Es ist noch nicht einmal ein Jahr her, da rechnete sich Erwin Huber öffentlich die Zahlen schön. Beharrlich wurde bis zuletzt behauptet, die Finanzierung des verkehrspolitischen Prestigeobjekts sei so gut wie sicher. Stets gab man sich zweckoptimistisch bei der CSU, doch heute ist die Blase geplatzt.

Gemäß dem bewährten Motto "Angriff ist die beste Verteidigung" hat Günther Beckstein auch schon den Schuldigen ausgemacht: Das deutsche Industriekonsortium habe das Projekt mit völlig überzogenen Kostenvoranschlägen zum Scheitern verurteilt.

Und die CSU wäre natürlich nicht die CSU, würde sie nicht auch immer gleich noch dem politischen Gegner eins mitgeben, wenn sie selbst Mist gebaut hat: Mit ihrer "Häme" gegenüber dem Scheitern des Transrapids handle die SPD nämlich "verantwortungslos, schamlos und dumm", so Beckstein.

An ein gewisses Maß an Scheinheiligkeit hat man sich in der bayerischen Politik ja mittlerweile gewöhnt. Doch was die CSU-Verantwortlichen hier indirekt eingestehen, dürfte letzten Endes schwerer wiegen, als das bloße Waschen der eigenen Hände in Unschuld.

Denn sollte die bayerische Staatsregierung wirklich so ahnungslos gewesen sein, wie sie jetzt tut, so wird hier nichts anderes deutlich als der komplette Realitätsverlust gegenüber einem schon seit langem aus dem Ruder gelaufenen Prestige-Objekt.

Inwieweit der drohende Schatten Edmund Stoibers beim Münchner Transrapid-Theater noch eine Rolle gespielt haben mag, sei dahingestellt. Schließlich konnten Stoibers Zöglinge dem Pauli-geschädigten Ex-Landesvater nicht auch noch sein Lieblingsspielzeug Transrapid um die Ohren hauen.

So bedrohlich ist Stoibers Schatten aber wohl gar nicht mehr, denn der gibt heutzutage lieber heimelige Interviews fürs SZ-Magazin. Nun muss er die bittere Pille schlucken, dass der Traum vom pfeilschnellen Edmund-Stoiber-Express zum Franz-Josef-Strauß-Flughafen ein für alle Mal ausgeträumt ist.

Sei es nun Scheinheiligkeit oder Realitätsverlust, was die CSU mit ihrer Reaktion auf das Transrapid-Debakel an den Tag legt: Beides wirft kein gutes Licht auf die bayerische Staatsregierung und bestätigt einen anachronistischen Politikstil, der mittlerweile ausgedient haben sollte und vom Wähler nicht selten empfindlich abgestraft wird. Vielleicht sogar in Bayern.

Kommentare

stef am Do., 27.03.2008 - 17:46

Nun ja, das "taktische Kalkül" der CSU ist schon sehr durchschaubar. Man wollte es halt vermeiden, auch noch durch einen vernichtenden Bürgerentscheid von der Öffentlichkeit abgestraft zu werden. Schließlich stehen Wahlen an, bei denen es eine absolute Mehrheit zu wahren gilt. Und so gab es nur noch den einen Ausweg: den Rückzug bevor alles zu spät ist.
Was kann man bei derartig widersprüchlichen Behauptungen der CSU eigentlich noch ernst nehmen? Man hat den Eindruck, dass die CSU- Spitzen eine allzu romantische Vorstellung vom sorgenfreien Leben und Wirken im Freistaat haben. Verklärte Romantik hat aber in der politischen Realität nichts zu suchen. Selbst unser Märchenkönig wusste bereits, dass man sich dafür besser rar macht oder auf ein einsames Schloss zurückzieht.

Mapaed am Do., 27.03.2008 - 23:14

Technikerfrage:
Ist der Transrapid der neue Wankelmotor?

Technisch faszinierend, funktioniert erwiesenermassen ...

Nur dummerweise mit "Killer-Contra-Argument" versehen ...

Thomas am Sa., 29.03.2008 - 20:55

Löblich, dieser - wenn auch späte - Rückzieher... Aber man hätte es deutlich intelligenter lösen können. Daß die CSU auf einmal die Einsicht ereilt, die die Öffentlichkeit und andere Parteien schon seit Jahren gebetsmühlenartig vorgetragen haben, läßt Beckstein nicht besonders souverän wirken. Hätte er irgendein anderes Argument aus dem Hut gezaubert (Sicherheit, Trasse zu kompliziert, EU-Vorschriften, etc.), wäre er taktisch klüger aus der Sache rausgekommen. Aber jetzt 3 % höhere Mehrwertsteuer für eine Verdopplung des Preises mitverantwortlich zu machen, hat schon fast Satirecharakter.

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