Franz Josef Strauß - Held oder Bösewicht?
Die Empörung ist groß in der CSU. "Das ist eine Sauerei!" wettert Parteichef Erwin Huber, gar ein diplomatisches Einschreiten des Außenministers fordert Bayerns Europaminister Markus Söder, schließlich belaste der Vorfall die "bayerisch-englischen Beziehungen". Ein echter Söder halt, endlich mal wieder.
Was war passiert? Im neuen Berliner Wachsfigurenkabinett von Madame Tussauds wurde Franz-Josef Strauß historisch als Bösewicht einsortiert. Für eine Wachsfigur war der bayerische Politiker den Briten wohl nicht bedeutend genug, stattdessen wird er auf einer Schautafel unter dem Titel "Helden und Bösewichte" in einer Reihe mit DDR-Spion Günter Guillaume, Hitler-Attentäter Claus Schenk Graf von Stauffenberg sowie dem "Roten Baron" Manfred von Richthofen gezeigt.
Laut einer Sprecherin von Madame Tussauds wurde die Eingruppierung von britischen Historikern vorgenommen, wer Held und wer Bösewicht sei, das könne der Besucher selbst interpretieren.
Als Interpretationshilfe wird im Begleittext zu Strauß allerdings lediglich auf seine unrühmliche Rolle in der Spiegel-Affäre 1962 verwiesen: "Strauß veranlasste, den Verleger Rudolf Augstein zu verhaften. Dieser wurde daraufhin 103 Tage gefangen gehalten".
Für Erwin Huber steht jedenfalls fest: "Strauß gehört zu den Helden!" Wer das nicht glaubt, dem sei ein Besuch der CSU-eigenen Beweihräucherungs-Ausstellung "Strauß – Ein deutsches Leben" in der Bayerischen Vertretung in Berlin empfohlen.
Dort liegt der Schwerpunkt eher auf Franz Josefs Heldentaten, denn schließlich habe Strauß stets "standhaft für die deutsche Einheit gekämpft", findet Huber. Und hofft vielleicht, dass diese historische Unverfrorenheit von der Insel auch das bayerische Wahlvolk wieder eint. Steinmeier, übernehmen Sie!
via AZ, Foto: Q'Alex / Wikipedia