Vor knapp drei Monaten dachten Münchens Jurastudenten noch, sie würden den heutigen Tag hinter dicken Büchern in der Bibliothek verbringen. Doch stattdessen saßen sie im Prüfungssaal, um den wohl schwierigsten Test ihres Lebens zu bestehen: das erste juristische Staatsexamen. Schuld daran war der Papst.
In ganz Bayern hat gestern für 2445 Studenten das zentrale juristische Staatsexamen begonnen – eine Woche früher als geplant. Weil Papst Benedikt XVI. am 12. September während seines Bayernbesuches in Regensburg weilt, befürchtete das Justizministerium, dass die Studenten dort nicht rechtzeitig zur Prüfung gelangen könnten: Der Trubel und die Verkehrsbehinderungen seien zu groß, um ein Examen abzuhalten, heißt es aus dem Ministerium.
Die angehenden Juristen haben erst vor drei Monaten erfahren, dass sie schon fünf Tage eher anrücken müssen. "Das war schon recht kurzfristig", sagt Tanja R. nach dem ersten Examenstag. "Die Woche hat mir sicherlich ein wenig beim Lernen gefehlt. Aber mit dem Stoff kommt man in Jura sowieso nie durch!"
Acht Prüfungen müssen die Studenten nun in zwölf Tagen schreiben – jeweils von 8:30 bis 13:30 Uhr. Der Druck ist enorm. Rund ein Drittel aller Prüflinge fallen jedes Jahr beim ersten Staatsexamen durch, nur zwei Mal dürfen die Studenten die Prüfung wiederholen. Das Thema der Prüfung gestern war aus dem Bereich Mietrecht: Es ging um Bienen, die sich auf einem Grundstück eingenistet haben.
Falls das Examen nicht so gut ausgeht, gibt es wenigstens jemanden, auf den die bayerischen Jurastudenten die Schuld schieben können: den Heiligen Vater.
Kommentare
Tja, das gute Examen. Ich
Tja, das gute Examen. Ich habe die Freischussregelung gewählt, um mit dem Studium fertig zu werden und endlich mal etwas in die Praxis zu kommen. Das stupide in der Bib-Rumgesitze war kaum noch zu ertragen. Nachdem ich mir schließlich einen Lernplan aufgestellt, und mir darin vor dem Beginn der Examensprüfungen noch eine Woche zum Abschalten freigehalten hatte, musste ich feststellen, dass das Examen tatsächlich eine Woche früher beginnt. Also genau die eine Woche früher, die ich mir eigentlich zum Abschalten gönnen wollte. So musste ich also den Stoff noch schneller durchziehen und alles unter gewissem Druck wiederholen. Auch wenns mancher nicht glaubt, aber eine Woche ist eben eine Woche und gibt manchem ein beruhigendes Gefühl....das Gefühl, dass man ja doch noch etwas Zeit hat und doch noch mal was nachsehen kann und und und....schließlich ging mir zum Schluss die Zeit voll flöten und ich habe schließlich am Sonntag abend vor der letzten Prüfung mein Wahlfach wiederholen müssen....mit welchem Erfolg wird sich noch zeigen.
Mein Fazit daher: Warum wurden die Prüfungen denn nicht einfach nach vorne verschoben...besser später als früher, oder nicht?! Aber die Herren im Ministerium sind anscheinend schon so weit vom Alltag eines Jurastudenten und der Realität entfernt, dass es Ihnen scheinbar wirklich egal ist, unter welchen Druck manche doch geraten. Dafür vielen Dank!
Kleine Korrektur:
Nur ein Mal darf das Examen wiederholt werden!
Nur wenn die sog. Freischußregelung genutzt wird (Antritt schon nach dem 8. Semester) kann bei Mißerfolg noch zwei wetere Male angetreten werden.