Besser, schlechter oder einfach anders?

Als "Bilderbuch über die dunklen Seiten Münchens" wurde der Bildband "Mjunik Disco" angekündigt, der soeben im Blumenbar Verlag erschienen ist. Ein Buch über das Nachtleben einer Stadt, die in so genannten Städterankings stets eine Spitzenposition einnimmt - doch das will nichts heißen, schließlich ist bei sowas ja z.B. auch Düsseldorf immer ganz vorne mit dabei.
Impressionen von der Book-Release-Party gibt es in unserer Bildergalerie.
Wie es sich für eine Buchpräsentation gehört, ging es im Pacha auch gleich mal mit einer Lesung los: Popliterat Andreas Neumeister fügte collagenhaft Anekdoten und sonstige bemerkenswerte historische Splitter des Münchner Nachtlebens zusammen, durch die immer wieder Namen wie Elvis, Donna Summer oder Giorgio Moroder purzelten.
Letzterer war in den 70er Jahren - fraglos dem Höhepunkt des weltweiten Münchner (und speziell Schwabinger) Disco-Ruhms - ein Dreh- und Angelpunkt für das Nachtleben in der bayerischen Landeshauptstadt.
Seine legendären Musicland Studios im Untergeschoss des Arabella-Hauses lockten von Iggy Pop über Queen, Rolling Stones und Led Zeppelin alles nach München, was Rang und Namen in der Musikwelt hatte. Als schließlich die in unmittelbarer Nähe zur Studiowand verlaufende Münchner U-Bahn Anfang der 90er Jahre den Musicland Studios ein Ende setzte, hatte sich Münchens Clubszene längst gewandelt. Und wieder leistete man Pionierarbeit - diesmal in Sachen Techno und Rave.
Doch zurück zu den Wurzeln: Das erste DJ-Set des Abends gebührte dem Münchner Pop Club-DJ Chuck Herrmann, der die Tanzveranstaltung standesgemäß mit einer Originalpressung von Rock Around the Clock eröffnete.
Im Anschluss schwang sich Münchens Rock'n'Roll-Haudegen Nr. 1 - der als "Elvis von Schwabing" berühmt-berüchtigte Richard Rigan - ans Mikrofon und gab in einer kuriosen One-Man-Show den ein oder anderen Rock'n'Roll-Klassiker zum Besten (s. Video).
Zwar bemängelte Rigan mit leicht wehmütig-ironischem Unterton das Fehlen der früher üblichen wilden Schlägereien, doch trug auch er durch den inbrünstigen Vortrag von Schlagerschnulzen wie den Capri-Fischern nicht unwesentlich zu einer sentimentalen Besänftigung des altersmäßig gut durchmischten Publikums bei.
Überhaupt stand stets die Frage im Raum, ob das Nachtleben in der guten alten Zeit nicht doch besser und glamouröser gewesen sei. Doch so pauschal lässt sich das natürlich nicht sagen: Auch wenn sich die Prominenz des potentiellen Theken-Nachbarn von Keith Richards und Freddie Mercury in Richtung Oliver Kahn und [bitte den Namen eines beliebigen Marienhof-Schauspielers einsetzen] verschoben haben mag - Münchens Nachtleben bietet auch in der Gegenwart eine Menge Interessantes.
Autor Mirko Hecktor, Jahrgang 1974, der auf die letzten 18 Jahre Münchner Clublebens aus intensiver eigener Erfahrung zurückblicken kann, kommt in seinem Bildband dann auch zu keinem eindeutigen Werturteil. Als großen Vorteil sieht er im Interview auf sueddeutsche.de vor allem die zentrale Lage und örtliche Nähe vieler Clubs in München:
In London dagegen gibt man locker 15 bis 20 Pfund für ein Taxi aus, wenn man den Klub wechseln will. Auch in Berlin ist es problematisch, von Kreuzberg nach Mitte zu gelangen. In New York dagegen ist es ähnlich, es zentriert sich viel in Manhattan. Da kann man ein ähnlich gutes Clubhopping hinkriegen wie in München. Außerdem gibt es in München eine große Auswahl an Läden mit einem guten Musikprogramm, die einem internationalen Vergleich standhalten.
Kein Wunder also, dass das nördlich des Weißwurst-Äquators gerne als verschlafen belächelte München von der New York Times erst kürzlich zu "Germany's Hot Spot of the Moment" gekürt wurde. Was bleibt einem da anderes übrig, als allen Unkenrufen zum Trotz auf die Urteilkraft der New Yorker zu vertrauen und einfach weiterzufeiern? Genau. Nichts.
Kommentare
ich habe das buch jetzt mal
ich habe das buch jetzt mal durch geblättert und fand es nicht so spannend, dass ich mich zum kauf entscheiden konnte. man merkt schon, dass der autor/hrsg. erst 1974 geboren wurde und das meiste nur vom hörensagen kennnt. das sub-bavaria gibt z.b. in weiten bereichen mehr her.
Feiern sich die Münchner mal wieder selbst. Und als Anlass dient der Grund, dass man vor 30 Jahren doch mal ganz hipp gewesen war? Was machten da Moroder eigentlich mittlerweile?