Treffen der Giganten
"A Special Evening With Bob Dylan & Mark Knopfler", so verkündeten es die Veranstalter. Und das Publikum sollte nicht enttäuscht werden.
Bereits um 19:30 betritt Mark Knopfler zusammen mit seiner Begleitband die Bühne und beginnt sogleich mit "Wye Aye Man", dem Opener seines Solo-Albums "The Ragpicker's Dream". Nachdem die Band sich mit den ersten zwei Liedern warmgespielt hat, folgt mit "Sailing to Philadelphia" gleich einer der bekanntesten Songs aus Knopflers Repertoire, der auch beim Publikum gut ankommt. Danach hat Knopfler leichtes Spiel und das Publikum hängt ihn bis zu dem rockigen Abschlusssong "So Far Away" an den Lippen. Dazwischen gab es ein abwechslungsreiches, aber doch sehr standardisiertes Set mit alten (Brothers In Arms, Speedway At Nazareth) und neuen (Privateering) Highlights.
Nach einer kurzen Umbaupause ist es dann endlich soweit. Bob Dylan betritt nach der mit "Ladies and gentlemen, please welcome the poet laureate of rock 'n' roll." eingeleiteten Begrüßung die Bühne. Und sogleich legt er los mit einer schnellen Version von "Leopard-Skin Pill-Box Hat". Mark Knopfler, der sich seit einigen Auftritten dazu entschlossen hat, für jeweils ein paar Songs mit Dylan auf der Bühne zu verweilen, steuert seinen unverkennbaren Gitarrensound dazu bei. Danach ist er noch bei zwei weiteren Songs, "It Ain't Me Babe" und "Things Have Changed" auf der Bühne, bevor er von Dylan verabschieded wird.
Dylan selbst ist an diesem Abend in einer prächtigen Stimmung. Neben vielen Blicken ins Publikum, lächelt er fast unentwegt und scheint seinen Auftritt in der Münchner Olympiahalle sichtlich zu genießen. Das zeigt sich auch bei seinem vierten Song "Man In The Long Black Coat", der eine kleine Rarität auf der aktuellen Tour darstellt. Und nach der Abwesentheit Knopflers zeigt sich, wie Dylan sich immer wieder neu entdeckt. Der Song, erstmals erschienen auf "Oh Mercy" in den späten 1980ern, wird heute Abend in ein neues Gewand getaucht und klingt dabei, wie ein aktueller Dylan-Song, der gerade erst im Studio aufgenommen wurde.
Was folgt sind ein paar Standard-Songs seiner "Never Ending Tour", auf der er sich bereits seit 1988 befindet. Dazu zählen "Summer Days", "High Water" und auch "Highway 61 Revisited". Als nächstes gibt es "Forgetful Heart" in einer schön arrangierten Version, die Dylan von einer ganz anderen Seite betrachten lässt. Dylan, nicht der Protestsänger der 1960er, sondern der Romantiker der 2000er. Er zeigt mit diesem Song was er noch alles kann und man möchte fast, dass dieses Lied nie endet.
Der Übergang zu "Thunder On The Mountain" ist präzise und wohl durchdacht. Durch einen kleinen unachtsamen Moment des Security-Personals kommt es zu noch einem kleinen Höhepunkt des Konzerts. Das Publikum aus den ersten Sitzreihen erhebt sich und strömt vor an die Bühnenabsperrung. Diesem Drang des Publikums kann selbst das Personal nicht wiederstehen und lässt die Dylan-Fans gewähren.
Dafür gibt es zum Abschluss "Ballad Of A Thin Man", "All Along The Watchtower" und "Like A Rolling Stone", die das Publikum begeistert aufnimmt. Damit wäre dann ein normales Bob Dylan Konzert auch zu Ende gewesen, doch Dylan und seine Band kommen noch einmal für eine Tour-Premiere auf die Bühne. "Blowin' in the Wind" wird heute zum ersten Mal auf der aktuellen Tour gespielt, bei einer Zugabe, die Dylan nur selten gibt.
Alles in allem ist es ein gelunger Abend für das Publikum und auch für Bob Dylan. Seit langem hat man ihn nicht mehr so zufrieden und gut gelaunt in München angetroffen.