"Prinz von Homburg" am Residenztheater

Toni Hofreiter des Resi

Theaternebel, Kitschkunstblut am Hemd und ein Tennisball sind zu wenig: Eine Kritik zu David Böschs Inszenierung von "Prinz von Homburg" am Residenztheater.

Kleist kann natürlich nicht schlecht sein - extreme Kürzungen im Text lassen allerdings die Szenen sprunghaft und die mehrfach beschriebenen Wandlungen in den Personen unvermittelt erscheinen. In der Inszenierung von David Bösch beschränkt man sich auf vortreffliches Deklamieren auf einem Treppenpodest und dort an der Rampe meist in Frontalposition, wie im klassischen Theater. Man soll sich vom Regietheater nicht zu viel erwarten. Diesmal war Intendant Kušej, der Anfang des Jahres mit der schlecht vorbereiteten Castorf-Baal-Inszenierung bei nur drei erlaubten Aufführungen viele gute Kunststeuergelder verantwortlich verschwendet hat, schon mangels Erben auf der sicheren Seite: Die Werktreue ist indiziert. Gleichwohl: Herkömmlicher Theaternebel, Kitschkunstblut am Hemd und ein Tennisball sind zu wenig.

Vom Eros in einem Strang der Handlung war gar nichts zu spüren, das Kriegsgeschehen, inmitten dessen alles spielt, blieb bis auf drei Kanonenböller zur Freude der zahlreich erschienenen älteren Damen außen vor, jedenfalls bewegte es textwidrig nicht. Alles spielt auf einer kakophonisch bei jedem Schrittchen scheppernden Treppenrampe von der Farbe der Kostüme. Inmitten Shenja Lacher als bestens sprechender Schauspieler, als Typ dann aber doch nur der Toni Hofreiter des Resi – für einen General der Schweren Kavallerie wenig ideal besetzt.

In der vom Titelhelden maßgeblich gegen die Schweden gewonnenen Schlacht von Fehrbellin wurde die Grundlage für Preußens Gloria - von Bayern auch heute noch beargwöhnt - und das Preußentum überhaupt geschaffen. Kleist hat das 150 Jahre danach primär nur in der Psyche von Einzelpersonen dargestellt. Der Bogen von der gewonnenen Schlacht und vom Großen Kurfürsten zum wilhelminischen WK I hätte perspektivisch etwas für die Regie abgeben können.

Noch zahlreiche Aufführungen mit gutem Kartenangebot.

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