"Na dann wollen wir den Herrschaften doch mal etwas bieten"
Der prunkvolle Max-Joseph-Saal mit seinen riesigen Kronleuchtern ist nur zur Hälfte gefüllt, als um 20:30 Uhr Max Goldt das Podium bestritt. Normalerweise sind die Lesungen des Autors immer ausverkauft, doch nicht heute Abend. Schuld daran mag das schlechte Matschwetter sein, oder die Tatsache, dass es auch am kommenden Tag nochmals eine Lesung am gleichen Ort geben wird.
Doch egal ob der Saal nun halbleer oder halbvoll ist, Max Goldt schafft es schon in der ersten Hälfte seiner Lesung, das Publikum fabelhaft zu unterhalten. Gelesen werden vor allem ältere Texte und Kolummnen, deren Inhalt über antike Steckdosen in New Yorker Hotelzimmern, afro-amerikanische Gottesdienste bis hin zu Angela Merkels Dönervorliebe handelt.
Goldts neues Buch ist ein Bilderbuch, in dem außergewöhnliche und normale Fotos mit einfallsreichen Texten untertitelt sind. Für eine Lesung eignet sich das Buch mit dem Titel "Gattin aus Holz" daher nicht besonders und Max Goldt merkt an, er würde auch ungern eine Powerpoint-Präsentation während seinen Lesungen vorführen. "Das würde eh nur zu technischen Problemen führen".
Da aber bei den vorherigen Lesungen Beschwerden beim Veranstalter eingegangen sind, die bemängelten, dass der Autor nichts aus seinem neuen Band lese, gibt es im Max-Joseph-Saal eine Premiere. Max Goldt beschreibt erst ausführlich die Bilder, bevor er die entsprechenden Textpassagen vorträgt. Dies gelingt ihm spielerisch einfach und ganz ohne Computerpräsentation.
Nach einer kurzen "Sexualgroteske" gibt es eine kurze Pause, die endet als Goldt zu einer "gesellschaftskritischen Polemik" ansetzt. In der zweiten Hälfte betrachtet der ehemalige Titanic-Autor das deutsche Kleinbürgertum, Designernamen auf Herrenunterhosen, Weihnachtsmärkte und vieles mehr.
Goldt sieht Weihnachtsmärkte zusammen mit Autos und Fußball als die liebsten Dinge der Deutschen. Während im Residenzhof der Weihnachtsmarkt in vollen Zügen stattfindet, wird im Max-Joseph-Saal mit dem bunten Treiben abgerechnet. Goldt fragt sich, ob es überhaupt augrund des "Denkmalschutzes für historische Plätze" möglich ist, dieselben "mit Sperrholzbuden zuzubauen". Auch verstehe er nicht, warum "Bretterbuden mit aufgetackerten Fichtengrün" solch einen Reiz ausüben. Wenn man davor bei dem Schneematsch schon auf dem vollen Markt war, kann man die Kritik durchaus nachvollziehen.
Nach mehr als zwei Stunden neigt sich die Lesung ihrem Ende zu. Die Zugabe, die dann noch kommt, wird als ein "ganz schnell runtergerattert, kurzes, blödes Teil" angekündigt. Doch ist die Zugabe, ebenso wie alle anderen Texte des Abends, sehr unterhaltsam und man wundert sich danach, wie schnell die Zeit im Max-Joseph-Saal vergangen ist.
Kommentare
Das Buch heißt übrigens
Das Buch heißt übrigens "Gattin aus Holzabfällen" und nicht "Gattin aus Holz" ;)
War das ein Bericht über die 1. oder 2. Lesung? (ich war auf der 1., deshalb nehme ich mal an, der Autor dieses Berichts auch) -
das einzige was mir nicht getaugt hat war die grottige Akustik - wir saßen wirkich recht weit vorne, trotzdem war der Sound ziemlich dumpf und leise, man musst schon echt obergenau aufpassen.
Ansonsten wars echt super.
Der von Goldt erwähnte "Comedian, der das Berliner Olympiastadion vollgemacht hat" war übrigens Mario Barth - schlimm genug dass ich das weis, Schande Schande.
Allerdings weiß ich es nur, weil Karl Dall über darüber gesagt hat, dass "das Berliner Olympiastadion schon ganz andere vollgekriegt haben". Hätte fast erwartet, dass Herr Goldt dass auch noch erwähnt.