Lesung aus "Strobo"

Zig Nächte wach

Selbst erlebt, nicht abgeschrieben: In der Niederlassung fand am Donnerstag eine Lesung aus dem Berghain-Buch "Strobo" statt, bei dem sich Helene Hegemann ja so eifrig bediente.
Deef Pirmasens liest aus Strobo (Foto: muenchenblogger)
Deef Pirmasens liest aus Strobo (Foto: muenchenblogger)

"Samstagmittag komme ich zu mir, Samstagnacht werde ich wach, (…) um halb sechs bin ich im Berghain." Da ist wieder so ein Satz, der hängenbleibt. Am Donnerstagabend fand in der Niederlassung eine Lesung aus "Strobo" des Berliner Bloggers Airen statt - dem Buch, das in die Schlagzeilen geraten ist, weil herauskam, dass Helene Hegemann für ihr hochgelobtes Buch "Axolotl Roadkill" Passagen daraus abgekupfert hat.

Aufgedeckt hat dies der Münchner Blogger Deef Pirmasens, der auch wegen seiner monatlichen Veranstaltungsreihe "Multimediale Lesungen" in der Stadt bekannt ist. Im September hat Deef schon einmal eine Lesung aus "Strobo" organisiert. Auch damals hat Deef schon selbst die Passagen vorgelesen, weil Airen anonym bleiben will. Kein Wunder, denn all die krassen Geschichten, von denen er erzählt, hat er nicht erfunden oder abgeschrieben, sondern selbst erlebt.

Airen fängt mit 14 Jahren in einer bayerischen Kleinstadt an zu kiffen, es kommen immer mehr Drogen hinzu. Als er zum Studieren nach Berlin geht, auch noch der Techno. Später macht Airen ein Praktikum in einer Unternehmensberatung, die Wochenende verbringt er im Berghain, hat Sex mit Männern und Frauen und nimmt natürlich jede Menge Drogen.

Airens Sprache ist eindringlich. Einmal heißt es: "Das Unerträgliche erträglich machen - darum geht es doch im Leben." Oder: "Ich fühle mich so leer wie nach jedem Fick, für den ich nicht gezahlt habe."

Viele haben ähnliches erlebt, aber nur Airen hat es aufgeschrieben. Manche Erlebnisse mag er vielleicht doch ein wenig aufgebauscht haben - so wird bei ihm das Rauchen eines Joints schon mal so beschrieben als könnte es der letzte Schuss eines Junkies sein. Und auch an den Film "Trainspotting" erinnern einige Passagen. Aber wir wollen keine neue Plagiatsdebatte - und vor allem "Strobo" nicht schmälern. Denn ein eindrucksvolles Werk ist es allemal.

Passend dazu werden bei der Lesung Visuals an die Wand geworfen: Fotos von Partys, kurz bevor der letzte Gast geht, Szenen aus der Berliner U-Bahn, Discobeleuchtung. Im Hintergrund wird immer wieder Musik eingeblendet. Techno.

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